Mit den vorgeschlagenen Maßnahmen will die EU-Kommission das Wachstum der Automobilindustrie unterstützen, die Produktion stärken und strategische Abhängigkeiten reduzieren.

Mit den vorgeschlagenen Maßnahmen will die EU-Kommission das Wachstum der Automobilindustrie unterstützen, die Produktion stärken und strategische Abhängigkeiten reduzieren. (Foto: © welcomia/123RF.com)

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Neue Strategie für den Automobilsektor

Die EU-Kommission stellt ihren Aktionsplan für den Automobilsektor vor. Damit will sie einen Wandel hin zur vernetzten, automatisierten und emissionsfreien Mobilität einleiten. Der ZDK fordert eine schnelle Umsetzung der Pläne.

Die Europäische Kommission hat ihre Pläne für den Automobilsektor in der EU vorgelegt. Sie sieht die Branche durch technologische Veränderungen und einem stärker werdendem Wettbewerb an einem "kritischen Wendepunkt". Mit den vorgeschlagenen Maßnahmen will sie das Wachstum der Automobilindustrie unterstützen, die Produktion stärken und strategische Abhängigkeiten reduzieren. "Es gibt so viel ungenutztes Potenzial auf dem Weltmarkt, wenn es um Innovation und saubere Lösungen geht. Ich möchte, dass unsere europäische Automobilindustrie die Führung übernimmt", sagt Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.

Ziel sei es, den Wirtschaftszweig nachhaltig, wettbewerbsfähig und innovativ aufzustellen. Von der Leyen: "Wir werden an unseren vereinbarten Emissionszielen festhalten, jedoch mit einem pragmatischen und flexiblen Ansatz." Verkehrskommissar Apostolos Tzitzikostas ergänzt: "Mit diesem Aktionsplan unternehmen wir entscheidende Schritte zur Stärkung der industriellen Basis Europas, zur Beschleunigung der Digitalisierung und zur Förderung sauberer Mobilität." Die nächste Fahrzeuggeneration solle mit europäischer Technologie in Europa hergestellt werden und auf europäischen Werten aufbauen.

Änderung der CO2-Emissionsnormen

AktionsplanHier finden Sie Fragen und Antworten zum Aktionsplan der EU-Kommission für die europäische Automobilindustrie.Die EU-Kommission will 1,8 Milliarden Euro bereitstellen, um eine sichere und wettbewerbsfähige Lieferkette für Batterierohstoffe zu schaffen. Dazu will sie für die Entwicklung von vernetzten und autonome Fahrzeugen eine Milliarde Euro an öffentlich-privaten Investitionen mobilisieren, die bis 2027 durch das Programm "Horizont Europa" unterstützt werden sollen, um die gemeinsame Software und digitale Hardware zu herzustellen. Zusätzlich will sie gleiche Wettbewerbsbedingungen gewährleisten und europäische Unternehmen vor unlauterem Wettbewerb schützen, um sie widerstandsfähiger gegen den Wettbewerb aus Übersee zu machen.

Das EU-weite Null-Emissionsziel für neue Personenkraftwagen und leichte Nutzfahrzeuge im Jahr 2035 bleibt unverändert. Die Kommission will den Akteuren allerdings mehr Flexibilität bei der Einhaltung der CO2-Normen einräumen. Noch im März will sie "eine gezielte Änderung der CO2-Emissionsnormen für Personenkraftwagen und leichte Nutzfahrzeuge" vorschlagen. Die Änderung würde es den Automobilherstellern ermöglichen, ihre Ziele zu erreichen, indem sie ihre Reduktionsleistungen über einen Zeitraum von drei Jahren (2025 bis 2027) berechnen können.

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Gute Impulse und verpasste Chancen

"So könnten sie Defizite in einem oder zwei Jahren durch Übererfüllung in den anderen Jahren ausgleichen, während das Gesamtziel für 2025 beibehalten wird", erkärt die Kommission. Parallel will die Kommission an Möglichkeiten arbeiten, die Nachfrage nach europäischen emissionsfreien Fahrzeugen zu steigern. Gleichzeitig soll der die Dekarbonisierung von Unternehmensflotten stärker in den Mittelpunkt rücken. Sie machten etwa 60 Prozent der Neuzulassungen aus und sollen ökologischer ausgerichtet werden. 

"Die Bemühungen der EU-Kommission den europäischen Standort zu schützen, kommen keine Minute zu früh", kommentiert Arne Joswig, Präsident des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK). Der Plan der EU-Kommission setze viele gute Impulse, lasse aber auch Chancen liegen. "Der Standort Europa ist damit noch nicht gerettet", so Joswig. Er begrüßt die Flexibilisierung der CO2-Normen, jedoch bliebe die Chance verpasst, klimaneutrale Kraftstoffe zur Erreichung der Klimaziele in einer der Kernindustrien Europas mit 13 Millionen Beschäftigten sinnvoll einzubinden.

Freien Wettbewerb nicht gefährden

Joswig fordert: "Es muss sichergestellt sein, dass zur Erfüllung der Kundenbedürfnisse Innovationen aus allen Technologiefeldern zum Einsatz kommen. Dafür müssen entsprechende Rahmenbedingungen geschaffen werden. Ergänzend zur Elektromobilität sollte deshalb auch die Klimawirkung erneuerbarer Kraftstoffe und deren enormes Potenzial zur Erreichung der CO2-Vorgaben berücksichtigt werden." Der Fokus auf die Dekarbonisierung von Firmenflotten sei ein richtiger Schritt, sie seien ein wichtiger Baustein für einen funktionierenden Gebrauchtwagenmarkt, der Stromer günstig in die Masse bringen könne.

Zur Stärkung der Nachfrage nach emissionsfreien Fahrzeugen fordert der ZDK ein allgemeines Förderprogramm, das sowohl den Kauf von Neuwagen wie auch Gebrauchten zielgruppengerecht unterstützt. "So kann allen Kundengruppen geholfen werden, wenn durch einen Nachfrageimpuls auch langfristige Angebote im Gebrauchtwagensegment geschaffen werden." Zölle gegenüber außereuropäischer Konkurrenz lehnt der Verband ab. Sie gefährdeten den freien Wettbewerb, "der die europäische Automobilwirtschaft weltweit stark gemacht hat".

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Text: / handwerksblatt.de

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