Kia XCeed Plug-in-Hybrid: Koreaner sucht Anschluss
Mit dem XCeed bietet Kia einen Plug-in-Hybrid im schicken Crossover-Outfit an. Doch wie sparsam ist sein Antrieb? Das haben wir im Praxistest genauer überprüft.
Es muss nicht immer ein Golf sein, denn auch die Konkurrenz schläft nicht. Beispiel Kia: Hier fällt das Angebot in der Kompaktklasse besonders umfangreich aus. So gibt es neben dem regulären Ceed, einen Kombi mit der Bezeichnung Sportswagon, einen Shooting Brake namens ProCeed sowie den XCeed. Beim XCeed handelt es sich um ein attraktives Crossover. Also jene Gattung SUV, die bei den Käufern sehr gefragt ist und immer noch hoch im Kurs steht. Der XCeed ist eine Mischung aus beidem und sieht mit seiner flach abfallenden Dachlinie fast schon aus wie ein hübsches kleines Sportcoupé.
Nicht so genügsam wie versprochen, trotzdem sparsam im Verbrauch
Der koreanische Teilzeitstromer leistet 141 PS. Foto: © KiaIm Vergleich zu seinen Ceed-Brüdern verfügt das 4,40 Meter lange Crossover-SUV über etwas mehr Bodenfreiheit und für einen eigenständigen Abenteuer-Look trägt er Kunststoffbeplankungen an den Radkästen. Auf einen Allradantrieb verzichtet der XCeed, dafür fällt das Motorenangebot enorm aus. Es gibt ihn mit einer Reihe an Benzinmotoren sowie einem Diesel oder aber auch als besonders sparsamen Plug-in-Hybriden.
Die Antriebskombination des Parallelhybriden besteht aus einem 1,6-Liter-Benziner mit 105 PS sowie einem Elektromotor mit 61 PS (44,5 kW). Die Systemleistung wird mit 141 PS (104 kW) angegeben. Damit soll der koreanische Plug-in-Hybrid nach der WLTP-Norm bis zu 48 Kilometer elektrisch stromern und laut Werksangabe dabei nur 1,4 Liter Benzin verbrauchen.. So lautet das Messergebnis auf dem Rollenprüfstand. Um es vorwegzunehmen: In der Praxis haben wir das genügsame Werksversprechen jedoch nicht ganz geschafft. Mit ruhigem Gasfuß nahm sich der Plug-in-Hybride im Schnitt gut 3,8 Liter, dabei lag der elektrische Anteil bei rund 40 Kilometern.
In der City stromert der Kia am weitesten
In der Stadt ist der Kia XCeed in seinem Element. Foto: © KiaDennoch sind die unter realen Fahrbedingungen ermittelten Werte achtbar, weil der XCeed weite Strecken stromert und daher immer noch als sparsam gilt. Insbesonders in der Stadt spielt der Koreaner seine Trümpfe auf, dann surrt er bis zu 60 km weit. Die rein elektrischen Reserven sind in Ordnung. Sie reichen vollkommen aus für den täglichen Weg zur Arbeit oder die Shoppingtour. Und wer häufig in der City unterwegs ist, kommt in den meisten Fällen eine Woche mit einer Batteriefüllung aus, ohne das der Kia gleich an eine Ladestation muss.
Erst nach einem stärkeren Tritt auf das rechte Pedal und wechselt er in den Hybridmodus und schaltet den Verbrenner hinzu, wie auf der Landstraße oder etwa der Autobahn. Wenn es sein muss, sprintet der XCeed in flotten 11,0 Sekunden auf Tempo 100 und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 193 km/h. Die Systemleistung von 141 PS verwandeln den 1,5 Tonnen schweren Plug-in-Hybriden zwar nicht zu einem temperamentvollen Sprinter, doch sind die Fahrleistungen aufgrund seines auferlegten Sparauftrags vollkommen in Ordnung.
Empfehlenswertes Multimediasystem
Den Fahrer erwartet ein aufgeräumter Arbeitsplatz und ein gutes Entertainment. Foto: © KiaIn seinem Innern wirkt der Kia aufgeräumt und mit seinen vielen Ablagen durchdacht. Der Fahrer blickt auf ein digitales Kombiinstrument sowie das in der Cockpitmitte platzierte Multimediasystem. Der Touchscreen ist mit 8 Zoll ordentlich groß und leicht verständlich bedienbar. Bei der getesteten Top-Ausstattung Platinium befindet sich die Navigation mit Echtzeit-Verkehrsdaten serienmäßig an Bord. Für die darunterliegenden Ausstattungsvarianten Vision und Spirit kostet die Routenführung 1.000 Euro (alle Preise netto) Aufpreis.
