Deutsch lernen für den Handwerksberuf
Im Beruf wird anders Deutsch gesprochen als in der Freizeit. Handwerksbetriebe, die Fachkräfte aus dem Ausland für sich gewinnen möchten, können sie mit speziellen Berufssprachkursen für Handwerker weiterqualifizieren.
Ein Kunde beschwert sich über einen tropfenden Wasserhahn. Ein Kollege will die Arbeitsschicht tauschen und der Meister erwartet, dass der Stundenzettel anständig ausgefüllt wird. Neben handwerklichen Fähigkeiten müssen Fachkräfte aus dem Ausland in Deutschland noch etwas Weiteres beherrschen: Deutsch.
Alle Potenziale auszuschöpfen
"Um den Fachkräftebedarf zu decken, sind Handwerksbetriebe dringend darauf angewiesen, alle inländischen Potenziale auszuschöpfen und gleichzeitig auch noch mehr qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland zu gewinnen", sagt Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH). "Neben einer schnelleren Anerkennung ausländischer Qualifikationen sind jedoch auch Sprachkurse unverzichtbar, damit wir Menschen mit Deutsch als Fremdsprache in die Lage versetzen, eine Ausbildung oder eine Arbeit aufzunehmen oder an einer Qualifizierung teilzunehmen", bestätigt Burkhardt Gruppe, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Magdeburg. "Denn eine der größten Hürden, die es zu nehmen gilt, ist die Sprachbarriere. Eine Berufsausbildung kann niemand ohne Kenntnisse der deutschen Sprache schaffen. Also muss alles getan werden, damit sie die Sprache beherrschen – berufsbegleitend oder auch schon vorher".
Berufssprachkurse für den Job-Erfolg
Genau hier kommen die Berufssprachkurse ins Spiel, die das Erlernen der Sprache parallel zum Job und unmittelbar auf die Anforderungen des Arbeitsfelds abgestimmt, ermöglichen. Um den Einstieg im Betrieb auch bei geringeren Deutschkenntnissen zu unterstützen, fördert das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) im Rahmen des Job-Turbos seit knapp einem Jahr neue, arbeitsplatzorientierte Job-Berufssprachkurse (Job-BSKs).
"In diesen Kursen bekommen die Lernenden innerhalb eines überschaubaren Zeitraums von 100 bis 150 Unterrichtstunden à 45 Minuten zum Beispiel Strategien an die Hand, sich berufsspezifisches Fachvokabular effektiver zu erschließen", berichtet Heike Sakowski von der SprachHaus GmbH in Köln (siehe Interview unten). Dabei wird für das arbeitsplatzspezifische Sprachtraining in den "Job-BSKs" der konkrete Sprachbedarf für wichtige oder typische Situationen im Arbeitsalltag der Stelle vorher analysiert und das sprachliche Handwerkszeug so vermittelt, dass die Lernenden davon in der Praxis direkt profitieren können.
Interview: Heike Sakowski
DHB: Frau Sakowski, wer aus dem Ausland kommt und hierzulande arbeiten will, muss Deutsch können. Welche Angebote gibt es, um die Sprache zu lernen?
Heike Sakowski: Weil die Sprachkenntnisse von Zugewanderten völlig unterschiedlich sind, gibt es auch unterschiedliche Kurstypen, die den verschiedenen Sprachniveaus und Lebenssituationen entsprechen, vor denen Menschen aus dem Ausland hierzulande stehen. Jemand, der gerade einen Ausbildungsvertrag in einem Heizungs- und Sanitärbetrieb bekommen hat und der jetzt sowohl den Ausbildungsalltag als auch den Berufsschulunterricht meistern will, braucht andere sprachliche Unterstützung als jemand, dessen Ausbildung bereits anerkannt wurde und der in seinem neuen festen Job loslegen möchte.
DHB: Wie ist das Erlernen der deutschen Sprache parallel zum Job möglich?
Heike Sakowksi: Wir erleben im SprachHaus viele Berufstätige, die über mehrere Monate abends nach Feierabend mehrstündige Berufssprachkurse im Präsenz- oder Onlineunterricht besuchen, um den hohen sprachlichen Anforderungen, die im Job gefordert sind, gerecht zu werden. Aber es gibt durchaus auch Berufssprachkurse, die während der Arbeitszeit und sogar am Arbeitsplatz stattfinden. Damit ausländische Fach- und Arbeitskräfte auch bei noch geringen Deutschkenntnissen schnell im Betrieb Fuß fassen können, bieten wir zum Beispiel Job-Berufssprachkurse (Job-BSKs) an, die sich in Teilzeit absolvieren lassen. In diesen Job-BSKs trainieren unsere Lehrkräfte passgenaue arbeitsplatz- und fachspezifische Berufssprache, die die Teilnehmenden in der Praxis direkt anwenden können.
DHB: Wie lange dauern solche Job-BSKs?
Heike Sakowksi: Die Job-BSKs wurden im Januar 2024 eingeführt, um Betriebe und Beschäftigte dabei zu unterstützen, den Job-Turbo der Bundesregierung umzusetzen. Die Kurse laufen über 100 bis 150 Unterrichtsstunden und lassen sich sowohl von den Uhrzeiten, vom Umfang und den Inhalten her genau auf die Bedarfe der Beschäftigten und Betriebe zuschneiden. Bei uns im SprachHaus starten solche Job-BSKs ab März 2025 zum Beispiel für Gewerbe & Technik und für IT.
DHB: Mit welchen Kosten müssen Betriebe und Beschäftigte bei Job-BSKs rechnen?
Heike Sakowksi: Die Job-BSKs werden vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge gefördert. Für Teilnehmende mit einem zu versteuernden Jahreseinkommen von bis zu 20.000 Euro sind die Kurse in der Regel kostenlos. Wer mehr verdient, muss pro Unterrichtsstunde (à 45 Minuten) je 2,56 Euro beisteuern. Arbeitgebern steht es natürlich offen, diese Kosten für ihre Beschäftigten zu übernehmen.
DHB jetzt auch digital!Einfach hier klicken und für das digitale Deutsche Handwerksblatt (DHB) registrieren!
Text:
Stefan Buhren /
handwerksblatt.de
Kommentar schreiben