Krisenstimmung im Mittelstand: Analyse und Handlungsbedarf 2024
Die Arbeitsgemeinschaft Mittelstand hat die wirtschaftliche Lage für KMU analysiert. Sie fordert dringend Maßnahmen in der Wirtschaftspolitik, um die Schwächephase zu überwinden.
Die Arbeitsgemeinschaft (AG) Mittelstand sieht die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) derzeit in einem "schwierigen Konjunkturumfeld" und einer "hartnäckigen Schwächephase". Die Politik müsse deswegen dringend Maßnahmen ergreifen, um die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen. Mit ihrem "Mittelstandsmonitor 2024" hat die AG erstmals eine Analyse der Lage für KMU vorgelegt. Neben konjunkturellen Faktoren belasten zahlreiche strukturelle Probleme, Bürokratielasten und auch die enorme Unsicherheit über den wirtschaftspolitischen Kurs in Deutschland die mittelständischen Betriebe.
"Die nur langsam schwindende hohe Inflation, die gestiegenen Zinsen und die schwache in- und ausländische Nachfrage haben die Konjunkturerholung 2023 weiter verzögert", heißt es in der Analyse. Auch die Vorhersagen für das Jahr 2024 ließen keinen nachhaltigen Aufschwung erwarten. "Hier erwartet die AG Mittelstand politische Entscheidungen, die gerade den mittelständischen Betrieben und Unternehmen wieder wettbewerbsfähigere Rahmenbedingungen verschaffen."
Gesamtlage schlecht
Ausgehend von einer Skala von -3 (sehr schlecht) bis +3 (sehr gut) bewertet die Arbeitsgemeinschaft die aktuelle Lage im Mittelstand mit einem Wert von -2. Akuten Handlungsbedarf sieht sie vor allem in den Themenfeldern Fachkräfte und Unternehmertum, Energiepolitik, regulatorisches Umfeld, Steuern sowie Infrastruktur. Im Themenfeld Fachkräfte und Unternehmertum brauche man eine echte Offensive zur Stärkung der dualen Ausbildung. In der Energiepolitik sei besonders eine Ausweitung der Stromproduktion zur Stabilisierung der Beschaffungskosten nötig.
Bewertung nach Themenfeldern
Fachkräfte und Unternehmertum | -2 |
Energiepolitik | -2 |
Regulatorisches Umfeld | -3 |
Steuern | -1 |
Infrastruktur | -1 |
Gesamtlage im Mittelstand | -2 |
Im Verhältnis zu ihrer Wirtschaftskraft und zu ihren verfügbaren Ressourcen sei die Belastung durch unnötige Bürokratie für KMU besonders groß. Damit der Standortfaktor Bürokratie nicht länger ein Wachstums- und Innovationshemmnis bleibt, benötige die Wirtschaft einen Befreiungsschlag. "Hierfür liefern die aktuellen politischen Initiativen erste Vorschläge (...). Hier muss noch deutlich mehr passieren. Denn ein gutes nicht überreguliertes Umfeld bietet Betrieben und Unternehmen die erforderliche Rechtssicherheit und eine klare Orientierung für unternehmerisches Handeln."
Große Bürokratiebelastung
Große Belastungen durch das sehr bürokratische, regulatorische Umfeld gebe es besonders im Bereich der Mittelstandsfinanzierung. Die AG fordert: "Die in diesem Bereich täglich zunehmende Belastung aus untergesetzlichen Regeln, Auslegungen und Meldungen bedürfen zunächst eines Moratoriums und dann einer Neukonzeption. Im Themenfeld Steuern muss es zu einer strukturellen Unternehmenssteuerreform kommen. Die Steuerlast sollte auf das international wettbewerbsfähige Niveau von 25 Prozent auf Ebene der Gesellschaft gesenkt werden."
Zur Stärkung von kleinen und mittleren Betrieben und Unternehmen sollten die Eckwerte des Einkommensteuertarifs regelmäßig an die Inflationsentwicklung angepasst und die Abschreibungen für KMU erleichtert werden. Wichtig im Themenfeld Infrastruktur sei eine langfristig gesicherte Finanzierungskulisse für Verkehrsinfrastrukturen. Vorzugsweise sei die zügige Wiederherstellung, Instandsetzung beziehungsweise Modernisierung maroder Bestandsinfrastrukturen, zu denen beispielsweise viele Autobahnbrücken zählen, umzusetzen.
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Text:
Lars Otten /
handwerksblatt.de
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