Lockdown bis 7. März, Friseure dürfen früher öffnen
Bund und Länder verlängern den Corona-Lockdown bis zum 7. März. Friseure dürfen ihre Salons bereits am 1. März unter Auflagen wieder öffnen.
Nach zähen Gesprächen der Ministerpräsidenten und Bundeskanzlerin Angela Merkel ist klar: Der Corona-Lockdown geht weiter, und zwar mindestens bis zum 7. März. Friseure sollen ihre Salons schon am 1. März wieder öffnen dürfen. Bedingung: strenge Hygieneauflagen, dazu gehört die Pflicht, medizinische Masken zu tragen. Der Zutritt soll nur nach vorheriger Terminabsprache möglich sein.
Über die Öffnung von Schulen und Kitas sollen die Länder selbst nach dem jeweiligen Infektionsgeschehen entscheiden. Kontaktbeschränkungen und die Aufforderung zum Home Office bleiben bestehen.
Weitere Öffnungen bei 35er Inzidenz
Nächste Öffnungsschritte können laut Merkel bei einem stabilen Inzidenzwert von nicht über 35 die Öffnung der körpernahen Dienstleistungsbetriebe, des Einzelhandels und Museen sein. Am 3. März wollen die Länderchefs und die Bundeskanzlerin diskutieren, wie weitere Maßnahmen aussehen können.
Harald Esser Foto: © ZV Friseurhandwerk"Eine ganze Branche atmet auf", sagt Harald Esser, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Friseurhandwerks (ZV). "Endlich haben wir eine Perspektive und Planungssicherheit. Die Öffnungsstrategie ab März sei das richtige Signal an das Friseurhandwerk. Viele Betriebe seien wegen der Schließung in einer existenzbedrohlichen Lage.
Überbrückungshilfe schnell auszahlen
Deswegen fordert er nochmals die schnelle Auszahlung der Überbrückungshilfe III. Die Antragstellung ist ab sofort möglich, meldete das Bundeswirtschaftsministerium früher am Tag. Bei der baldigen Wiederöffnung der Salons sei angesichts des Infektionsgeschehens elementar, die Arbeitsschutzstandards- und Hygieneregeln einzuhalten, so Esser weiter.
Die Öffnung der Friseurbetriebe nehme den Inhabern und ihren Beschäftigten ein Stück Existenzangst, erklärt Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer. Das könnte viele Arbeitsplätze sichern. Für andere Handwerksbetriebe, die weiter geschlossen bleiben müssen, sei die Verlängerung des Lockdowns dagegen eine schwere Belastung.
Verlustrechnung ausweiten
Hans Peter Wollseifer Foto: © ZDH/SchueringSie seien nur zu retten, wenn der angekündigte Beginn von Abschlagszahlungen der Überbrückungshilfe III auch tatsächlich in diesen Tagen kommt. "Angesichts der akuten Liquiditätsnot zahlreicher Betriebe müssen die Abschlagszahlungen von 50 auf 75 Prozent der beantragten Beträge angehoben werden", fordert Wollseifer.
"Um in dieser Situation zahlreiche Insolvenzen durch Überschuldung oder Illiquidität abzuwenden und so viele Arbeitsplätze und Ausbildungsplätze zu retten, halten wir an unserem bereits mehrfach gemachten Vorschlag fest und dringen nach wie vor darauf, die Verlustverrechnung auf zwei, besser drei Jahre auszuweiten", betont Wollseifer. So könnten zielgenau den Betriebe geholfen werden, die vor Corona ein funktionierendes Geschäft hatten und unverschuldet in die Krise gestürzt wurden.
Betriebe wollen arbeiten
Enttäuscht ist Wollseifer vom derzeitigen Verhandlungsstand zur Öffnung der Wirtschaft. Immerhin gebe es nun einen ersten Schwellenwert für ein schrittweises Hochfahren, aber die geschlossenen Betriebe bräuchten dringend eine Perspektive. Er fordert einen konkreten Plan mit "einer detaillierteren Festlegung von Kennziffern und Kriterien" als Voraussetzung von Lockerungen. "Viele Betriebe wollen und müssen endlich wieder loslegen und sie müssen wissen, wann und wie das wieder möglich sein wird."
An die Kultusministerien richtet Wollseifer den Appell, "den Bildungsbetrieb neben den Schulen und parallel hierzu in den handwerklichen Berufsbildungsstätten so schnell wie möglich – wenn nötig in Schritten - wieder zuzulassen". Hierfür gebe es "detaillierte Hygiene- und Abstandskonzepte", die sich bereits in den vergangen Monaten bewährt hätten. Es gelte, Tausende ausgefallene Maßnahmen nachzuholen und besonders die Auszubildenden auf die Prüfungen vorzubereiten.
Kfz-Gewerbe fordert verbindliche Perspektive
Jürgen Karpinski Foto: © ProMotorAuch das Kfz-Gewerbe habe auf eine Öffnungsperspektive für die Autohäuser gehofft, so Präsident Jürgen Karpinski, Präsident des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe. Er fordert eine Verlängerung der finanziellen Hilfsmaßnahmen für die Kfz-Unternehmen bis Ende dieses Jahres. Selbst den finanzstarken Händlern gehe langsam die Luft aus: "Auftragseingänge brechen ein. Die Umsätze fehlen uns nicht nur jetzt, sondern in den kommenden Monaten."
Karpinski erklärt das mit dem mehrmonatigen Zeitversatz zwischen Auftragseingang und Lieferung des Fahrzeugs. "Was heute nicht bestellt wird, fehlt uns in einigen Monaten als Umsatz. Das lässt sich auch nicht ausgleichen." Der Ausblick von Bund und Ländern, weitere Öffnungen ab einem Inzidenzwert von 35 oder weniger zu planen sei zu vage. Karpinski: "Wir brauchen eine klare, bundesweit verbindliche Regelung. Dafür werden wir uns mit allem Nachdruck einsetzen."
Text:
Lars Otten /
handwerksblatt.de
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