Gastronomieverbot: Die Bäcker sind frustriert
Der zweite Lockdown wegen der Corona-Pandemie trifft die Falschen. Das sagt das Bäckerhandwerk. Es hält die beschlossenen Maßnahmen für unangemessen und nicht verhältnismäßig.
Michael Wippler. Foto: © Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks e. V. / Darius Ramazani"Die erneute Schließung aller gastronomischen Einrichtungen ist bitter", sagt Michael Wippler, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Bäckerhandwerks. "Für viele Bäcker ist das Café- und Snackgeschäft ein wichtiges Standbein, das nun erneut vollständig wegbricht und Umsatzeinbußen je nach Betriebskonzept von bis zu 90 Prozent zur Folge hat." Die wirtschaftlichen Probleme der Betriebewürden damit erneut verschärft.
Er ist überzeugt, dass von Bäckereicafés keine erhöhte Infektionsgefahr ausgehe. Denn: Die Bäcker hätten viel Geld in die Hand genommen, um Hygieneschutzmaßnahmen umzusetzen. "Der angebliche Lockdown light trifft die Falschen", erklärt Daniel Schneider, Hauptgeschäftsführer des Verbands.
Verband prüft rechtliche Schritte
Das Bäckerhandwerk begrüße wirkungsvollen Maßnahmen, um das Infektionsgeschehen in den Griff zu bekommen, doch die gestern beschlossenen Maßnahmen seien unangemessen und nicht verhältnismäßig. Der Verband prüfe nun, rechtliche Schritte einzuleiten.
Aus Sicht der Bäcker wäre ein verstärkter Aufbau von Kontrollstrukturen sinnvoller als einseitig die Unternehmen zu belasten und ihnen mit dem Lockdown erneut die Existenzgrundlage zu entziehen. "Die Gesundheitsämter und Ordnungsbehörden personell stärken, um Infektionsketten nachvollziehbar zu machen, die Einhaltung der Corona-Regeln stärker zu kontrollieren und Verstöße konsequent zu bestrafen, hätte die drastische Entwicklung der Infektionszahlen verringern können“, so Schneider.
Aus Fehlern lernen
Daniel Schneider. Foto: © ZV BäckerhandwerkBereits vor Monaten habe der Bäckerverband vorgeschlagen, die Sorglosigkeit und das Fehlverhalten einiger Bevölkerungsgruppen mit einer Informations- und Motivationskampagne zu stoppen. Die Politik müsse endlich aus den Fehlern der Vergangenheit lernen und gezielte Maßnahmen auf den Weg bringen, statt erneut aus offensichtlicher Hilflosigkeit gesamte Wirtschaftszweige lahm zu legen.
Die zugesagte Soforthilfe des Bundes begrüßt der Zentralverband zwar, so könnten Umsatzverluste ein Stück weit abgefedert werden. Gleichwohl sei zu befürchten, dass die Hilfe nicht alle Betriebe erreicht und sie nicht ausreichen könnten, um ein wirtschaftliche Schieflage zu vermeiden. Die Bildung eines Rettungsfonds für die stark betroffene Branchen sowie weitere konjunkturelle Anreize müssten daher in einem weiteren Schritt folgen, fordert Schneider.
Quelle: Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks
Text:
Lars Otten /
handwerksblatt.de
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