Der Bundesverband Deutscher Bestatter und der Bundesverband Deutscher Steinmetze sprachen sich für eine gesellschaftliche Stärkung der Friedhöfe aus.

Der Bundesverband Deutscher Bestatter und der Bundesverband Deutscher Steinmetze sprachen sich für eine gesellschaftliche Stärkung der Friedhöfe aus. (Foto: © arnoaltix/123RF.com)

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Kirche und Handwerk im Gespräch

Handwerkspolitik

Bei der diesjährigen Sitzung des Zentralen Besprechungskreises Kirche-Handwerk ging es besonders um die Integration von Flüchtlingen und neue Trends in der Bestattungskultur.

Die Mitglieder des Zentralen Besprechungskreises Kirche und Handwerk trafen sich in diesem Jahr in Hamburg zu einer zweitägigen Sitzung, um über aktuelle wirtschafts- und gesellschaftspolitische Themen zu sprechen. Mit Blick auf die im Februar anstehende Bundestagswahl ging es um Herausforderungen, die die neue Bundesregierung zu bewältigen habe. Dabei setzte sich der Gesprächskreis kritisch mit der politischen Debattenkultur, Demokratieverdrossenheit und aktuellen Entwicklungen des deutschen Parteiensystems auseinander.

Im Mittelpunkt des Gesprächs mit Erzbischof Stefan Heße, Vorsitzender der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz, stand die Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt. "Debatten zu Migration und Flucht werden in Deutschland leider verstärkt mit populistischem Unterton geführt", so Heße. Übersehen würden dabei viel zu oft all jene Menschen, die in unserer Gesellschaft gut integriert sind. So sei ein Großteil der 2015 nach Deutschland geflüchteten Syrer erfolgreich auf dem deutschen Arbeitsmarkt angekommen, viele von ihnen sind in Engpassberufen tätig und werden als Fachkräfte dringend gebraucht.

Schlüsselrolle des Handwerks bei der Integration

Und auch die Erwerbstätigenquote ukrainischer Geflüchteter habe deutlich zugenommen. Heße: "Eine nachhaltige Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten braucht Zeit und Unterstützung. Grundlegend sind dabei beispielsweise passende Sprachkurse, erweiterte Kinderbetreuungsangebote und verbesserte Verfahren zur Anerkennung ausländischer Qualifikationen. Darüber hinaus bedarf es auch einer grundsätzlichen Haltung der Wertschätzung, die wir neu ankommenden Menschen entgegenbringen."

Karl-Sebastian Schulte, Geschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) und Vorsitzender des Besprechungskreises, wies auf die Bedeutung des Handwerks bei der Arbeitsmarktintegration Geflüchteter hin: "Nahezu die Hälfte aller Geflüchteten, die hierzulande eine berufliche Ausbildung machen, tun dies im Handwerk. Als künftige Fachkräfte leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung dringender gesellschaftlicher Aufgaben in Deutschland, etwa bei der Energiewende, dem Wohnungsbau oder der Versorgung der Bevölkerung." Schulte betonte, dass engagierte Betriebe und gut integrierte Beschäftigte von der Politik Bleibeperspektiven statt Populismus erwarteten.

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Veränderte Trauer- und Bestattungskultur

Am zweiten Tag ging es um die veränderte Trauer- und Bestattungskultur. "Immer mehr Menschen sterben allein, und die Vielfalt der Bestattungsformen nimmt zu. Als Kirche müssen wir uns fragen, wie wir den Friedhof als Ort der Begegnung und des Gedenkens bewahren und gleichzeitig auf gesellschaftliche Entwicklungen reagieren können", erklärte Thomas Adomeit, Bischof der evangelisch-lutherischen Kirche aus Oldenburg. "Wert und Würde kommen einem Menschen nicht nur im Leben zu, sondern reichen über den Tod hinaus. Deshalb ist die Bestattungskultur einer Gesellschaft ein Ausdruck von Humanität und des Umgangs auch mit Lebenden." betonte Josef Holtkotte, katholischer Weihbischof in Paderborn.

Bei der Gestaltung von Bestattungen und Friedhofssatzungen befürworte Holtkotte eine gute Zusammenarbeit zwischen Kirchen, Handwerk und staatlichen Akteuren. Der Bundesverband Deutscher Bestatter und der Bundesverband Deutscher Steinmetze, warben für lebensnahe Regelungen bei Friedhofssatzungen und wiesen auf die aktuellen Anliegen und Herausforderungen ihrer Gewerke hin. Beide positionierten sich deutlich gegen die Praxis anonymer Bestattung. Eine solche solle nur auf ausdrücklichen Wunsch der Verstorbenen erfolgen. Das namentliche Gedenken an einen Menschen sei eine Frage persönlicher Würde und kultureller Verantwortung gleichermaßen.

Friedhöfe stärken

Beide Verbände sprachen sich im selben Kontext für eine gesellschaftliche Stärkung der Friedhöfe aus, die neben ihrer Primärfunktion als Orte der Beisetzung und Trauer heute zu Orten der kulturellen und sozialen Begegnung und vor allem in größeren Städten zu naturbelassenen Rückzugsorten geworden seien. In diesem Zusammenhang forderten die beiden Gewerke eine bessere Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit staatlichen und kirchlichen Friedhofsträgern, bei Satzungsregelungen zu Grabgestaltung, Gebührenordnungen und der Zulassung von Gewerken.

Lebensnahe, flexible Regelungen seien entscheidend, um die Bedürfnisse und Wünsche der Hinterbliebenen berücksichtigen zu können. "Die Bestatterinnen und Bestatter sind die zentralen Ansprechpartner für alle, die einen geliebten Menschen verloren haben, oder die sich Gedanken um ihren eigenen Abschied machen. Für uns als Berufsverband ist es entscheidend, eng mit den anderen friedhofsnahen Gewerken und mit den Kirchen im Austausch zu stehen, um unsere Erfahrungen und unsere Expertise zielgerichtet einzubringen", sagte Stephan Neuser, Generalsekretär des Bestatterverbands.

"Jeder Verstorbene hatte einen Namen und war eine Persönlichkeit. Dies endet nicht mit dem Tod. Steinmetze schaffen würdevolle Orte der letzten Ruhe, die vor allem für die Hinterbliebenen wichtig sind, weil hier der Verstorbenen individuell gedacht werden kann. Dafür braucht die Gesellschaft geschützte, aber öffentlich zugängliche Räume. Dies sind und bleiben Friedhöfe. Es ist eine gesellschaftliche Aufgabe, diesen besonderen Ort zu schützen und zu erhalten. Kommunalpolitik und Kirchen tragen hier eine besondere Verantwortung", sagte Sybille Trawinski, Geschäftsführerin des Bundesverbandes Deutscher Steinmetze.

Quelle: ZDH

Text: / handwerksblatt.de

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