Gebäudeenergiegesetz: Das sagt der Fachverband SHK NRW
Der Hauptgeschäftsführer des Verbands, Hans-Peter Sproten, glaubt nicht, dass das Gesetz die Wirkung entfalten wird, die sich die Bundesregierung erhofft.
Die Pläne der Bundesregierung für das neue Gebäudeenergiegesetz (GEG) sorgt im Handwerk an vielen Stellen für Kopfschütteln. Der Hauptgeschäftsführer des Fachverbands SHK NRW, Hans-Peter Sproten, reagiert mit Unverständnis auf die Beratungsresistenz der Bundesregierung: "Trotz der Hinweise und Einsprüche der Fachkreise, die sich nach Inkrafttreten tatsächlich mit den Konsequenzen unausgegorener Politkompromisse im Rahmen einer Monsterverordnung, dem neuen GEG, auseinandersetzen müssen, bastelt die Bundesregierung weiter an irrealen Vorgaben."
Der Gesetzentwurf stoße nicht nur bei den Bau- und Ausbaugewerken auf Skepsis, sondern auch bei Immobilienbesitzern, Immobilienverwaltungen und Betreibern öffentlicher Gebäude. Das Gesetz werde in dieser Form nicht die erhoffte Umweltentlastung bringen. Sproten sieht eine "komplett diktierte Elektrifizierung", die so nicht umzusetzen sei. "Dass es in einem modernen Industriestaat nicht mehr möglich sein soll, innovative und bezahlbare Technologien einzusetzen, deren Entwicklung Deutschland einmal stark gemacht haben, und für die Beheizung und Warmwasserbereitung faktisch nur noch ein Basisprodukt verwendet werden soll, ist schier unfassbar."
Hohe Kosten drohen
Millionen Nutzer müssten mit "abenteuerlichen Kosten" rechnen. Die Bundesregierung verweise daher noch recht schwammig auf staatliche Förderprogramme, um sich aus der Affäre zu ziehen. Sproten wundert sich, dass der Kampf gegen "Abhängigkeiten von Energieversorgern als Monopolisten", die die Politik vor wenigen Jahren ausgerufen hatte, nun vorbei sei und es jetzt in die Gegenrichtung gehe.
"Die Abhängigkeit von Nah- und Fernwärmeanbietern, die ja nur das Beste wollen für die in ihren Quartieren abhängig gemachten Nutzer. Und damit auch eine Geschichte draus wird, soll die Effizienz natürlich auch hierbei überprüft werden, und das regelmäßig und stringent." Das SHK-Handwerk installiere zwar auch die aktuell "stark glorifizierte Wärmepumpe", das ergebe aber nur Sinn für hochwärmegedämmte Gebäude; mit neuen Fenstern, Dachdämmung, Fassadendämmung, großen Heizflächen und mit erschwinglichen Strompreisen.
"Viele Fragen bleiben offen"
Sproten: "Und genau hier öffnet sich die Büchse der Pandora ganz, ganz weit: Solche Maßnahmen sind eben für den Großteil der Menschen in Deutschland nicht erschwinglich. Sofern sie nämlich überhaupt vom Eigentümer realisiert werden können, zahlt spätestens der Mieter die Rechnung." Er fordert eine langfristige, verlässliche und unkomplizierte Förderung und fragt sich gleichzeitig, warum eine steuerliche Erleichterung nicht diskutiert wird.
Ungeklärt sei, wie der erforderliche Strom erzeugt werden soll, entsprechende Netze aufgebaut werden können und wie Millionen Gebäude angesichts der Material- und Lieferengpässe energetisch saniert werden sollen. "Wer soll nach der nächsten Bundestagswahl diese Suppe auslöffeln? Bevölkerung und Wirtschaft mit Verordnungsvorgaben und immer weiteren Kontrollen unter Druck setzen zu wollen, ist bislang fast immer gescheitert."
"Andere Wege müssen beschritten werden"
Beste Beispiele seien die, dem neuen GEG-Entwurf vorgeschalteten Verordnungen: Über Jahrzehnte hinweg hätten weder Wärmeschutzverordnung, Heizungsanlagenverordnung, Energieeinsparverordnung noch das derzeit gültige Gebäudeenergiegesetz dazu geführt, dass die dort vorgeschriebenen Maßnahmen zufriedenstellend umgesetzt wurden. Allein die zügige Modernisierung der Gebäude der öffentlichen Hand erscheine unrealistisch.
"Um tiefe Einschnitte in die Immobilien- und Baubranche und damit auch in das gesamte Wirtschaftssystem Deutschlands zu vermeiden, müssen andere Wege beschritten werden, die nicht von vorneherein Abwehrhaltungen auslösen. Die Energiewende kann nicht mit öffentlichen Förderungen in abenteuerlichen Größenordnungen erkauft werden. Denn der Gebäudebereich in Deutschland ist ja nur eine – für die hier Betroffenen zwar große aber im Verhältnis zum tatsächlichen Ziel, einer weltweit so dringend erforderlichen CO2-Einsparung – winzige Maßnahme, für die eine Schwächung unserer Wirtschaft nicht in Kauf genommen werden darf."
Technologieoffenheit erhalten
Es gebe intelligente und real umsetzbare Möglichkeiten, die Emissionen auch rasch zu senken und genau dafür stehe das SHK-Handwerk seit vielen Jahrzehnten. "Wir können und werden unsere Anstrengungen im Schulterschluss mit den betroffenen Gewerken daher auch weiterhin verstärken", versichert Sproten. Ebenso müsse sich die Politik vom Festhalten an unrealistischen Wahlversprechen und dem Gedanken, CO2-Musterschüler werden zu wollen, befreien.
Anwender müssten auch weiterhin Wahlmöglichkeiten der Technologie, deren Nutzung und Anpassung in der individuellen energetischen Anwendung haben. "Die damit verbundenen emissionstechnischen Vorgaben sind dagegen Staatsaufgabe und letztlich auch durch den Staat – in welcher Form auch immer – stringent zu prüfen. Denn wer für hohe Emissionen viel zahlen muss, wird ganz rasch neue Wege suchen und in einer tatsächlich technologieoffenen Welt dann auch Lösungen finden können."
Quelle: Fachverband SHK NRW
DHB jetzt auch digital!Einfach hier klicken und für das digitale DHB registrieren!
Text:
Lars Otten /
handwerksblatt.de
Kommentar schreiben