Inklusion im Handwerk: Holzmanufaktur Riedel ausgezeichnet
Inklusion ist ein Gewinn für den Betrieb, sagt Marcus Riedel. Er beschäftigt in seiner Holzmanufaktur drei Menschen mit Behinderung. Dafür gab es den mit 5.000 Euro dotierten Preis für "Inklusion im Handwerk".
In der Holzmanufaktur Marcus Riedel GmbH arbeiten drei Menschen mit einer körperlichen oder geistigen Behinderung. Sie werden in den normalen Tagesablauf eingeplant, sowohl in der Werkstatt als auch auf den Baustellen. "Unsere Erfahrungen sind durchweg sehr positiv. Die gezielte Einbindung der Kolleginnen und Kollegen entlastet andere Fachkräfte, steigert die Effizienz und fördert die Teamdynamik", erklärt Geschäftsführer Marcus Riedel, der das Unternehmen vor zwölf Jahren gegründet hat und insgesamt 30 Mitarbeitende beschäftigt. "Wir sind überzeugt davon, dass wir ein Vorbild für andere Handwerksbetriebe sein können."
Das Handwerksunternehmen aus Lautertal (Oberfranken) wurde auf dem Kongress "Zukunft Handwerk" mit dem neuen Preis "Inklusion im Handwerk. Die bundesweite Auszeichnung für Vorzeigebetriebe im Handwerk" geehrt - als Vorbild, Mutmacher und Ansporn für andere Unternehmerinnen und Unternehmer im Handwerk. Frank Hippler, Vorstandsvorsitzender der IKK classic, Gefahrstoffsaniererin und Unternehmerin Katja Lilu Melder, Bundesvorsitzende der Unternehmerfrauen im Handwerk (UFH), und Konditormeisterin Sara Hofmann vom Vorstand der Handwerksjunioren überreichten den mit 5.000 Euro dotierten Preis.
Hippler: "Inklusion ist keine Frage der Größe, sondern der Haltung"
"Wir müssen Vorurteile überwinden", sagte Frank Hippler, "denn wir wissen, dass Ausgrenzung auch negative Auswirkungen auch auf die Gesundheit haben kann." Eine neue Studie der IKK classic hätte gezeigt, dass Vorurteile in den letzten Jahren deutlich zugenommen haben (mehr zu der Studie lesen Sie hier). Die Bereitschaft, eigene Vorurteile zu hinterfragen, habe gleichzeitig nachgelassen. "Und wir wissen, Vorurteile können krank machen." Als größte Innungskrankenkasse Deutschlands engagiere man sich dafür, die Risiken für die physische und mentale Gesundheit im Handwerk zu reduzieren, und Inklusion könne hier ein wichtiger Baustein sein, betonte Hippler. "Inklusion ist keine Frage der Unternehmensgröße, sondern eine Frage der Haltung."
"Wir müssen mehr im Bereich der Inklusion machen", betonte auch Katja Lilu Melder, UFH-Bundesvorsitzende. "Es gibt 3,2 Millionen Menschen im Inklusionsbereich, die keinen Job haben, die können wir nicht ausgrenzen." Dass es viele Hilfestellungen für Betriebe gibt, unter anderem durch die Krankenkassen und die Handwerkskammern, betonte Sara Hofmann. Die Betriebe sollten deshalb keine Scheu haben, Menschen mit Behinderung einzustellen, so die Handwerksjuniorin.
Nicht nur fördern, sondern auch fordern: Das stärkt das Selbstbewusstsein
Für Menschen mit Handicap biete das Handwerk vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten, ist Marcus Riedel überzeugt. "Das Handwerk ist weit mehr als nur ein Arbeitsplatz – es ist ein Ort des Wachstums." Menschen mit Behinderung sollten nicht nur gefördert, sondern auch gefordert werden, sagt der Handwerksunternehmer und Vorsitzende der Handwerksjunioren in Oberfranken. "Nur wer gefordert wird, kann sich wirklich weiterentwickeln. Unsere Beschäftigten müssen sich ständig auf neue Situationen einstellen, flexibel denken und eigenständig Probleme lösen. Genau das ermöglicht ihnen eine geistige und praktische Weiterentwicklung, die in anderen Arbeitsbereichen oft nicht möglich ist."
Ein Mitarbeiter mit einem Behinderungsgrad von 90 Prozent kam aus einer Werkstatt für Menschen in Behinderung in den Betrieb. "Er hat sich von einem zurückhaltenden Menschen zu einem selbstbewussten Handwerker entwickelt, der heute selbstständig Fenster und Jalousien montiert", berichtet Riedel. Auch die beiden anderen Beschäftigten - eine Kollegin mit einem Hörschaden und ein Kollege mit Autismus-Diagnose - hätten durch die Arbeit in der Holzmanufaktur eine enorme persönliche Entwicklung durchgemacht und sich nach einiger Zeit erfolgreich in verschiedene handwerkliche Tätigkeiten eingearbeitet. "Wir haben sie in ihren Fähigkeiten bestärkt, sie motiviert, respektiert sowie gefördert und gefordert", sagt Riedel. Er ist überzeugt, "dass Menschen mit Behinderung durch handwerkliche Arbeit nicht nur neue Fähigkeiten erlernen, sondern auch persönlich wachsen können".
Quelle: IKK classic; DHB
Mit dem Preis ein Zeichen für mehr Vielfalt setzen Mit dem bundesweiten Preis "Inklusion im Handwerk" wollen die IKK classic, die Unternehmerfrauen im Handwerk und die Handwerksjunioren ein Zeichen für mehr Vielfalt und Chancengleichheit in der Branche setzen. Weitere Informationen unter www.inklusion-im-handwerk.de
Text:
Kirsten Freund /
handwerksblatt.de
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