Honda Jazz: Wie genügsam ist der kleine Hybrid?
Der Honda Jazz tritt mit einem ganz besonderen Hybriden an und soll im Schnitt nur 4,5 Liter verbrauchen. Das wollten wir natürlich genauer wissen und haben mit dem japanischen Kleinwagen den Praxistest gemacht.
Bis auf den geräumigen Innenraum gibt es bei der vierten Generation des Honda Jazz nur noch wenig Gemeinsamkeiten zu seinem Vorgänger. Der gut vier Meter kurze Fünftürer wurde völlig neu konzipiert, außerdem gibt es den Kleinwagen ausschließlich nur noch als Hybriden. Jedoch ist der alternative Antrieb etwas ganz Besonderes. Schließlich gehen die Japaner einen anderen Weg, haben einen enormen Aufwand betrieben und ganz tief in die Technik-Trickkiste gegriffen.
Ein spezieller Hybrid mit drei Motoren
Gleich drei Motoren sorgen für den Antrieb. Foto: © HondaUnter der Haube des Jazz befinden sich sage und schreibe gleich drei Motoren. Die Hybrid-Kombination besteht aus einem 1,5-Liter großen Benziner in Verbindung mit zwei Elektromotoren. Der Clou hierbei: Der Vierzylinder-Verbrenner ist die meiste Zeit von den Vorderrädern abgekoppelt. Seine Hauptaufgabe liegt hauptsächlich darin Strom für einen der beiden Elektromotoren zu erzeugen. Dieser arbeitet ausschließlich als Generator, während das zweite E-Aggregat den Jazz zumeist antreibt. Der 109 PS starke Honda soll so oft wie möglich elektrisch fahren, um Sprit zu sparen, so lautet das Ziel.
Günstig ist der Honda Jazz jedoch nicht. Los geht´s erst bei 18.908 Euro (alle Preise netto). Doch der hohe Einstiegspreis soll sich woanders wieder bezahlt machen. Dank seiner ausgeklügelten Technik soll der Hybride nur 4,5 Liter Super schlucken. Den auf dem Rollenprüfstand ermittelten WLTP-Wert hält der Japaner auch in der Praxis strikt ein. In der Stadt surrt der Honda häufig elektrisch, während der Benziner parallel dazu nur leise im Leerlauf säuselt. Erst bei höherem Tempo schaltet der Jazz in den Hybrid-Modus, wobei der E-Anteil im Mischbetrieb immer noch rund die Hälfte ausmacht. Auf der Landstraße oder Autobahn arbeitet das System hingegen als serieller Hybrid, erst dann greift der Verbrennungsmotor hilfreich unterstützend ein, weil es wesentlich effizienter ist.
Größtenteils stromert der Jazz elektrisch durch die Stadt
Der Jazz stromert häufig elektrisch. Foto: © HondaDoch die meisten Vorteile spielt der Honda in der City aus. In einem urbanen Umfeld fühlt sich der Honda am wohlsten und gewinnt beim Heranrollen an rote Ampeln die verbrauchte Energie wieder zurück. Die kleine Batterie im Heck, die über eine Kapazität von gerade einmal nur 0,86 kWh verfügt, ist ruckzuck wieder aufgeladen. Wenn der Fahrer es möchte, kann er diesen Vorgang im Cockpit-Display verfolgen.
Gleiches gilt für den Antrieb, der mit seinem ständigen Wechselspiel so unmerklich arbeiten, dass die Gäste an Bord davon kaum etwas mitbekommen. Wer häufiger auf Überlandfahrten unterwegs ist, treibt den Verbrauch auf knapp über fünf Liter hoch, doch ist dies immer noch ein akzeptabler Wert. Neben seinem genügsamen Umgang mit dem Kraftstoff erweist sich der Honda zudem als ein überaus leiser Kleinwagen. Wer allerdings die volle Systemleistung abruft, erntet vom Benziner auch schon mal eine kernig-raue Klangkulisse. Glücklicherweise ist dies aber nur die Ausnahme und nicht die Regel. Sobald der Benziner wieder in mittleren Drehzahlregionen arbeitet, herrscht wieder eine angenehme Ruhe im kleinen Jazz.
