Eine neue Dauerausstellung im Senckenberg Naturmuseum Frankfurt beleuchtet die Gehirne von Menschen und Tieren aus verschiedenen Perspektiven. Besucher können dabei sogar in die Welt von Bundesliga-Rekordspieler Karl-Heinz "Charly" Körbel eintauchen.
Selten sind wir uns seiner erstaunlichen Leistung bewusst, obwohl es uns das Leben, Träume und Wünsche, aber auch Ängste ermöglicht. Es ist das wohl komplexeste Organ, welches unser aller Denken und Fühlen koordiniert: das Gehirn.
Das Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt entführt in seiner neuen Dauerausstellung "Gehirne" in die rätselhafte Welt des organischen Meisterwerks von Mensch und Tier. Das Grundkonzept stammt von der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, die die Schau mit rund einer Million Euro finanziert hat. Über 120 Exponate präsentieren auf 200 Quadratmetern Ausstellungsfläche zum einen die Erkenntnisse aus Neuro- und Naturwissenschaften, zum anderen die Leistungen des Gehirns beim Fußballsport. Darüber hinaus interpretiert der KünstlerTim Berresheim das Thema aus seiner Perspektive.
Begrüßt werden Besucherinnen und Besucher der Ausstellung durch eine Skulptur des Fußball-Bundesliga-Rekordspielers Karl-Heinz "Charly" Körbel. Doch diese zeigt nicht nur die Äußerlichkeiten der Eintracht-Legende, sondern auch seine inneren Strukturen wie Gesichtsmuskeln, Augen, Adern und Nerven. Realisiert wurde dies durch den Künstler Tim Berresheim mittels Daten eines MRT-Scans von Körbels Gehirn, Aufnahmen per Fotogrammetrie sowie strukturierten Lichtscans.
"Es ist eine große Ehre, dass mein Gehirn als Teil dieser spannenden Ausstellung präsentiert wird", so Körbel. "Fußball erfordert eine ständige Interaktion zwischen Körper und Geist, und ich freue mich, dass die Ausstellung das komplexe Zusammenspiel von beidem so eindrucksvoll zeigt."
Die Ausstellung gewährt darüber hinaus Einblicke, wie das Gehirn aufgebaut ist und welche Funktionen es übernimmt. Für ein besseres Verständnis veranschaulichen Modelle und Animationen das Zusammenspiel der verschiedenen Gehirnbereiche. Dabei wird zum Beispiel durch Darstellungen und Exponate gezeigt, wie die Großhirnhälften kognitive Fähigkeiten wie Sprache und Kreativität steuern, während das Kleinhirn die Motorik und das Gleichgewicht steuert. Grundlegende Körperfunktionen wie Atmung und Herzschlag werden durch den Hirnstamm als "Lebenszentrale" ermöglicht.
"Die Ausstellung vermittelt so eindrucksvoll, wie das Gehirn als unglaublich komplexes Netzwerk in jeder Sekunde Hochleistung erbringt," zeigt Kurator Maximilian Bugert auf. "Mikroskopisch kleine Neuronen und Gliazellen sind die Hauptakteure im Nervensystem. Neurone leiten elektrische Signale und bilden Netzwerke für Wahrnehmung, Motorik und Emotionen. Gliazellen unterstützen die Reizübertragung und -leitung und sind an der Immunabwehr im Gehirn beteiligt. Besuchende erfahren mehr über die verschiedenen Typen von Zellen im Nervensystem und deren Funktionen."
In einem virtuellen Stadion können Gäste mit einem Avatar von Charly Körbel auf dem Spielfeld agieren, um das Gehirn in Aktion zu erleben. "Hier kann man nachvollziehen, was im Gehirn eines Spielers passiert, wenn er einen Ball schießt, die Jubelrufe des Publikums hört oder der Schiedsrichter pfeift," erläutert Kuratorin Adela Kutschke dazu. "Diese interaktive Station verdeutlicht, wie Wahrnehmung, Emotionen und Reaktionen im Gehirn miteinander verknüpft sind."
Daneben ist auch die Vielfalt von Gehirnen und deren evolutionäre Entwicklung ein Thema. So wird die Entwicklung des menschlichen Gehirns in Vergleich zu den Denkapparaten anderer Lebewesen gestellt. Besucherinnen und Besucher lernen unter anderem das Gehirn der Silberameise, den Infrarotsinn der Lanzenotter und das "dritte Auge" des Nilwarans kennen, womit ebenso die erstaunlichen Sinneswahrnehmungen und Nervensysteme von Tieren in den Fokus gesetzt werden.
Ein weiterer Fokus liegt auf der Entwicklung des Gehirns vom Säuglingsalter bis ins hohe Alter. Die Komplexität neuronaler Verbindungen, die das menschliche Gehirn im Laufe der Zeit immer weiter ausbildet und verfeinert, wird durch ein großformatiges Konnektom-Modell verdeutlicht.
Künstler Tim Berresheim rundet die Ausstellung mit Wandgestaltungen, Ausstellungsmaskottchen und Erinnerungsstücken aus der Fußballkariere Körbels ab. "Durch den gestalterischen Ansatz wird die Komplexität des Themas "Gehirne" in einen vertrauten Kontext gesetzt. Die persönliche Geschichte Charly Körbels wird zum narrativen Element, das wissenschaftliche Inhalte zugänglich macht", zeigt Berresheim auf. "Diese Verbindung von Wissenschaft und Kunst schafft einen einzigartigen Raum für Reflexion und Diskussion über das Gehirn und seine Bedeutung."
"Das Gehirn ist der Schlüssel zu allem, was wir tun, denken und fühlen. Die Ausstellung bietet eine einzigartige Gelegenheit, die Gehirne von Menschen und Tieren aus verschiedenen Perspektiven zu erleben und vereint wissenschaftliche und künstlerische Ansätze", fasst Prof. Dr. Andreas Mulch, Direktor des Senckenberg Forschungsinstituts und Naturmuseums Frankfurt, zusammen.
Dr. Eva Roßmanith, kommissarische Museumsleiterin, ergänzt: "Es ist uns eine Freude, dass wir in Kooperation mit der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, einem der größten privaten Förderer der Hirnforschung in Deutschland, und mit dem Künstler Tim Berresheim dieses Thema auf so vielseitige Weise präsentieren können."
"Die Hirnforschung ist ein dynamisches und spannendes Feld, das uns immer wieder neue Einsichten über das menschliche Gehirn und seine erstaunlichen Fähigkeiten bietet. Wir freuen uns, zu der Ausstellung beizutragen, das Bewusstsein für die Bedeutung der Gehirnforschung zu stärken und gleichzeitig das Interesse der Öffentlichkeit für dieses faszinierende Organ zu wecken", äußert sich Dr. Astrid Proksch, Geschäftsführerin "Gehirn erforschen" der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung.
Rückblick: Das neue Senckenberg in Frankfurt
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Über die Gemeinnützige Hertie-Stiftung und die Senckenberg Gesellschaft für NaturforschungWährend sich die Hertie-Stiftung auf ihre zwei Leitthemen "Gehirn erforschen" und "Demokratie stärken" konzentriert, erforscht die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung – eine Einrichtung der Leibniz-Gemeinschaft – seit mehr als 200 Jahren das "System Erde" auf globaler Ebene, und das in der Vergangenheit, Gegenwart und mit Prognosen für die Zukunft.
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