Konjunkturflaute: Handwerk will bessere Bedingungen
Die Herbst-Konjunkturprognose der Wirtschaftsforschungsinstitute geht von einem geringeren Wirtschaftswachstum aus als noch im Frühling. Das Handwerk fordert deshalb eine Politik, die Betriebe nicht durch immer neue, zusätzliche Vorgaben und Regelungen belastet.
Die führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute haben ihre Konjunkturprognose für Deutschland deutlich nach unten korrigiert. Waren sie im Frühjahr noch von einer Zunahme des Bruttoinlandsprodukts von 0,8 Prozent im Jahr 2019 ausgegangen, erwarten sie nun nur noch 0,5 Prozent. Gründe für die schwache Entwicklung seien die nachlassende weltweite Nachfrage nach Investitionsgütern, auf deren Export die deutsche Wirtschaft spezialisiert ist, politische Unsicherheit und strukturelle Veränderungen in der Automobilindustrie. Lesen Sie auch das Interview mit Hans Peter Wollseifer: Unternehmen Luft zum Atmen geben
Für das kommende Jahr senken die Konjunkturforscher ebenfalls ihre Prognose auf 1,1 Prozent (1,8 Prozent im Frühjahr). "Die deutsche Industrie befindet sich in einer Rezession, die inzwischen auch auf die unternehmensnahen Dienstleister durchschlägt", sagt Claus Michelsen, Leiter der Abteilung Konjunkturpolitik des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung. "Dass die Wirtschaft überhaupt noch expandiert, ist vor allem auf die anhaltende Kauflaune der privaten Haushalte zurückzuführen, die von den guten Lohnabschlüssen, Steuererleichterungen und Ausweitungen staatlicher Transfers gestützt wird."
Außenhandel macht Sorgen
Foto: © ZDH/SchueringDie deutsche Wirtschaft spüre erheblichen Gegenwind, erklärt Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks. "Vor allem der Außenhandel macht zurzeit Sorgen. Die exportorientierte Industrie gerät immer mehr in Mitleidenschaft durch die globale, vielfach politisch verursachte Unsicherheit, die ihre Ursachen in einer immer stärker protektionistischen Handelspolitik, aber auch den immer noch ungeklärten Brexit-Modalitäten hat."
Lichtblick bleibe nach wie vor die Binnenkonjunktur, die gerade auch von den Betrieben des Handwerks maßgeblich gestützt wird. Angesichts der prognostizierten gesamtwirtschaftlichen Konjunktureintrübung sei es daher umso wichtiger, die Bedingungen für ein auch weiter erfolgreich wirtschaftendes Handwerk zu erhalten. Denn nur mit wettbewerbsfähigen Rahmenbedingungen und einer wirtschaftsfreundlichen Politik würde das Handwerk auch künftig konjunktureller Stabilitätsanker in Deutschland bleiben.
"Unternehmen brauchen Luft zum Atmen"
"Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass die positive Entwicklung der Binnenkonjunktur anhält. Die binnenorientierte Wirtschaft ist auf wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen angewiesen und hier liegt weiterhin Vieles im Argen", stellt der Handwerkspräsident fest. So fehlten leistungsfähige Verkehrs- und Breitbandinfrastrukturen, eine wettbewerbsfähige Steuerpolitik und eine auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Sozialpolitik, um nur einige Baustellen zu nennen.
Die Ursachen der sich abzeichnenden Abkühlung seien vor allem politischer, nicht konjunktureller Natur. Daher bestehe auch kein Bedarf an konjunkturpolitischem Aktionismus. "Stattdessen brauchen wir eine Politik, die den Betrieben und Unternehmen Luft zum Atmen und wirtschaftlichen Agieren lässt und dies nicht durch immer neue, zusätzliche Vorgaben, Regelungen und Belastungen einengt." Ein leistungsfähiger Mittelstand sei und bleibe die beste Gewähr dafür, dass Deutschland inmitten globaler Turbulenzen ein leistungsstarker Standort mit hoher Wertschöpfung, attraktiven Arbeitsplätzen und großem Wohlstand bleibt.
Text:
Lars Otten /
handwerksblatt.de
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