"Vor allem der Wegfall der E-Auto-Prämien quasi über Nacht hat viel Vertrauen zerstört." 
Ralf BaumeisterSDH im Überblick

"Vor allem der Wegfall der E-Auto-Prämien quasi über Nacht hat viel Vertrauen zerstört." 
Ralf BaumeisterSDH im Überblick (Foto: © SDH)

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"Die Vorteile ­überwiegen"

Mobilität

Ralf Baumeister, Geschäftsführer der Servicegesellschaft Deutsches Handwerk (SDH), über Elektromobilität in Handwerk und Mittelstand.

DHB: DHB: Zu geringe Reichweiten, zu teuer, keine Lademöglichkeiten, das verbinden viele mit der Elektromobilität. Warum sollen Handwerker also Stromer kaufen?
Baumeister: Für die Zukunft ist der Weg in die Elektromobilität politisch als auch unter Klimagesichtspunkten vorgezeichnet! Natürlich bestehen immer noch zahlreiche Vorurteile, denen man mit sachlichen und vernünftigen Argumenten begegnen muss. Wenn ich unsere Mitgliederstruktur (über 60.000) anschaue, dann handelt es sich oft um kleinere bis mittelgroße Handwerksbetriebe z. B. Maler, Fliesenleger, Elektriker, SHK-Betriebe usw. Diese Betriebe fahren im Schnitt circa 80 Kilometer am Tag. Warum sollen dann Reichweiten von durchschnittlich 350 Kilometern bei Transportern zu gering sein?

DHB: DHB: Wenn sich bei den Modellen so viel getan hat, wie sieht es aktuell bei der Ladeinfrastruktur aus?
Baumeister: Da gibt es sicherlich noch Nachholbedarf, aber es wird kontinuierlich weiter ausgebaut – in der Stadt und auf dem Land. Am Ende ist es eine Frage der Planung. Stromer, egal ob Pkw oder Transporter, machen dann Sinn, wenn es eine konkrete Lademöglichkeit gibt. Die sollte idealerweise auf dem Firmengelände liegen, weshalb die Ladeinfrastruktur und die Stromversorgung der Ausgangspunkt für die Überlegung, Fahrzeuge zu elektrifizieren, sein sollte.

DHB: DHB: Weil viel mehr darin steckt als nur die reine ­Lade­thematik?
Baumeister: Richtig! Laden ist ein wichtiger Faktor, aber es gibt natürlich viel mehr zu beachten, wie z. B. wo kann ich außerhalb des Betriebs laden, wo und wie laden Mitarbeiter, welche Tank- und Ladekarten gibt es, welche Apps zeigen zuverlässig freie Ladeplätze, welche Möglichkeiten haben Mitarbeiter, wenn sie das Firmenfahrzeug am Abend mit nach Hause nehmen, wie strukturiere ich meine Fahrzeugflotte – Verbrenner z. B. für Schwerlasten und weite Strecken, Elektrofahrzeuge für Serviceeinsätze im Umkreis von bis zu 100 Kilometern. Das bedeutet zu Beginn natürlich etwas mehr Aufwand in der Planung, aber einmal gemacht, ist es sicherlich im Alltag gut zu stemmen.

DHB: DHB: Wie sieht es aktuell mit den Kosten für Anschaffung und Betriebskosten aus?
Baumeister: Nach dem Wegfall der Prämien haben sich die Preise für E-Fahrzeuge deutlich den Verbrennerkollegen angepasst, und auch die Nachlässe für Gewerbekunden sind deutlich gestiegen. Nahezu jeder Betriebskostenvergleich über die Lebensdauer zeigt, dass Verbrenner und Stromer mindestens gleichauf liegen.

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DHB: DHB: Trotzdem scheuen die Betriebsinhaber den Einstieg.
Baumeister: Ja, weil sie oft wenig Erfahrungen und Vorurteile haben. Aber keiner muss gleich seine ganze Flotte elektrifizieren, sondern mit nur einem Fahrzeug damit anfangen. Wer sich noch keinen reinen Stromer zutraut, kann vielleicht mit Plug-in-Hybridmodellen einsteigen. Jetzt ist die richtige Zeit, um mit dem ersten Fahrzeug mit Stecker zu beginnen und wichtige Erfahrungen für die Zukunft damit zu sammeln.

Die 2011 gegründete Servicegesellschaft Deutsches Handwerk (SDH) mit rund 60.000 Mitgliedern versteht sich als bundesweiter Mobilitätsdienstleister für Handwerksbetriebe. Über Rahmenverträge mit rund 25 Automobilherstellern ermöglicht das ­Unternehmen mit Sitz in München kleinen Betrieben bestmögliche Konditionen, wie sie sonst nur ­Groß- und Flottenkunden vorbehalten sind. Per SDH-­Abrufschein erfolgt der Erwerb eines Pkw oder Nutzfahrzeugs, egal ob Verbrenner oder Elektro­fahrzeug, beim lokalen Automobilhändler. sdh.de

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Text: / handwerksblatt.de

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