Maserati: Ein Flitzer für das Gelände
Er ist edel, schnell und komfortabel, aber mit dem Maserati Levante wird wohl kaum ein Besitzer ins Gelände fahren. Als "Trofeo" hat er ohnehin andere Qualitäten.
Es gibt keine andere italienische Nobelmarke, die sportliche Autos mit Eleganz so verbindet wie Maserati. Allerdings schwächeln die Verkaufszahlen. Konnte die Nobelmarke 2017 noch knapp 50.000 Fahrzeuge weltweit absetzen, schaffte sie davon im vergangenen Jahr mit 19.300 nicht einmal die Hälfte. Und das, obwohl es fünf Modelle gibt: Ghibli, Quattroporte, GranTurismo, GranCabrio und den Levante, der seit 2016 das beliebte SUV-Segment bedient.
Der stärkste Levante
Der Maserati Levante Trofeo Foto: © MaseratiVom Levante gibt es fünf Ausführungen, wir uns den "Großen", den Trofeo, näher angesehen. Dahinter steckt das leistungsstärkste Modell der Italiener mit 427 kW/580 PS – und das zeigt schon an, wo die eigentlichen Qualitäten des italienischen Nobel-Geländegängers stecken. In 4,1 Sekunden hat der Acht-Zylinder Tempo 100 erreicht und sprintet bis auf 300 km/h.
Viel Leistung, hohe Verbräuche
Auf der Straße bietet der Maserati Levante Trofeo puren Fahrspaß, in engen Gassen und Parkhäusern leidet jedoch die Beweglichkeit. Foto: © MaseratiDoch der Reihe nach. Rein optisch ist der Levante ein Koloss und damit eines der SUV, das als Feindbild für verbrennerbewegten Autos dient. Positiv formuliert, macht der Maserati Eindruck, negativ leidet die Beweglichkeit in engen Gassen und Parkhäuser – und das Power-Aggregat muss die Masse von 2.10 Kilogramm mit seinem Drehmoment von 700 Newtonmetern erst einmal bewegen. Das Datenblatt weist für die Effizienzklasse ein "G" aus, die schlechteste Einstufung. Und in den technischen Daten stehen 13,2 Liter im Mix, wer mit dem Gaspedal sportlich umgeht, bezahlt mit einem Verbrauch von 19 Litern im Schnitt.
Fahrspaß garantiert
Der Maserati Levante Trofeo hat die Effizienzklasse G. Der Verbrauch des SUV liegt den technischen Daten zufolge bei 13,2 Litern im Mix. Bei sportlicher Fahrweise können es 19 Liter im Schnitt werden. Foto: © MaseratiUmweltbewusste schütteln mit dem Kopf, Sportfahrer bewegen den Wagen mit einem breiten Grinsen. Wobei sie selbst in autobahnleeren Corona-Zeiten kaum Gelegenheit haben, die volle Leistung aus dem Twin-Turbo-V8 zu holen. Aber es hat was, wenn der Fahrer nach dem Tritt auf dem Gaspedal einen mächtigen Kick verspürt und der Levante an den anderen vorbeisprintet. Ab 250 km/h schaltet sich als Warnung für vorausfahrende Fahrzeuge der Blinker zu, ehe der zunehmende Verkehr das Vergnügen des Autobahnsprints wieder beendet. Das Fahrwerk, der Motor, die Leistung – einfach klasse. Denn wer einmal ein SUV in höheren Geschwindigkeiten bewegt hat, weiß, dass der Schwerpunkt in dieser Klasse oft ein Handicap ist, das beim Levante nicht existiert.
Luxuriöses Cruisen
Der Preis für den Maserati Levante Trofeo fängt bei 155.000 Euro an. Dafür bekommt der Käufer aber eine luxuriöse Ausstattung. Foto: © MaseratiEs reicht daher das Wissen, mal richtig schnell fahren zu können, während der eigentliche Gewinn im gemütlichen Cruisen liegt. Denn die andere Option, die Allradqualitäten im Gelände auszuleben, dürfte auch jeder Besitzer mit einem entsetzten "Nein!" quittieren. Denn der Wagen fängt preislich bei 155.000 Euro (netto: 130.252,10 Euro) an, Lackschäden, Kratzer oder gar kostenintensive Reparaturen möchte kein Besitzer riskieren. Zudem ist Allrad auch für die Straße: Verliert der Levante Traktion oder tritt der Fahrer aufs Gaspedal, passt die Technik die Drehmomentverteilung automatisch an. Statt 100 Prozent auf die Hinterachse gibt es blitzschnell eine 50:50-Verteilung auf Vorder- und Hinterachse. Als einziges SUV seiner Klasse arbeitet der Levante mit einem mechanischen Sperrdifferenzial an der Hinterachse.
Umfassende Helfer
Rundum-Kameras und Sensoren helfen dem Fahrer beim Einkaufen, so dass der Maserati Levante Trofeo keine Dellen und Schrammen bekommt. Foto: © MaseratiKlar ist, dass der Maserati alle elektronischen Assistenten an Bord hat. Sie machen das Cruisen zum gemütlichen Kinderspiel, der Fahrer kann die Annehmlichkeiten seiner Nobelkarosse genießen. Es sind aber vor allem die Assistenzsysteme für den innerstädtischen Verkehr inklusive Parkhilfen, die grenzwertig sind. Bei dem fünf Meter langen und 2,16 Meter breitem Levante sind die Rundum-Kamera und Sensoren beim Einparken eine große Hilfe für diejenigen, die die Maße schlecht einschätzen können.
Zu viele Warnungen
Fazit: Der Maserati Levante Trofeo ist ein Luxus-SUV, der mit ganz viel Power zum Cruisen einlädt. Foto: © MaseratiProblematisch sind aber die akustischen Warnungen vor zu geringen Abständen oder Gefahrenquellen – beim Rausfahren. Ich parke vorwärts ein – und sobald ich später wieder einsteige und den Wagen starte, beginnt eine Kakophonie, die ich sonst nur als Rückkopplung von E-Gitarren im Verstärker kenne. Obwohl ich bereits den Rückwärtsgang eingelegt habe, warnt das System, dass es nach vorn und zu den beiden Seiten eng ist. Okay, es ist ein teurer Wagen, aber das ist doch ein wenig zu viel. Dafür entschädigt das Multimedia-System, wenn es anschließend wieder auf den Asphalt geht und die Musik aus den Boxen perlt. Dann kann ich mich auch wieder entspannt in den Edelsitz des Luxus-SUV zurücklehnen und das Genießen, wozu der Levante Trofeo da ist: dem Cruisen – mit ganz viel Power.
Text:
Stefan Buhren /
handwerksblatt.de
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