Toyota Yaris: Jetzt wird mit Dreizylindern gespart
Toyota setzt beim neuen Yaris selbst beim Hybriden auf Dreizylindermotoren. Darüber hinaus gibt es jede Menge Fahrerassistenten. Was der schicke Japaner kann, klärt der Fahrbericht.
Die schlechte Nachricht vorweg: Auch die vierte Generation des Toyota Yaris wird es vorerst nicht als rein elektrische Variante geben, dafür aber wieder als Vollhybrid. Der Antrieb für den Teilzeit-Stromer wurde völlig neu entwickelt und besteht jetzt aus einem 1,5-Liter-Dreizylinder mit 92 PS sowie einem Elektroantrieb mit 80 PS. Der neue Yaris muss also auf einen Zylinder verzichten, trotzdem steigt die Systemleistung gegenüber dem Vorgänger von 100 auf 116 PS an. Geht es nach Toyota Deutschland werden sich rund 75 Prozent aller Yaris-Kunden für den 16.798 Euro teuren Hybriden (alle Preise netto) entscheiden.Die Einstiegsversion mit einem herkömmlichem Dreizylinder sowie 72 PS beginnt dagegen schon bei 13.269 Euro.
Optisch sehr dynamisch und wohlproportioniert
Der Yaris ist in der Länge minimal kürzer, weist dafür aber mehr Radstand auf. Foto: © ToyotaDer erste Rundgang um den Japaner wirkt überzeugend. Der Neue sieht richtig schick aus und spannt schon im Stand ordentlich seine Muskeln. Die moderne Formensprache lässt seinen Vorgänger vergleichsweise altbacken aussehen. Auch steht die vierte Generation auf einer völlig neuen Plattform. Die ist mit einer Länge von 3,94 Metern gegenüber dem alten Modell um einen halben Zentimeter geschrumpft, jedoch streckt sich der Radstand nun um fünf Zentimeter auf 2,56 Meter. Von diesem Platzvorteil sollte eigentlich der Innenraum profitieren, könnte man meinen.
Aber weit gefehlt, das Raumangebot wächst nur geringfügig. Zwar haben der Fahrer und Beifahrer genug Platz und sitzen sogar auf sehr bequemen Vordersitzen, hinten fehlt es jedoch großen Mitfahrern an genügend Knie- und Kopffreiheit. Auch das Kofferraumvolumen fällt mit 286 Litern nicht besonders üppig aus. Immerhin lässt sich durch das Umklappen der Rückbank das Fassungsvermögen erweitern.
Ein "echtes" Head-up-Display und reichlich Assistenten
Das optionale Head-up-Display spiegelt alle Informationen direkt in die Windschutzscheibe. Foto: © ToyotaDiese Defizite macht der Yaris jedoch an anderen Stellen wieder wett, wie beispielsweise seinem optionalen Head-up-Display. Das Besondere daran: alle wichtigen Daten wie Geschwindigkeit und Routeninfos werden nicht auf ein einfaches Plastikelement, sondern direkt in die Windschutzscheibe gespiegelt. Auch für die Sicherheit ist bestens gesorgt. Der Yaris kann mit reichlich Fahrerassistenten ausgestattet werden. Hierzu zählen unter anderem ein Kollisionswarner, der Fußgänger und Radfahrer erkennt, ein aktiver Spurhalter oder etwa sogar ein adaptiver Tempomat. Und beim Rückwärtsfahren alarmiert der Yaris seinen Fahrer, sobald sich der Querverkehr zu dicht annähert.
Aufgerüstet hat Toyota zudem in Sachen Airbags. Neben den herkömmlichen Luftsäcken befindet sich zwischen den Vordersitzen ein weiterer, der den Fahrer und Beifahrer bei einer Kollision besser schützen soll. Auch sonst ist der Yaris auf dem neuesten Stand und hat im Vergleich zu seinem Vorgänger endlich sein Billigheimer-Image abgelegt. Die verwendeten Materialien sind teilweise aufgeschäumt und fassen sich auch genauso gut an. Außerdem lassen sich jetzt Smartphones in der Mittelkonsole induktiv aufladen. Wer will, ordert noch ein Touchscreen-Navi, ein beheizbares Lenkrad oder die ebenfalls beheizbaren Vordersitze hinzu.
Der Yaris Hybrid ist überaus sparsam
Der Yaris Hybrid erweist sich als komfortabel und überaus genügsam. Foto: © ToyotaDen Hybrid-Antrieb haben die Japaner völlig überarbeitet. Rein elektrisch stromert der Yaris Hybrid jetzt bis 130 km/h und die bisher eingesetzten Nickel-Metallhydrid Batterien hat Toyota gegen modernere Lithium-Ionen-Akkus ausgetauscht. Der Vorteil: Das unter der Rücksitzbank untergebrachte Batteriepack ist um 12 Kilogramm leichter und speichert mehr Energie. Neben dem Hybriden gibt es mit dem 1,0-Liter-Dreizylinder sowie einem weiteren 1,5-Liter-Dreizylinder natürlich auch wieder zwei konventionelle Antriebe für den Yaris.
Beim Fahren überrascht der kleine Hybrid mit einem bemerkenswerten Fahrkomfort. Der weich gefederte Yaris rollt überdurchschnittlich geschmeidig über Bodenwellen ab – keine Spur von Kleinwagen, sondern eher eine Klasse höher. Insgesamt hinterlässt er einen ausgewogenen Eindruck. Die stufenlose Automatik verzichtet beim Beschleunigen auf den nervigen Gummibandeffekt und scheucht den Dreizylinder nur selten in hohe Drehzahlregionen. Und überhaupt läuft der neue 1,5-Liter-Benziner leise und lässt sich nur selten als Dreiender ausmachen.
In Verbindung mit der leistungsstarken Antriebseinheit sowie der dynamischen Optik könnte man eigentlich meinen, der Yaris stürmt sofort los. Aber weit gefehlt, der Hybrid ist eher einer von der braven Sorte. Und obwohl die präzise Lenkung Toyotas Jüngsten zu einem Kurvenräuber machen würde, bleiben ihm sportliche Ambitionen verwehrt. Dafür geizt der Japaner so richtig beim Verbrauch: Nur 3,8 Liter konsumierte der Hybrid auf unserer ersten Runde und lag sogar einen halben Liter unter der WLTP-Werksangabe. Das ist schon richtig lobenswert.
Text:
Guido Borck /
handwerksblatt.de
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