Kartellamt untersucht die hohen Spritpreise
Autofahrer mussten an der Tankstelle zuletzt immer tiefer in die Tasche greifen. Gleichzeitig sind die Rohölpreise wieder gesunken. Deshalb leitet das Bundeskartellamt eine Untersuchung ein.
Die Ölkonzerne geben die inzwischen wieder gesunkenen Rohölpreise nicht an die Verbraucher weiter, stattdessen müssen Autofahrer weiter Höchstpreise für Benzin und Diesel zahlen. Das Bundeskartellamt hat am 12. April 2022 den Jahresbericht 2021 der Markttransparenzstelle für Kraftstoffe veröffentlicht. Es will für Transparenz am Markt sorgen und wird dafür von der Bundesregierung mit neuen Befugnissen ausgestattet.
Der Krieg in der Ukraine und seine Folgen führten zu zahlreichen Verwerfungen im Kraftstoffmarkt, erklärte Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes dazu: "Wir verfolgen diese Entwicklungen mit hoher Aufmerksamkeit. Rohölpreise, die Abgabepreise der Raffinerien und die Preise an der Tankstelle sind in den vergangenen Wochen deutlich auseinandergelaufen." Man werde nun eine sofortige Sektoruntersuchung mit Fokus auf die Raffinerie- und Großhandelsebene einleiten. Ziel ist es, die Gründe für die jüngsten Markt- und Preisentwicklungen auszuleuchten. "Zugleich schaffen wir damit auch wichtige Grundlagen für die beabsichtigte Erweiterung der Aufgaben der Markttransparenzstelle", so der Kartellamtschef.
Neue Kompetenzen zur Martküberwachung
Die Bundesregierung hat kürzlich vorgeschlagen, die Befugnisse und den Beobachtungsauftrag der Markttransparenzstelle für Kraftstoffe zu erweitern, um die Wettbewerbsverhältnisse über alle Wertschöpfungsstufen, insbesondere im Raffineriebereich, besser einschätzen zu können. Zudem soll die Markttransparenzstelle zukünftig zusätzlich zu den Preisen an den Tankstellen auch die dazu abgegebenen Mengen erheben. Dies würde es ermöglichen, die Wettbewerbsverhältnisse auf der Ebene der Tankstellen besser beurteilen zu können.
Geld sparen mit ein paar Tricks
"Gerade bei den derzeit sehr hohen Preisen lässt sich mit ein paar Faustregeln viel Geld sparen", weiß Andreas Mundt."Autobahn-Tankstellen sollten gemieden werden: An Straßentankstellen sind die Preise hoch, an der Autobahn jedoch meist noch etwa 25 Cent höher. Es lohnt sich, nach den preiswerteren Tankstellen zu suchen und diese zu bestimmten Zeiten anzusteuern. Im Laufe eines Tages gibt es in einer Stadt oder Region Preisunterschiede von um die 20 Cent pro Liter. Dies entspricht bei einer Tankfüllung von 50 Litern noch 10 Euro an Sparpotential. Im Allgemeinen gilt zudem: Am teuersten ist es morgens zwischen 5 und 8 Uhr, am niedrigsten sind die Preise meist am Abend zwischen 18 und 22 Uhr."
Dieses Muster war im März jedoch teilweise von hohen, kontinuierlichen Preisanstiegen überlagert, sodass in manchen Fällen auch das abendliche Tanken keine Erleichterung brachte. Gerade in solchen Ausnahmefällen ist die prompte Information durch Handy-Apps, die oft auch Preisentwicklungen und Tageszyklen anzeigen, sehr wertvoll.
Die Markttransparenzstelle für Kraftstoffe des Bundeskartellamtes beobachtet fortlaufend den Handel mit Kraftstoffen und gibt die von ihr bundesweit erhobenen Kraftstoffpreise von etwa 15 000 Tankstellen in Deutschland an zugelassene Verbraucher-Informationsdienste weiter. Die Informationen können die Autofahrerinnen und -fahrer dann bei einer Vielzahl von Anbietern online und über mobile Apps abrufen. Im Jahresbericht 2021 sind die Preissteigerungen der vergangenen Wochen bis kurz vor Redaktionsschluss einbezogen.
Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick
- Die Kraftstoffpreise sind stark gestiegen. Lag z.B. E5 Anfang 2021 noch unter 1,40 Euro/Liter, so war es kurz vor dem Angriff auf die Ukraine bereits 1,80 Euro/Liter. Einige Zeit nach der Eskalation, z.B. am 13.03.2022, lag E5 bei 2,26 Euro/Liter und Diesel bei 2,31 Euro/Liter. Am vergangenen Sonntag, dem 10.4.2022, lagen die Preise wieder auf niedrigerem Niveau mit rund 2,02 Euro/Liter für E5 und 1,99 Euro/Liter für Diesel.
- Insbesondere Diesel hat sich damit in den letzten Wochen stark verteuert und lag häufig preislich über E5.
- Die Differenz zwischen Rohölpreisen und Tankstellenpreisen nahm zu Beginn der Ukraine-Krise stark zu. Dies wiederum lag insbesondere am wachsenden Abstand zwischen Raffinerie- und Rohölpreisen.
- An ein und derselben Tankstelle gibt es meist Preisunterschiede von 8-13 Cent/Liter am Tag. Vergleicht man die Tankstellen in einer Stadt, gibt es meist sogar Preisunterschiede von 18-24 Cent/Liter am Tag (siehe Grafik).
- Die Kraftstoffpreise sind im Schnitt meist morgens (ca. 5 bis 8 Uhr) am höchsten und abends (ca. 18 bis 22 Uhr) am niedrigsten, wobei es allerdings auch abends kleine Preisanhebungen gibt. Dazwischen schwanken die Preise oft erheblich. Am späten Abend und in der Nacht heben gerade die ohnehin teureren Tankstellen ihre Preise wieder (siehe Grafik).
- An Autohöfen in Autobahnnähe sind die Preise im Vergleich zu anderen Straßentankstellen zwar häufig etwas teurer (+2-3 Cent/Liter), aber wer an einer Autobahntankstelle tankt, muss meist mit noch sehr viel höheren Preisen rechnen. Diese liegen zumeist etwa 25 Cent/Liter über den Preisen an den Straßentankstellen (siehe Grafik). Es gibt allerdings einige wenige Autobahntankstellen, die trotz ihrer Lage keine deutlich teureren Preise erheben. Diese lassen sich gut über Tank-Apps ausfindig machen.
- Zwischen den verschiedenen Regionen in Deutschland gibt es nur vergleichsweise geringe Preisunterschiede. Abgesehen von wenigen teureren bzw. günstigeren Regionen, beträgt die Preisdifferenz im Jahresmittel um die 5 Cent/Liter.
- Der Abstand von E5 zu E10 liegt bei etwa 6 Cent/Liter. Auch hier ergeben sich bei entsprechender Eignung des Fahrzeuges deutliche Einsparmöglichkeiten für wechselwillige Verbraucherinnen und Verbraucher.
Den vollständigen Bericht mit weiterführenden Informationen und anschaulichen Beispielen finden Sie > hier.
Antworten zu einigen regelmäßig auftretenden Fragen zu dem Thema finden Sie > in den FAQ. Dort finden Sie auch weitere Informationen und eine Liste zugelassener Verbraucher-Informationsdienste.
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Text:
Anne Kieserling /
handwerksblatt.de
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