"Statt für mehr Kreislaufwirtschaft am Bau zu sorgen, wird ein Jahr nach Inkrafttreten der Ersatzbaustoffverordnung weniger recycelt, mehr Rohstoffe auf die Deponie gefahren", sagt Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie.

"Statt für mehr Kreislaufwirtschaft am Bau zu sorgen, wird ein Jahr nach Inkrafttreten der Ersatzbaustoffverordnung weniger recycelt, mehr Rohstoffe auf die Deponie gefahren", sagt Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie. (Foto: © nordroden/123RF.com)

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Ein Jahr Ersatzbaustoffverordnung: Weniger Recycling als vorher?

Handwerkspolitik

Die Politik habe mit der Ersatzbaustoffverordnung ihre Ziele nicht erreicht. Das ist das Ergebnis einer Umfrage von Bau- und Recyclingverbänden unter ihren Mitgliedsunternehmen.

Seit Anfang August des vergangenen Jahres gilt die Ersatzbaustoffverordnung (EBV). Sie regelt den Einbau von mineralischen Ersatzbaustoffen in technischen Bauwerken wie Straßen, Schienenverkehrswege oder befestigte Lagerflächen. Die EBV ist die erste bundeseinheitliche Regelung für die Verwertung mineralischer Abfälle, die in Deutschland mit 220 Millionen Tonnen die größte Abfallmenge sind, als Ersatzbaustoffe. Ziel ist es, die Kreislaufwirtschaft am Bau zu fördern und den Einsatz von Recyclingbaustoffen zu erhöhen.

Dieses Ziel wurde ein Jahr nach Inkrafttreten der EBV bisher nicht erreicht. Das ist ein Ergebnis einer aktuellen Umfrage von vier Bau- und Recyclingverbänden, darunter der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) unter ihren Mitgliedsunternehmen. "Ziel der Umfrage war es, die spezifischen Auswirkungen der EBV auf die betroffenen Unternehmen zu identifizieren, Herausforderungen zu verstehen und mögliche Verbesserungspotenziale aufzuzeigen", heißt es im Ergebnisbericht.

Viele Unternehmen melden weniger Recycling

AuswertungHier finden Sie den Monitoring-Bericht der vier Verbände.Bemerkenswert ist die Antwort der Unternehmen, ob nach Inkrafttreten der EBV mehr oder weniger Bauabfälle wiederverwertet werden. Mehr als die Hälfte der Betriebe (52,0 Prozent) sieht keine Veränderung und 42,5 Prozent haben sogar den Eindruck, dass weniger recycelt wird. Nur 5,5 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, dass die Recyclingquote angestiegen sei. Hauptgrund dafür sei, dass die meisten Ersatzbaustoffe immer noch als Abfall klassifiziert werden müssen und nicht den Status eines Bauprodukts erhalten.

Obwohl Recyclingbaustoffe qualitativ ebenso gut seien wie neue Baustoffe, schrecke der Begriff "Abfall" viele Auftraggeber ab. Auch Vertreter der öffentlichen Hand wollen weiterhin in vielen Fällen nicht mit Recyclingmaterialien bauen, berichten die Unternehmen. Sie kritisierten die "große Unsicherheiten" bei der Umsetzung der Anforderungen in der Praxis und einen hohen bürokratischen Aufwand. Besonders die umfangreichen Dokumentationspflichten des Verwenders, die Haftungsfrage und Risikoverlagerung führten dazu, dass Ersatzbaustoffe nicht ausgeschrieben und stattdessen Primärbaustoffe genutzt werden.

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"Anpassungen und Verbesserungen nötig"

Um die vollen Potenziale der EBV auszuschöpfen, seien Anpassungen und Verbesserungen nötig, so die Verbände. Sie fordern eine schnelle Umsetzung des Produktstatus aller mineralischer Ersatzbaustoffe, die Förderung der Marktakzeptanz von Ersatzbaustoffen und die Reduzierung des Dokumentations- und Bürokratieaufwandes für Hersteller und Verwender von mineralischen Ersatzbaustoffen. "Eine echte Kreislaufwirtschaft ist ohne den Produktstatus aller mineralischen Ersatzbaustoffe schlicht nicht möglich", sagt ZDB-Hauptgeschäftsführer Felix Pakleppa

"Länder und Kommunen müssen Farbe bekennen und sich zum Bauen mit Recyclingmaterial verpflichten. Nur so können wir langfristig die Marktakzeptanz erhöhen und unsere Abhängigkeit von Primärrohstoffen verringern." Es sei dringend erforderlich, einfache, zeitnahe und unbürokratische Regelungen umzusetzen, ergänzt Andreas Pocha, Geschäftsführer des Deutschen Abbruchverbands. Denn nur so sei das Ziel der EBV durchsetzbar, eine Marktakzeptanz für die nach EBV güteüberwachten und zertifizierten mineralischen Ersatzbaustoffe gegenüber den derzeit noch bevorzugten Primärbaustoffen zu schaffen.

"Höhere Kosten für alle"

Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie, erklärt: "Statt für mehr Kreislaufwirtschaft am Bau zu sorgen, wird ein Jahr nach Inkrafttreten der Ersatzbaustoffverordnung weniger recycelt, mehr Rohstoffe auf die Deponie gefahren und die Kosten haben sich für alle erhöht. In der Privatwirtschaft würde ein solches System sofort beerdigt." Behördenvertreter seien oft schlecht informiert und könnten bei der Umsetzung der EBV-Vorgaben selten helfen, betont Katrin Mees aus der Bundesgemeinschaft Recycling-Baustoffe. Um die Kreislaufwirtschaft erfolgreich voranzubringen, sei eine gute Kommunikation mit den Behörden essenziell, damit die Branche nicht durch administrative Hürden ausgebremst werde.

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Text: / handwerksblatt.de

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