Crash im Baubereich vermeiden
Das Handwerk befürchtet eine "massive Krise in der Baubranche" und fordert von der Politik ein Maßnahmenpaket, um einen Kapazitätsabbau zu verhindern.
Kurz vor dem Wohnungsgipfel mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) dringt das Handwerk auf schnelles Handeln der Politik, um die kriselnde Baubranche zu unterstützen. "Um einen großen Crash im Baubereich im kommenden Jahr zu vermeiden, muss jetzt gehandelt und politisch gegengesteuert werden", fordert Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks. Noch habe der Bau Aufträge abzuarbeiten, trotzdem steuere die Branche auf eine "massive Krise" zu.
"Die Auftragslage im Bauhauptgewerbe geht spürbar zurück wie auch die bewilligten Baufinanzierungen für neue Projekte. Setzt sich diese Entwicklung fort, droht ein Personal- und Kapazitätsabbau, der sich nicht wieder umkehren lässt, und der uns langfristig schmerzhaft auf die Füße fallen wird, wenn es darum geht, genügend handwerkliche Baufachkräfte für den Wohnungs- und Infrastrukturausbau sowie die energetischen Gebäudesanierungen zu haben", so Dittrich.
Wichtige Zukunftsprojekte in Gefahr
Eine Krise im Baugewerbe gefährde wichtige Zukunftsprojekte der Bundesregierung. "Für den Klimaschutz, die Energiewende, den Wohnungsbau, die energetische Gebäudesanierung sowie für den Infrastrukturausbau sind die hochqualifizierten handwerklichen Fachkräfte und Betriebe im Baubereich unerlässlich. Daher reicht ein Wohnungsgipfel nicht, sondern es braucht einen Baukrisengipfel, bei dem alle Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft zusammenkommen."
Neben Kanzler und Bauministerin müssten auch der Wirtschafts- und der Finanzminister an den Tisch, um zügig ein wirksames Maßnahmenpaket beschließen zu können. Dittrich: "Das Handwerk hat konkrete Vorschläge dafür, was jetzt zu tun ist: Kurzfristig muss es darum gehen, die Förderungen im Wohnungsbau auszuweiten und die Baukosten zu verringern. Die viel zu eng ausgestaltete Eigentumsförderung für Familien muss nachgebessert und die Einkommensgrenzen auf eine realistische Höhe angehoben werden, um mehr Familien den Zugang zur Förderung zu ermöglichen."
Energiestandards bezahlbar halten
Energiestandards müssten bezahlbar bleiben. Deswegen müsse die Bindung an den EH40-Standard mindestens temporär ausgesetzt und die zinsvergünstigen Kreditsummen angehoben werden. Um die Baukosten zu verringern und Betriebe zu entlasten, seien erste Schritte getan. "Die im Wachstumschancengesetz vorgesehene degressive AfA müsse nun schnell umgesetzt werden. Die Öffnungsklausel, durch die die Länder bei Ersterwerb und Selbstnutzung die Grunderwerbssteuer aussetzen können, muss schnellstmöglich umgesetzt werden. Planungs- und Genehmigungsprozesse müssen digitalisiert, die Landesbauordnungen vereinheitlicht, die Belastung mit Normen und Bürokratie gesenkt und die Bereitstellung von Bauland in den Kommunen muss beschleunigt werden."
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Text:
Lars Otten /
handwerksblatt.de
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