Darüber hinaus erhält der Fahrer über das Entertainment alle relevanten Informationen zum Hybridantrieb, wie etwa dem aktuellen Ladezustand der 8,9 kWh fassenden Akkus, den Kräfteverlauf oder den Verbrauch. Außerdem lässt sich über den Bildschirm das Laden programmieren, um in der Nacht günstigeren Strom zu tanken. Das Infotainment umfasst außerdem Online-Dienste wie etwa zur Parkplatzsuche, einen DAB+-Radioempfang sowie eine problemlos einfache Smartphone-Integration via Android Auto und Apple Carplay.
Reichlich Fahrerassistenten, hinten wenig Platz für Große
Der Kofferraum reicht für die meisten Transportaufgaben aus. Foto: © KiaAuch das Angebot an Fahrerassistenten fällt bei der gefahrenen Platinium-Version überaus reichhaltig aus. Angefangen beim Kollisionswarner, über den Spurwechselassistent, eine Verkehrszeichenerkennung, bis hin zum Querverkehrswarner, der beim rückwärts ausparken bei Hindernissen Alarm schlägt. Der adaptive Tempomat bremst bei Stop-and-go-Verkehr automatisch ab und beschleunigt den XCeed wieder genauso selbsttätig, sobald der Vordermann wieder losfährt. Alle Systeme arbeiten zuverlässig und erweisen sich im Alltag als äußerst hilfreich.
Licht und Schatten herrscht dagegen beim Raumangebot. Während der Fahrer und Beifahrer eine ordentliche Bewegungsfreiheit im Kia vorfinden, sitzen die hinteren Gäste spürbar beengter. Vor allem großgewachsene Personen finden hier nur ausreichend Platz für die Knie vor und auch die Luft über den Köpfen der Passagiere fällt recht mager aus. Auch das Kofferraumvolumen ist mit einem Fassungsvermögen von 291 nicht üppig.
Immerhin gibt es im Fahrzeugboden ein praktisches Staufach für das Ladekabel und wird das Gepäckabteil über die dreigeteilte Rücksitzlehne umgeklappt, lässt sich der Stauraum auf bis zu 1.243 Liter erweitern. Wer nicht täglich sperrige Waschmaschinen transportieren muss, kann damit aber noch gut Leben. Für alle anderen bieten die Koreaner eine Anhängerkupplung an, mit der der Kia immerhin bis zu 1.300 Kilo an seinen Haken nehmen kann. Richtig lobenswert, da Zugfahrzeuge unter den Hybriden noch recht selten sind.
Aufladen dauert knapp drei Stunden
Der straff abgestimmte XCeed fährt sich sehr handlich und agil. Foto: © KiaKommen wir zum Speicherdepot des Koreaners. Das Vollladen der Akkus dauert gut 2 Stunden und 45 Minuten. Das könnte durchaus etwas schneller gehen. Leider saugt der XCeed seinen Strom nur einphasig über den serienmäßigen 3,3 kWh-Bordlader. Daher sollten die Standzeiten mit dem XCeed genutzt werden, um den Plug-in-Hybriden nachzuladen. Damit er so oft wie möglich im sparsamen Hybridmodus elektrisch gleitet und so die Umwelt schont.
Das Fahren mit dem XCeed macht übrigens richtig Spaß. Der Kia ist straff abgestimmt und in Verbindung mit der genauen Lenkung sowie den gut konturierten Sitzen entpuppt er sich zu einem handlichen Kurvenfreund. Auch der Einstiegspreis stimmt. Der XCeed Plug-in-Hybriden beginnt bei 30.244 Euro. Damit ist der Teilzeitstromer zwar rund 3.200 Euro teurer als der 204 PS starke Top-Benziner. Jedoch kommt für den Plug-in-Hybrid noch die staatliche Umweltförderung hinzu. Nach Abzug der Prämie schrumpft der Grundpreis auf nur noch 24.128 Euro zusammen. Das macht den genügsamen Plug-in-Hybriden wiederum zu einem attraktiven Angebot.
Text:
Guido Borck /
handwerksblatt.de
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