Diskriminierung wird zunehmend als normal angesehen
Vorurteile und Diskriminierung sind ein wachsendes Problem in der Gesellschaft. Immer mehr Menschen finden Ablehnung völlig normal, während die Betroffenen krank werden. Das zeigt eine aktuelle Studie der IKK classic.
Vorurteile, Ängste und Ablehnung gegen Menschen, die anders aussehen, anders lieben, glauben oder eine andere Muttersprache haben als man selbst, haben in den letzten vier Jahren in Deutschland stark zugenommen. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Studie der IKK classic in Zusammenarbeit mit dem rheingold institut.
Besonders besorgniserregend: Vorurteile und Diskriminierung werden immer mehr als "normal" angesehen und verharmlost. Die gesundheitlichen Folgen und die Folgen für das gesellschaftliche Zusammenleben seien groß, so die Innungskrankenkasse, die darin auch eine Gefahr für die Demokratie sieht.
"Vorurteile, Diskriminierung und Populismus haben keinen Raum in unserer Gesellschaft, wenn wir Verständnis zeigen, respektvoll zuhören, Gemeinsamkeiten finden und vertrauenswürdige Quellen nutzen", betont Frank Hippler, Vorstandsvorsitzender der IKK classic.
Vorurteile hinterfragen? Immer weniger Menschen sind dafür offen
Foto: © IKK classicAuf die Frage "Was denken Sie: Sind Vorurteile und Diskriminierungen ein Problem in Deutschland?" antworteten 15 Prozent der Befragten, dass sie darin kein großes Problem sehen, mehr als doppelt so viele als bei der letzten Umfrage im Jahr 2021 (sieben Prozent).
Vor vier Jahren waren zudem noch 37 Prozent der Befragten der Meinung, dass Diskriminierung - zum Beispiel von Migranten oder gegenüber der LGBTQIA+-Community - für die Betroffenen ein großes Problem ist, 2024 waren es nur noch 29 Prozent. Zudem sind 32 Prozent der Meinung, dass ihre Vorurteile berechtigt sind. 2021 waren es noch sechs Prozent weniger.
Auch die Ablehnung von unterschiedlichen Menschengruppen hat laut der Studie der IKK classic deutlich zugenommen. Stimmten 2021 noch 35 Prozent der Frage zu, dass sie Angst vor bestimmten Menschengruppen haben, waren es 2024 42 Prozent.
➔➔ Zur Studie der IKK classic
Zukunftsängste haben deutlich zugenommen
Foto: © IKK classicMit den Vorurteilen wächst auch die zunehmenden Zukunftsangst in Deutschland. Nur 29 Prozent der Befragten blickten 2024 zuversichtlich in die Zukunft. 78 Prozent haben gleichzeitig das Gefühl, dass die Gesellschaft immer egoistischer wird.
Den gesellschaftlichen Wandel, hin zu individuellen Freiheitsrechten und Vielfalt, sehen 38 Prozent positiv, während 29 Prozent ihn ablehnen.
Die Hälfte der befragten befürchtet einen wirtschaftlichen Abschwung in Deutschland, 27 Prozent schätzen zudem ihre wirtschaftlichen und beruflichen Perspektiven für die Zukunft negativ ein.
"Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Bürgerinnen und Bürger durch Corona, Inflation und Krisen stark belastet sind und individuelle Ängste, wie finanzielle Sorge oder die eigene Sicherheit, überwiegen", so die IKK classic. Mit der Folge, dass Vorurteile in der Gesellschaft immer häufiger unreflektiert genutzt und auch als vollkommen "normal" angesehen werden.
"Gehen wir aufeinander zu und setzen uns aktiv gegen Vorurteile und Diskriminierungen ein", appelliert die IKK classic. Als Unterzeichnerin der Charta der Vielfalt setzt sich die Krankenkasse für ein vorurteilsfreies Arbeitsumfeld ein.
Gesundheitliche Folgen
Die Entwicklung sei nicht nur für den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Deutschland problematisch, sondern habe auch gesundheitliche Folgen für die Betroffenen.
➤ Während 33 Prozent der Menschen, die nicht unter Diskriminierung leiden, angaben, dass sie sich rundum gesund fühlen, waren es bei den Menschen, die schon einmal diskriminiert wurden, lediglich zehn Prozent.
➤ 30 Prozent der Nicht-Diskriminierten leiden unter Schlafstörungen, bei den Menschen mit Diskriminierungserfahrungen waren es dagegen 70 Prozent.
➤ Während 24 Prozent der Menschen ohne Diskriminierungserfahrungen in den letzten zehn Jahren eine Depression bekommen haben, waren es bei den Diskriminierten 49 Prozent.
➤ 27 Prozent der Diskriminierten sind von Migräne/chronischen Kopfschmerzen betroffen, bei den Menschen ohne Diskriminierungserfahrungen sind es neun Prozent.
Was können Arbeitgeber dagegen tun?
Arbeitgeber können zum Beispiel Führungskräfteseminare besuchen, die die Krankenkassen, aber auch die Handwerkskammern anbieten. Sie können ein Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) einführen, ihren Beschäftigten Kurse zur Prävention gegen Burn-out und Depression anbieten, und sie können an der internen Kommunikation in ihren Teams arbeiten.
Alle Hilfsangebote der IKK classic und die Studie findet man unter diesem Link: vorurteile-machen-krank.de
Quelle: IKK classic
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Text:
Kirsten Freund /
handwerksblatt.de
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