Ein großzügiges Raumangebot und eine hohe Variabilität
Hinter dem verstellbaren Lenkrad findet man schnell eine gute Sitzposition. Foto: © HondaAber nicht nur seinen Sparauftrag erfüllt der Honda perfekt, auch der Innenraum kann sich sehen lassen. Gemessen an seiner übersichtlichen Größe, bietet der Jazz enorm viel Platz. Das Raumgefühlt fällt für einen Kleinwagen sehr ordentlich aus, selbst auf der Rückbank herrscht eine enorme Bewegungsfreiheit. Hier lässt es sich selbst auf längeren Strecken noch gut aushalten. Gut fällt auch das Urteil für den Kofferraum aus, der 304 bis 1205 Litern reichlich Gepäck mitnimmt.
Dass Kofferraum im Vergleich zu seinem Vorgänger um 50 Liter Fassungsvermögen einbüßt, sei geschenkt. Dafür wurden die praktischen Magic Seats aus dem alten Modell übernommen. So bezeichnet Honda seine variable Rückbank, die sich in vielfältig umklappen lässt. So lassen sich die Sitzflächen wie bei einem Kinositz hochklappen, damit im Fußraum beispielsweise eine Blumenpflanze aufrecht transportiert werden kann. Wer allerdings die Bank auf konventionelle Weise nach vorne umlegt, erhält eine kleine Stufe im Laderaum. Das trübt den an sich guten Gesamteindruck ein wenig.
Die Ausstattung ist schon beim Basismodell umfangreich
Zwischen den Sitzen befinden sich neuartige Airbags. Foto: © HondaDafür erweist sich der Honda insgesamt als sehr modern und praktisch. Das in Höhe und Reichweite verstellbare Lenkrad gilt längst nicht als selbstverständlich unter den vielen Kleinwagen, daher findet der Fahrer auch schnell eine ordentliche Sitzposition. Gleiches gilt für die Klimaautomatik oder die zahlreichen Ablagemöglichkeiten, die bereits schon beim Basismodell des Jazz zum Lieferumfang gehören. Darüber hinaus fällt die Sicherheitsausstattung sehr umfangreich aus. Dazu zählt unter anderem ein adaptiver Tempomat mitsamt einem Stauassistenten, der zuverlässig dem Stop-and-go-Verkehr folgt. Ebenso gut funktionieren die Verkehrszeichenerkennung sowie der Fernlichtassistent. Der Querverkehrsassistent schlägt hingegen Alarm, sobald sich andere Fahrzeuge beim Vorwärtsfahren aus unübersichtlichen Häuserschluchten dem Jazz nähern. Ebenso ist ein Kollisionswarner mit an Bord, der Fußgänger und Radfahrer erkennt.
Aufgerüstet haben die Japaner zudem in Sachen Airbags. Insgesamt zehn Luftsäcke schützen die Insassen. Darunter befinden sich auch zwei, die bei einem Seitenaufprall die Köpfe des Fahrers und Beifahrers besser schützen sollen. Für einen Menge Sicherheit ist also beim Basismodell schon bestens gesorgt. Unser Testwagen war hingegen der Jazz Elegance. Die mittlere Ausstattungsstufe startet bei 18.874 Euro und bringt zusätzlich einige Annehmlichkeiten mehr mit. Dazu zählt unter anderem ein einfach bedienbares Online-Multimediasystem. Auch die weiteren Funktionen überzeugen. Eine Smartphone-Anbindung gelingt auf Anhieb und damit die Gäste im Internet surfen können, gibt es optional einen Wlan-Hotspot. Nicht minder selbstverständlich für das Segment ist zudem der clevere Sprachassistent, der mit seiner künstlichen Intelligenz permanent hinzulernt und Online-Empfehlungen zur Reiseplanung oder einfach nur dem Wetterbericht gibt. Auch in diesem Punkt hebt sich der sparsame Honda Jazz Hybrid von anderen deutlich ab und gilt mit seinen zahlreichen Features als ein Wegweiser unter den kleinen Stadtflitzern.
DHB jetzt auch digital!Einfach hier klicken und für das digitale DHB registrieren!
Text:
Guido Borck /
handwerksblatt.de
Kommentar schreiben