Nahezu 80.000 syrische Fachkräfte arbeiten gut intergriert in sogenannten Engpassberufen, auch im Handwerk. Das Institut der Deutschen Wirtschaft plädiert für eine sichere Bleibeperspektive.
Seit dem Sturz des Assad-Regimes in Syrien ist eine politische Diskussion über die mögliche Rückkehr der knapp eine Million Syrer in Deutschland entbrannt. Die vornehmlich durch Fluchtmigration nach Deutschland gelangten Menschen sind zum Teil gut in den Arbeitsmarkt integriert. Für diese Personen sollte eine sichere Bleibeperspektive geschaffen werden, fordert das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW). Die über Jahre erbrachte Integrationsleistung vieler Syrer und der deutschen Unternehmen sollte wertschätzend anerkannt werden.
Derzeit leben knapp eine Million Menschen mit syrischer Nationalität in Deutschland. Die meisten von ihnen – knapp 330.000 Personen – genießen laut Bundesinnenministerium einen "subsidiären Schutz", weil ihnen in Syrien ernsthafter Schaden droht.
Zwischen Juni 2023 und Mai 2024 waren laut einer Sonderauswertung der Bundesanstalt für Arbeit (BA) 213.589 Syrer sozialversicherungspflichtig in Deutschland beschäftigt. Ewa 127.000 davon in qualifizierten Jobs für Fachkräfte mit Berufsausbildung oder Studium. Knapp 80.000 von diesen waren in sogenannten Engpassberufen tätig, in denen Stellen besonders schwierig zu besetzen sind. Die meisten waren als Fachkraft beschäftigt, also in Tätigkeiten, die in der Regel eine abgeschlossene Berufsausbildung erfordern. Damit tragen syrische Beschäftigte in nennenswertem Umfang dazu bei, den Fachkräftemangel in Deutschland abzufedern.
Bauhandwerk besonders betroffen
Unter den Engpassberufen mit besonders starken Besetzungsschwierigkeiten, in denen viele syrische Fachkräfte arbeiten, sind auffallend viele Sozial- und Gesundheitsberufe sowie klimarelevante Handwerksberufe. Als Kfz-Mechatroniker waren zwischen Juni 2023 und Mai 2024 durchschnittlich über 4.000 Syrerinnen und Syrer sozialversicherungspflichtig beschäftigt. In diesem Bereich fehlten gleichzeitig mehr als 16.000 Fachkräfte – fast sieben von zehn offenen Stellen konnten rechnerisch nicht besetzt werden.
Auch in Berufen, die dringend gebraucht werden, um den Klimawandel zu gestalten, arbeiteten viele Syrer: Dazu zählen beispielsweise die Bauelektrik, die Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik oder der Metallbau sowie der elektrischen Betriebstechnik. Fachkräfte der Bauelektrik sind beispielsweise das Nadelöhr für den Ausbau erneuerbarer Energien. Hier konnten zuletzt acht von zehn offenen Stellen nicht besetzt werden, weil bundesweit mehr als 18.000 Fachkräfte fehlten.
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Politik sollte Planungssicherheit für Unternehmen und Mitarbeiter bieten
Um sowohl Unternehmen als auch den Beschäftigten Planungssicherheit zu geben, sollte die Politik erwerbstätigen Syrern eine sichere Bleibeperspektive bieten, auch dann, wenn der subsidiäre Schutzstatus enden sollte, schlägt das IW vor. Denn angesichts der demografischen Entwicklung werden die Fachkräfte in den Engpassberufen künftig noch stärker gefragt sein.
Mit einem Durchschnittsalter von 26,2 Jahren ist die syrische Bevölkerung im Vergleich zur Gesamtbevölkerung Deutschlands (44,6 Jahre) besonders jung. Viele der jungen Zugewanderten münden zudem in den Ausbildungsmarkt und bildeten bereits 2019 die größte Gruppe nicht deutscher Auszubildender. Damit kompensieren sie signifikant den Mangel deutscher Azubis.
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