Der Renault 5 ist als Elektroauto zurück.

Der Renault 5 ist als Elektroauto zurück. (Foto: © Renault)

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Renault 5 E-Tech Electric: Comeback als Vollzeit-Elektriker

Mit dem neuen Renault 5 lassen die Franzosen ihr einstiges Kultauto wiederaufleben. Optisch zitiert er seinen berühmten Vorgänger, die Technik ist dagegen modern. Wir haben den kleinen Elektro-Gallier ausprobiert.

1972, als Schlaghosen und kurze Röcke in Mode waren, präsentierte Renault den R5. Der Kleinwagen bot Platz für vier Erwachsene und traf den Nerv der Zeit. Sein pfiffiges Design mit den bunten Lackierungen kam an. Der knuffige Renault 5 lag voll im Trend und galt bis zu seinem Produktionsende 1994 als Kult.

Jetzt soll die Neuauflage des Kleinwagenklassikers die Erfolgsgeschichte nahtlos fortsetzen. Der Renault 5 E-Tech Electric präsentiert sich im ansprechenden Retro-Design und zieht bei unserer Testfahrt durch Südfrankreich sofort die Blicke auf sich. Die Reaktionen sind durchweg positiv: Die Leute drehen sich nach dem Elektro-Gallier um, lächeln dem kleinen Schönling freundlich zu und strecken den Daumen nach oben. Immer wieder fallen Worte wie "très chic" oder "magnifique". Kaum ein anderes Auto hat so viel positive Aufmerksamkeit erregt wie der Renault 5.

Ladezustandsanzeige in Form einer 5

Die symbolisierte 5 auf der Motorhaube zeigt den Ladezustand an. Foto: © RenaultDie symbolisierte 5 auf der Motorhaube zeigt den Ladezustand an. Foto: © Renault

Mit einer Länge von 3,92 Metern ist der Renault 5 E-Tech Electric um 13 Zentimeter kürzer als der aktuelle Clio. Der R5 basiert auf der neuen Renault-Kleinwagenplattform AmpR Small und ist mit knapp 1.500 Kilogramm recht leicht für ein Elektroauto. Allerdings befindet sich die Ladeklappe auf der linken Seite, was nicht immer optimal ist. Dafür glänzt der Elektro-Gallier mit vielen netten Details.

Beispielsweise einer Ladestandsanzeige, die recht prominent in die Motorhaube integriert ist. Auf dem Display lässt sich der State of Charge (SoC) in Form einer skizzierten "5" von außen ablesen. Jeder Balken steht für 20 Prozent der Batteriekapazität. Natürlich kann der Ladezustand auch von innen oder per Smartphone-App kontrolliert werden. Ein schönes Alleinstellungsmerkmal. Auffällige Außenfarben wie ein kräftiges Gelb oder ein schrilles Grün runden den markanten und sympathischen Auftritt des Renault 5 ab – wie einst bei seinem ikonischen Vorgänger.

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Peppig und modern im Innern

Im Renault 5 geht es farbenfroh zu und mit einem Google-Multimedia auch modern. Foto: © RenaultIm Renault 5 geht es farbenfroh zu und mit einem Google-Multimedia auch modern. Foto: © Renault

Farbenfroh geht es im Innenraum weiter. Zumindest wenn der R5, wie unser gelber Testwagen, in der Ausstattungsvariante "Iconic Five" anrollt. Dann sind Türverkleidungen und Sitze mit gelben Materialien bezogen, die wie bei der Modellvariante Techno zu 100 Prozent aus Recyclingmaterial bestehen. Für Freunde des länglichen Weißbrots bietet Renault für den R5 übrigens einen geflochtenen Baguettekorb als praktische Transportlösung an. Er wird auf der Beifahrerseite in die Mittelkonsole eingehängt und hält das Mehl des Weißbrotes von den Sitzen fern. Auch ein schönes Detail.

Im Innenraum zeigt der Franzose zwar viel Hartplastik, das Ambiente wirkt aber insgesamt recht solide und zeitgemäß. Der Fahrer blickt auf ein gut ablesbares Kombiinstrument und das rechts daneben befindliche Multimediadisplay ist dank Google-Integration einfach zu bedienen. Zudem ist der R5 mit insgesamt 26 verfügbaren Assistenzsystemen auf der sicheren Seite und fährt nach Level 2 teilautonom.

