Wärmepumpen: Erst kam der Boom, dann die Flaute
Die Ampel-Koalition ist Geschichte. Zu ihren kontroversen Projekten zählte die Novellierung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG), mit der Fokussierung auf Wärmepumpen. Die Aussichten für 2025 sind ungewiss.
Seit der Novellierung des GEG im Herbst 2023 durchlebt der Absatz von Wärmepumpen auch in Brandenburg ein ständiges Auf und Ab. Nach dem Rekordjahr 2023 ist der Verkauf von Wärmepumpen im vergangenen Jahr stark zurückgegangen. Zugleich steigt aber das Interesse an der Förderung des Bundes für den Einbau von Wärmepumpen. Die aktuellen Zahlen: Bundesweit ging der Wärmepumpenabsatz im Jahr 2024 um 46 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurück. In Summe wurden 193.000 Wärmepumpen verkauft, davon 178.000 Luft-Wasser-Wärmepumpen. Den Einbruch im Markt erklärt der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) mit der starken Verunsicherung von Hauseigentümern und Bauherren.
Offene Fragen zur künftigen kommunalen Wärmeplanung, die in Potsdam und Cottbus spätestens im Juli 2026, in anderen brandenburgischen Kommunen bis Juli 2028 vorliegen muss, und die lange Zeit zu geringe Bekanntheit der Förderprogramme sorgten zudem für eine Kaufzurückhaltung. Die Verunsicherung der Kunden bestätigt Norbert Band, Landesinnungsmeister des SHK-Handwerks in Brandenburg. "Die Nachfrage war im letzten Jahr sehr verhalten und geringer als erwartet. Dazu haben auch die vielen widersprüchlichen Berichte in der Presse beigetragen." Hinzu kam die Krise im Wohnungsbau. Auf die Auftragslage des brandenburgischen SHK-Handwerks hat sich die Neuregelung des GEG dennoch direkt ausgewirkt. So kam es nach der Ankündigung des sogenannten "Heizungsgesetzes" zu einem Schub bei Gas- und Ölheizungen, erzählt Norbert Band. Viele Kunden wollten ihre Heizungssysteme mit fossilen Brennstoffen noch rechtzeitig erneuern, bevor dies gesetzlich untersagt werden könnte.
Bundestagswahl verstärkt Unsicherheit
Auch Ankündigungen der CDU/CSU, die Novellierung des GEG bei einem Wahlsieg zurückzunehmen, lässt Hausbesitzer abwarten. Norbert Band glaubt nicht, dass eine künftige Bundesregierung beim GEG komplett zurückrudern wird, aber eine Überarbeitung hält auch er für nötig. "Da gibt es viele Punkte, die klarer und eindeutiger gefasst werden müssen", so der Landesinnungsmeister.
Wie in Brandenburg geheizt wird, hat der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft ermittelt. Demnach lag der Anteil von Gas-Zentralheizungen 2023 in Wohngebäuden in Brandenburg bei 40,2 und von Öl-Zentralheizungen bei 18,2 Prozent. Elektro-Wärmepumpen nahmen einen Anteil von 6,1 Prozent ein. Einer Studie der KfW zufolge waren Wärmepumpen 2024 in Brandenburg mit bereits acht Prozent etwas weiter verbreitet als im Bundesdurchschnitt (sechs Prozent). Von den Brandenburger Immobilieneigentümern, die noch nicht auf erneuerbare Energien umgestiegen sind, konnten sich laut KfW-Energiewendebarometer aber nur 21 Prozent vorstellen, künftig mit einer Wärmepumpe zu heizen.
Das Durchschnittsalter der Heizungsanlagen in Wohngebäuden lag 2023 mit 11,7 Jahren in Brandenburg deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von 13,9 Jahren. Laut Zensus 2022 ist die Wärmepumpe im Berliner Umland zudem weiter verbreitet als im restlichen Brandenburg.
Erholung in 2025 erwartet
Symptomatisch für die schwankende Nachfrage: Der Umsatz bei Wärmepumpen lag laut Heizungsinstallateur Thermondo in den letzten beiden Monaten 2024 bis zu drei Mal so hoch wie im Oktober. Die Befürchtung, die Förderung könne nach einem Regierungswechsel zurückgefahren werden, habe die Nachfrage wieder verstärkt, so das Unternehmen. "Das ist bei uns im Markt noch nicht angekommen", sagt hingegen Matthias Guse, Obermeister der SHK-Innung Havelland und Geschäftsführer der Guse Heizung-Lüftung-Sanitär GmbH in Nauen. "Bei Sanierungen im Baubestand sind Wärmepumpen zurzeit wenig nachgefragt", weiß Guse. Bei Neubauten hingegen installiert sein Betrieb schon heute nahezu ausschließlich Wärmepumpen. Nach anfänglich längeren Lieferzeiten für das brandenburgische Handwerk sind die Lager nun gut gefüllt. "Die Hersteller haben sich im zurückliegenden Jahr eher Rabattschlachten geliefert, um den Markt anzukurbeln." Guse glaubt, dass künftig auch ausländische Anbieter in den Markt eintreten und die Preise weiter drücken werden.
Wie es im noch jungen Jahr 2025 mit dem Einbau von Wärmepumpen – auch in Brandenburg – weitergeht, hängt vor allem von den Entscheidungen der künftigen Bundesregierung ab. Für das laufende Jahr prognostiziert der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) eine Erholung des Absatzes auf bundesweit rund 260.000 Geräte. Dazu müsste es nach Ansicht des BWP Entlastungen beim Strompreis, insbesondere Absenkungen bei Netzentgelten, Stromsteuer und Mehrwertsteuer geben, um weitere Anreize zu setzen. Herstellerumfragen zufolge halten vor allem die hohen Anschaffungskosten, zu hohe Strompreise und fehlende finanzielle Mittel viele Kunden vom Kauf ab. "Günstige Wärmepumpentarife der Energieversorger wären eine zusätzliche Motivation zum Umstieg", glaubt Handwerksmeister Matthias Guse. Aus seiner Sicht muss auch die Förderung vereinfacht werden. "Die Förderprogramme sind zu kompliziert und beratungsintensiv. Es sollte stattdessen wie früher bei der Anschaffung von E-Autos einen festen Zuschuss für den Kauf einer Wärmepumpe geben."
DHB jetzt auch digital!Einfach hier klicken und für das digitale Deutsche Handwerksblatt (DHB) registrieren!
Text:
Karsten Hintzmann /
handwerksblatt.de
Kommentar schreiben