Urkundenübergabe im Campus Handwerk: Bernd Elsen gratuliert Lisa Kraus zum 2. Platz bei der Deutschen Meisterschaft. Im Hintergrund: Sven Kronewirth (HWK)

Urkundenübergabe im Campus Handwerk: Bernd Elsen gratuliert Lisa Kraus zum 2. Platz bei der Deutschen Meisterschaft. Im Hintergrund: Sven Kronewirth (HWK) (Foto: © Constanze Knaack-Schweigstill)

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Meisterdetektivin am Kopierer

Informationselektronikerin Lisa Kraus weiß sich in einer Männerdomäne durchzusetzen. Sie ist zweite Bundessiegerin bei der Deutschen Meisterschaft im Handwerk.

Lisa Kraus aus Gutweiler beweist, dass man in einer männerdominierten Branche nicht nur mithalten, sondern glänzen kann. Mit 22 Jahren gehört sie zu den Besten ihres Fachs: Sie ist Deutschlands zweitbeste Informationselektronikerin für Bürosystemtechnik. Ihr Beruf mag unscheinbar klingen, ist aber vielseitig und spannend. Lisa repariert defekte Kopierer und Drucker in Schulen, Unternehmen und anderen Einrichtungen. "Technikprobleme sind wie Detektivarbeit: Jedes Gerät hat seine eigenen Geheimnisse, und es macht Spaß, sie zu knacken." Sie schätzt auch den Kontakt zu zufriedenen Kunden: »Die Kunden glücklich zu sehen, wenn alles wieder läuft, macht mich zufrieden.«

Lisa wurde in der Nähe von Paris geboren und zog später mit ihrer Familie nach Lothringen. Nach dem Abitur am deutsch-französischen Gymnasium in Saarbrücken begann sie 2020 ein Jurastudium in Trier. Doch nach zwei Semestern merkte sie: "Das ganze Theoriegedöns ist nichts für mich." Stattdessen wollte sie handwerklich arbeiten und mit Technik zu tun haben. Als Kind hatte sie mit ihrem Vater, einem Elektroingenieur, gelötet und gebastelt. Ein Praktikum am Fraunhofer-Institut für zerstörungsfreie Prüfverfahren bestärkte ihren Wunsch, einen technischen Beruf zu ergreifen. »In der Oberstufe und durch Corona habe ich diesen Traum aber aus den Augen verloren«, erklärt sie.

"Eine Frau in der Werkstatt – geht das?"

Durch eine Beratung bei der Handwerkskammer Trier entdeckte sie den Beruf der Informationselektronikerin und fand genau das, was sie suchte: "Die perfekte Mischung aus Handwerk und Köpfchen. Es gibt Routineaufgaben, aber auch knifflige Fälle, bei denen man tüfteln muss." Dass sie ihre Ausbildung dank Abitur um ein Jahr verkürzen konnte, machte die Lehre noch attraktiver. Über die Handwerkskammer kam sie zur Ordnung Trier GmbH – und musste sich dort als erste Frau in der Werkstatt behaupten: "Am Anfang war ich eine Exotin unter älteren Herren und brauchte Ellenbogen. Mit der Zeit haben wir gegenseitigen Respekt entwickelt."

Skeptische Blicke erlebt sie auch schon mal im Außendienst: "Manche Kunden trauen mir zunächst nicht zu, ihr Gerät zu reparieren. Kürzlich sagte mir ein Kunde, während ich dabei war, den Fehler zu beheben: ‚Ich gucke hier mal ein bisschen zu.‘" Mit Können und Kommunikation überzeugte Lisa auch ihn: »Ich erkläre dann genau, was ich mache. Am Ende sind die Kunden oft erstaunt, dass Frauen genauso gut schrauben können wie Männer.« Sie nimmt solche Situationen gelassen: »Manchmal muss man sich doppelt beweisen. Am Ende zählt, dass der Drucker läuft und der Kunde zufrieden ist.«

Deutschlands Zweitbeste – mit Grips und Mut

Ein Highlight ihrer Karriere war die Teilnahme am Bundeswettbewerb der Elektroberufe in Oldenburg. Unter 40 Teilnehmern, darunter nur zwei Frauen, belegte Lisa den zweiten Platz. "Wir beide haben es aufs Treppchen geschafft, jede in ihrer Disziplin – das war cool!" Lisas Aufgabe: eine Telefonanlage konfigurieren. "Ich war ordentlich im Stress, weil ich das vorher noch nie gemacht hatte. Aber ich wusste, dass ich das hinkriegen kann – und habe es letztendlich gewuppt!"

Auch privat ist Lisa wissbegierig und vielseitig interessiert. Sie spielt Akkordeon und fotografiert gerne. Neben ihrem Händchen für Technik hat sie ein Faible für Fremdsprachen. Vielseitig ist auch ihr Beruf: "Man ist ständig unterwegs, lernt neue Menschen und Orte kennen. Und jede Woche löse ich ein neues Problem, mit dem ich vorher noch nicht zu tun hatte." Die Mischung aus Detektivin und Mechanikerin begeistert sie: "Technikprobleme zu lösen, macht mir einfach Spaß!"

 

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Text: / handwerksblatt.de

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