Für Erwachsene wird es eng im Fond

Die Rückbank bietet Erwachsenen wenig Platz. Foto: © RenaultDie Rückbank bietet Erwachsenen wenig Platz. Foto: © Renault

In Sachen Raumangebot ist vorne alles in Ordnung. Auch die Vordersitze, die dem legendären R5-Backen-Turbo2 nachempfunden sind, erweisen sich als recht bequem. Hinten dagegen reicht der Platz allenfalls für den Nachwuchs. Erwachsenen fehlt es vor allem an Kniefreiheit, und die Füße lassen sich nicht richtig unter die Vordersitze schieben. Der Elektro-Stadtflitzer ist also eher etwas für eine stabile Zweierbeziehung, da auch das Kofferraumvolumen mit 326 Litern nicht üppig ausfällt, aber noch ausreichend ist. Der R5 ist eben ein Kleinwagen. Die hohe Ladekante, die das Wuchten von sperrigem Gepäck erschwert? Okay, geschenkt.

Als erstes Modell von Renault hat der R5 einen virtuellen Begleiter an Bord. Der digitale Avatar hört auf den Namen "Reno" und gibt auf allgemeine Fragen die passende Antwort. Darüber hinaus gibt der Sprachassistent Tipps zur Steigerung des Komforts oder beispielsweise der elektrischen Reichweite. Leider war der digitale Assistent in unserem Auto noch nicht aktiviert, so dass wir seine Funktionalität nicht überprüfen konnten. Dies werden wir in einem späteren Test ausführlich nachreichen.

Mettigel à la française

Der Renault 5 fährt sich handlich und agil. Foto: © RenaultDer Renault 5 fährt sich handlich und agil. Foto: © Renault

Weniger schön: Beim Einsteigen in den kleinen Franzosen fallen sofort die vielen Lenkstockhebel rund ums Lenkrad auf. Neben dem klassischen Blinkerhebel links befinden sich auf der rechten Seite gleich drei weitere. Zu dem obligatorischen Scheibenwischerhebel gesellen sich mit dem aus diversen Renault-Modellen bekannten Radio-Satelliten nun auch der Wählhebel. Das bereits aus dem Megane E-Tech geläufige Prinzip sorgt für eine gewisse Überforderung und wirkt genauso überfrachtet, wie ein altbackener Party-Mettigel aus den 1960er Jahren. Eine geschicktere Aufteilung wäre besser gewesen.

Dafür bereitet das Fahren mit dem kleinen Beau ein riesiges Vergnügen. Die Lenkung arbeitet direkt und spricht spontan an, während das Fahrwerk mit McPherson-Federbeinen vorne sowie einer aufwendigen Mehrlenker-Hinterachse den Franzosen zu einem leichtfüßigen Kurvenräuber macht. Das agile Handling sorgt für jede Menge Fahrspaß, ohne dass die Franzosen es übertrieben haben, denn bei gemächlicher Gangart überraschend der Renault mit einem geschmeidigen Abrollkomfort.

Einstiegsmodell lädt langsam

Mit gerade einmal 3,92 Metern ist der kleine Gallier ein idealer Stadtflitzer. Foto: © RenaultMit gerade einmal 3,92 Metern ist der kleine Gallier ein idealer Stadtflitzer. Foto: © Renault

Der Renault 5 startet in der leistungskräftigeren Variante mit 110 kW (150 PS) bei 26.378 Euro (alle Preise netto). Der Elektromotor verfügt über ein maximales Drehmoment von 245 Nm und sorgt für flotte Fahrleistungen. Die Höchstgeschwindigkeit ist auf 150 km/h elektronisch begrenzt. Den Durchschnittsverbrauch gibt Renault mit 15,2 kWh an. Eine Einstiegsmotorisierung mit 70 kW (95 PS) soll in diesem Jahr noch folgen, wird jedoch nicht schnellladen können, was unverständlich ist. Dafür soll das Basismodell bei unter 21.000 Euro starten, die mittlere Antriebsvariante mit einer Leistung von 90 kW (122 PS) 23.016 Euro.

Außerdem rollt der kleine Gallier in zwei unterschiedlichen Batteriegrößen an. Während das zum Marktstart erhältliche größere Akku über eine Kapazität von 52 kWh verfügt, sind es bei der nachgeschobenen kleineren Variante 40 kWh. Die maximale Reichweite beträgt 312 beziehungsweise 405 Kilometer. Ist das Speicherdepot erschöpft, benötigt der Renault mit 52 kWh-Batterie an einer Schnellladestation 30 Minuten, um seine Akkus von 15 auf 80 Prozent zu pushen.

Rund 4,5 Stunden vergehen an einer Wallbox mit 11 kW, um die Batterien von 10 auf 100 Prozent aufzuladen. Der kleinere Akku ist aufgrund seiner geringeren Kapazität eine Stunde schneller randvoll gefüllt. Darüber hinaus beherrscht der Renault 5 das bidirektionale Laden und kann den nicht benötigten Strom wieder ins Netz zurückspeisen oder über einen Adapter elektrische Geräte betreiben, wie etwa einen Picknick-Grill bei einem Ausflug mit dem kleinen Franzosen.

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Text: / handwerksblatt.de

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