Im Jahr 2020 gab es noch knapp 370.000 Baugenehmigungen, ein Jahr später sogar 380.000. Seitdem sinken die Zahlen – besonders stark in den letzten beiden Jahren.

Im Jahr 2020 gab es noch knapp 370.000 Baugenehmigungen, ein Jahr später sogar 380.000. Seitdem sinken die Zahlen – besonders stark in den letzten beiden Jahren. (Foto: © khunaspix/123RF.com)

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"Wohnungsbau muss endlich zur Chefsache werden"

Handwerkspolitik

Das Statistische Bundesamt meldet für 2024 weiter sinkende Zahlen der Baugenehmigungen. Der ZDB schlägt Alarm und fordert politische Maßnahmen, die den Trend umkehren.

Die Zahl genehmigter Wohnungen im Jahr 2024 ist gegenüber dem Vorjahr um 43.700 auf 215.900 Wohnungen gesunken. Damit erreicht der Wert den niedrigsten Stand seit 2010. Das meldet das Statistische Bundesamt. Im Jahr 2020 gab es noch knapp 370.000 Genehmigungen, ein Jahr später sogar 380.000. Seitdem sinken die Zahlen – besonders stark in den letzten beiden Jahren. Der dramatische Einbruch stehe in krassem Widerspruch zum tatsächlichen Bedarf an Wohnraum, besonders an bezahlbarem Wohnraum, sagt Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe (ZDB). 

Als Gründe identifiziert er Preis- und Zinssteigerungen infolge des Ukrainekriegs, aber auch politische Fehlentscheidungen. "In der entscheidenden Phase zu Beginn der Legislaturperiode – als sich die Finanzierungskosten verdreifachten – wurde die Neubauförderung ausgesetzt. Es folgte eine unstete und angesichts verschärfter Energieeffizienzstandards unzureichende Förderpolitik. Die später eingeführten steuerlichen Anreize wie die degressive Abschreibung und die Sonder-AfA waren zwar Schritte in die richtige Richtung, kamen jedoch zu spät und entfalteten ihre Wirkung nur im Mietwohnungsbau."

Baukosten senken

Das habe gravierende Folgen. Für 2025 rechnen wir noch mit der Fertigstellung von 225.000 bis 230.000 Wohneinheiten. Doch ohne einen entschlossenen Investitionsschub im Wohnungsbau durch die nächste Bundesregierung droht uns 2026 ein weiterer Rückgang bei den Baufertigstellungen. Im schlimmsten Fall könnten 2026 nur noch 175.000 Wohnungen entstehen, so Pakleppas Prognose. Er fordert: "Es braucht jetzt klare und verlässliche Rahmenbedingungen, um den Wohnungsbau wieder anzukurbeln und die Versorgungslücke zu schließen. Der Wohnungsbau muss endlich zur Chefsache werden."

Dringend erforderlich seien Maßnahmen, die Bau- und Baunebenkosten senken – etwa durch eine Fortführung der Diskussion um den Gebäudetyp E und die Schaffung rechtssicherer Rahmenbedingungen für einfacheres Bauen. "Ebenso brauchen wir entschlackte und vereinheitlichte Landesbauordnungen sowie ein Ende weiterer Verschärfungen bei den energetischen Standards. Eine Freistellung von der Grunderwerbsteuer beim Ersterwerb von selbstgenutztem Wohneigentum wäre ein wichtiger Impuls für private Bauherren."

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Planbare Förderung für Neubau und Sanierung

Zudem müsse die Finanzierungslast spürbar gesenkt werden. Dafür brauche es eine auskömmliche und planbare Förderpolitik für Neubau und Sanierung. "Mindestens temporär sollte die Neubauförderung am EH 55-Standard ausgerichtet werden", schlägt Pakleppa vor. "Die degressive Abschreibung und die Sonder-AfA im Mietwohnungsbau müssen fortgeführt und die soziale Wohnraumförderung durch eine verstärkte Budgetierung im Programm 'Sozialer Wohnungsbau' nachhaltig gesichert werden. Ohne diese Maßnahmen droht der Wohnungsbau weiter zu stagnieren, mit gravierenden Folgen für den gesamten Markt." 

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Text: / handwerksblatt.de

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