Mobilität: fünf Forderungen an die EU-Kommission
Anlässlich der Gespräche der EU-Kommission über die Zukunft der europäischen Automobilindustrie fordert der ZDK, Mobilität bezahlbar zu halten.
"Mobilität muss bezahlbar bleiben und darf nicht zur sozialen Frage werden." Das fordert Arne Joswig, Präsident des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) von der Europäischen Kommission. Sie hat in Brüssel einen strategischen Dialog über die Zukunft der europäischen Automobilindustrie gestartet, bei dem Vertreter der europäischen Industrie, der Sozialpartner und von Interessengruppen zusammenkommen. Anfang März soll dann ein Aktionsplan die Ergebnisse des Dialogs vorstellen.
In einem Brief hat sich der ZDK gemeinsam mit dem französischen (Mobilians), niederländischen (Bovag) und belgischen Verband (Traxio) an Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gewandt, in dem sie fordern, auch das Know-how des europäischen Kfz-Gewerbes bei ihrem strategischen Dialog über die Zukunft der europäischen Automobilindustrie zur berücksichtigen. "4,5 Millionen Beschäftigte im Autohandel und in den Werkstätten sorgen dafür, dass Europa verkehrssicher und mobil bleibt. Ohne die Autohäuser und Kfz-Betriebe lässt sich die Transformation hin zur klimaneutralen individuellen Mobilität nicht realisieren", so Joswig.
Das Kfz-Gewerbe fordert:
- Der früh postulierte Zwang zum Verbrenner-Aus ab 2035 hat bislang erheblichen wirtschaftlichen Schaden angerichtet. Die zwanghafte Fokussierung auf E-Mobilität funktioniert nicht so wie geplant, die Kundinnen und Kunden warten ab oder entscheiden sich für Verbrenner. Auch deshalb ist ein technologieoffener Ansatz notwendig, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Die EU setzt als bisher weltweit einzige Organisation auf das Verbrenner-Aus. Damit droht mittelfristig der Ausschluss vieler Millionen Autofahrerinnen und Autofahrer von klimaneutraler individueller Mobilität.
- Um dauerhaft eine nachhaltige und bezahlbare Mobilität in Europa zu sichern, brauchen wir ein hohes Maß regenerativer Kraftstoffe. Denn der Antriebswechsel zur Elektromobilität hinkt massiv hinter den Erwartungen zurück. In Deutschland liegen wir mit 50 Prozent hinter den Erwartungen bei den Neuzulassungen von BEV. Auf das Jahr 2030 prognostiziert schaffen wir statt 15 Millionen nur knapp die Hälfte im Bestand.
- Die Revision der CO₂-Flottenregulierung muss auf dieses Jahr vorgezogen werden, die Zielerreichung gehört auf den Prüfstand. Erneuerbare Kraftstoffe müssen auf die Flottengrenzwerte für Pkw und Lkw anrechenbar sein. CO₂-Minderungen durch bereits beigemischte regenerative Kraftstoffe müssen etwa mit der Einführung eines Kohlenstoffkorrekturfaktors auf die Flottenziele anerkannt werden. Die CO₂-Emissionen sollten im Rahmen der Flottenregulierungen zukünftig über den gesamten Lebenszyklus der Fahrzeuge und ihrer Antriebsenergie betrachtet werden. Bisher fließen lediglich die lokalen Emissionen im Fahrbetrieb in die CO₂-Bilanzen ein.
- Europa ist für die Transformation zur Elektromobilität noch nicht bereit und hat seine Hausaufgaben nicht gemacht. Wenn sich die Ausbaugeschwindigkeit nicht massiv ändert, werden wir das im nationalen Ausbauplan der Ladeinfrastruktur postulierten Ziel von einer Million öffentlicher Ladepunkte bis zum Jahr 2030 vermutlich um 40 Prozent verfehlen. Gleiches gilt auf europäischer Ebene. Das von der Europäischen Union selbst gesteckte Ziel, bis zum Jahr 2030 rund 3,5 Millionen Ladepunkte zu schaffen, wird um 60 Prozent und damit um 2 Millionen Ladepunkte verfehlt, wenn die Ausbaugeschwindigkeit gleich bleibt.
- Wenn die Klimaziele eingehalten werden sollen und die E-Mobilität nicht vorankommt, wird der CO₂-Preis explodieren. Bis zum Jahr 2030 kann dieser Preis in Deutschland auf 300 Euro pro Tonne ansteigen. Das wären zusätzlich rund 70 beziehungsweise 80 Cent pro Liter Benzin beziehungsweise Diesel. Hierdurch würden Menschen, die sich noch nie in ihrem Leben einen Neuwagen leisten konnten, von der Automobilität schrittweise ausgegrenzt. Wir brauchen auch bezahlbare Elektrofahrzeuge und alternative Kraftstoffe, und zwar schnell. Das ist nicht nur eine Herausforderung für die Politik, sondern auch für die Hersteller und die Mineralölbranche. Unsere Kunden erwarten Lösungen – und zwar jetzt.
Quelle: ZDK
DHB jetzt auch digital!Einfach hier klicken und für das digitale Deutsche Handwerksblatt (DHB) registrieren!
Text:
Lars Otten /
handwerksblatt.de
Kommentar schreiben