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HWK Koblenz | März 2025
Handwerk einfach auf Augenhöhe erklären
Die HwK Koblenz fördert Ausbildungsbotschafter, um in Schulen und auf Messen jugendgerecht fürs Handwerk zu werben – neue Plattform hilft beim Netzwerken.
Im März sendet das Handwerk wieder starke Botschaften von München aus ins ganze Land. (Foto: © GHM)
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März 2025
Die Zukunft des Handwerks steht auf der IHM und der "Zukunft Handwerk" in München im Fokus. Im Vorfeld formuliert das Handwerk seine Erwartungen an die neue Regierung.
Etwa eine Million Handwerksunternehmen gibt es in Deutschland. Sie haben rund 5,6 Millionen Beschäftigte und machen einen Jahresumsatz von 700 Milliarden Euro. Eine von der Politik häufig unterschätzte Wirtschaftsmacht. Ein erfolgreicher Teil davon ist Funk Optik, die Brillenmanufaktur von Dieter Funk. In dem modernen Münchner Store des Brillenlabels ging es knapp eine Woche vor dem Start der Internationalen Handwerksmesse (12. bis 16. März 2025) und der "Zukunft Handwerk" (12./13. März) beim traditionellen Wirtschaftsgespräch um die Situation der Betriebe, um Bildung, Bürokratie und die politische (Welt-)Lage.
Das Handwerk erwarte in diesen "geopolitisch wie innenpolitisch turbulenten Zeiten" vor allem schnell eine stabile und verlässliche Regierung. Das betonte ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke. "Jetzt ist Pragmatismus gefragt, es geht um sehr viel." Das von Union und SPD angekündigte Sondervermögen wertet das Handwerk als ein wichtiges und gutes Signal, so Schwannecke. Es zeige, dass man den Ernst der Lage erkannt hat.
Wichtig sei, dass die Wirtschaft jetzt Vorfahrt hat. Das Handwerk erwartet weniger Bürokratie, schnellere Genehmigungen, eine effizientere Verwaltung, bezahlbare Energie, wettbewerbsfähige Standortbedingungen und geringere Abgaben. Vor allem aber mehr Vertrauen statt Misstrauen in die Unternehmer, betonte Schwannecke. Man sei auch bereit, im Gegenzug zu einem massiven Bürokratieabbau mehr Kontrollen in den Betrieben in Kauf zu nehmen.
Die Konjunktur im Handwerk sei geprägt von über zwei Jahren Rezession. "Wir sind aber optimistisch, dass wir im zweiten Halbjahr 2025 aus der Talsohle herauskommen", so der ZDH-Generalsekretär.
Es geht prominent durch die Medien, wenn große Konzerne Stellen abbauen. Was aber kaum bekannt ist: Allein im Jahr 2024 sind rund 80.000 Arbeitsplätze im Handwerk weggefallen. Dies geschieht im Handwerk weniger durch Entlassungen als vielmehr durch Renteneintritte und vor allem auch durch Betriebsaufgaben.
Warum ist das so? "Viele Betriebsinhaberinnen und ‐inhaber entscheiden sich, ihre eigentlich solventen Betriebe zu schließen, weil sie keine geeigneten Nachfolgerinnen und Nachfolger finden, die den Betrieb übernehmen könnten. Oder weil sie sich fragen, ob sich angesichts der massiven Kostensteigerungen und Belastungen durch Bürokratie, Steuern und Abgaben der Aufwand überhaupt noch lohnt. Hier müssen wir wieder in die Spur kommen", sagte Holger Schwannecke vor der Presse. Es sei ein dramatisches Signal, wenn die Unternehmen keinen Nachfolger bekommen, weil diese Angst vor den vielen Formalen haben.
Das unterstrich auch Franz Xaver Peteranderl, Präsident des Bayerischen Handwerkstages (BHT). Der Bauunternehmer berichtete, dass heute viele Meisterinnen und Meister lieber in eine Festanstellung gehen als sich selbstständig zu machen, weil sie die Bürokratie und die damit verbundenen Kosten scheuen. "Die Anforderungen müssen deshalb radikal beschnitten werden."
Es gibt auch gute Nachrichten: Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge ist 2024 leicht um 0,2 Prozent gestiegen (135.000 neue Ausbildungsverträge). Besonders erfreulich sei die Entwicklung bei den Frauen: Hier lag das Plus sogar bei 0,7 Prozent. In Bayern gab es 2024 sogar ein Plus von 3,5 Prozent mehr Auszubildenden.
Neben der Ausbildung sei auch die Weiterbildung für das Handwerk essenziell, betonte Peteranderl. "Nur Handwerkerinnen und Handwerker, die fachlich up to date sind, können zum Beispiel die Energie- und Verkehrswende in Deutschland planen und gestalten. Sie sind es nämlich, die Photovoltaik-Anlagen montieren, Ladestationen für E-Fahrzeuge anschließen oder energieeffiziente Häuser bauen. Diese Fachkenntnisse erwerben sie in den Bildungsstätten des Handwerks. Um unsere Bildungszentren, damit auch die Überbetriebliche Lehrlingsunterweisung (ÜLU) auf dem neuesten Stand zu halten, braucht es mehr finanzielle Mittel. Hier ist die Politik gefordert, die richtigen Weichen zu stellen und die richtigen Prioritäten zu setzen."
Von der Politik erwartet das Handwerk hier mehr Unterstützung. "Von der künftigen Regierung erwarten wir ein deutliches Signal, dass sie die duale Berufsausbildung stärken wird", sagte ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke.
Dazu gehöre unter anderem auch eine flächendeckende Berufsorientierung an allen Schularten – auch Gymnasien –, die Karrierewege im Handwerk aufzeigt. Die Gleichwertigkeit beruflicher und akademischer Bildung müsse "endlich gesetzlich festgeschrieben" werden.
Auszubildende müssten auch deutlich besser bei Mobilität unterstützt werden, also beim bezahlbaren Wohnen und bei der Fahrt zur Ausbildungsstelle. Denn, so Schwannecke, das Handwerk sei bei allen Zukunftsfeldern gefragt. "Sei es Klimaschutz, Wohnungsbau oder gesunde Ernährung. Wir wollen und wir können Zukunft."
Dieter Dohr, Vorsitzender der Geschäftsführung der Gesellschaft für Handwerksmessen, die die IHM und die "Zukunft Handwerk" ausrichtet, verkündete das Motto des Kongresses 2025: "Stolz, im Handwerk zu gestalten." Es soll eine Anerkennung für diejenigen sein, "die mit ihren Händen und ihrem Können die Welt gestalten".
Man wolle mit der Messe und vor allem dem zweitägigen Kongress Beschleuniger sein, um die Themen des Handwerks zu verstärken. Fokusthemen sind Digitalisierung, Personal und Bürokratieabbau. Vor allem in den Workshops für Handwerkerinnen und Handwerker. Dohr: "Hier diskutieren wir nicht Probleme – wir finden Lösungen."
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