Sebastian Saule ist Geschäftsführer derWirtschaftsförderung Land Brandenburg GmbH (WFBB)

Sebastian Saule ist Geschäftsführer derWirtschaftsförderung Land Brandenburg GmbH (WFBB) (Foto: © WFBB)

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"Brandenburgs Firmen gehen die Krisen aktiv an"

Handwerkspolitik

Sebastian Saule, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Land Brandenburg GmbH (WFBB), spricht im DHB-Interview darüber, wie die märkischen Unternehmen widerstandsfähiger werden.

Herr Saule, viele Unternehmen stehen mit hohen Energiekosten und einer sich abschwächenden Konjunktur vor großen Herausforderungen. Die Unternehmen steuern gegen und arbeiten daran, resilienter zu werden. Wie kann die WFBB die Firmen dabei unterstützen?

Sebastian Saule: Ein gutes Beispiel ist die Internationalisierung. Da, wo Lieferketten oder Kundenbeziehungen weggebrochen sind, sucht man nach Alternativen. Woher kann ich meine Vorprodukte beziehen? Wo kann ich meine Waren und Dienstleistungen künftig absetzen? 371-mal haben wir im ersten Halbjahr Unternehmen zu diesen Fragen beraten oder sie sonst unterstützt, zum Beispiel durch einen Messegemeinschaftsstand auf der Hannovermesse oder durch eine Unternehmensreise nach Japan. Im zweiten Halbjahr waren wir mit zwölf Unternehmen in Kanada und haben eine Gemeinschaftsbeteiligung auf der Messe Innotrans organisiert. Mehrere Reisen, unter anderem nach Vietnam, stehen noch an. Unsere Angebote werden sehr gut angenommen. Die Unternehmen legen die Hände nicht in den Schoß, sondern gehen die Krisen aktiv an.

Die WFBB hilft brandenburgischen Unternehmen auch bei der Erschließung internationaler Märkte. Unternehmensreisen wurden unter anderem nach Japan (im Bild Tokio) organisiert. Foto: © Karsten HintzmannDie WFBB hilft brandenburgischen Unternehmen auch bei der Erschließung internationaler Märkte. Unternehmensreisen wurden unter anderem nach Japan (im Bild Tokio) organisiert. Foto: © Karsten Hintzmann

In welchen Regionen liegen Chancen für die Unternehmen?

Sebastian Saule: Der wichtigste Ziel- und Quellmarkt ist und bleibt Europa. Der brandenburgische Mittelstand ist eher kleinteilig, und je kleiner ein Unternehmen ist, desto schwieriger wird es, weit entfernte oder schwierig zu erschließende Märkte zu bedienen. Wir versuchen, mit unseren Angeboten die Balance zu halten zwischen Angeboten für »Einsteiger« und Angeboten für »Fortgeschrittene«. Für letztere geht es auch darum, Alternativen zu Russland und China zu finden. Wir haben uns deshalb Asien rund um China intensiv vorgenommen. Wir waren mit Unternehmen in Indien, in Südkorea und in Japan. Demnächst gehen wir – wie gesagt – nach Vietnam.

Was sind weitere Punkte, um die Resilienz von Unternehmen zu stärken?

Sebastian Saule:
Innovationen sind immens wichtig für die eigene Wettbewerbsfähigkeit – und eine große Chance, gerade für den Mittelstand. Gerade in Sachen Digitalisierung haben viele Unternehmen noch Potenzial, sich weiterzuentwickeln. Sie kann auch dazu beitragen, mit Fachkräfteengpässen besser umzugehen. Das Land Brandenburg bietet dafür mit dem »BIG Digital« eine passgerechte Förderung für den Mittelstand an.

Könnten Sie uns dieses Förderangebot bitte kurz vorstellen?

Sebastian Saule:
Los geht es immer mit einem unternehmerischen Impuls, etwas machen zu wollen. Den konkretisieren wir dann zusammen mit dem Unternehmen zu einem Projekt. Gerade kleine und Kleinstunternehmen profitieren von dieser Beratung, egal aus welcher Branche sie kommen. Die Regionalcenter der WFBB sind da die ersten Anlaufstellen, ganz nah bei den Unternehmen. Übrigens kommt etwa ein Drittel aller Projekte aus dem Handwerk.

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Wenn das Projekt konkretisiert ist, kommt der erste Baustein des BIG Digital ins Spiel: Eine Beratung zur technischen Umsetzung des Digitalisierungsprojekts kann mit bis zu 50.000 Euro gefördert werden, bei einer Förderquote von 50 Prozent.

»Wir haben uns Asien rund um China intensiv vorgenommen. Wir waren mit Unternehmen in Indien, in Südkorea und in Japan. Demnächst gehen wir nach Vietnam.«

Im nächsten Schritt, für den Baustein Implementierung, stehen maximal 250.000 Euro zur Verfügung. Damit kann die Umsetzung der technischen Lösung, sei es Hard- oder Software, zu 50 Prozent gefördert werden. Zu guter Letzt gibt es den Qualifizierungsbaustein: Hier geht es darum, die Mitarbeitenden mitzunehmen, sie gut zu schulen. Dafür stehen wiederum bis zu 50.000 Euro Förderung zur Verfügung.

Auch für die strategische Innnovationsarbeit ist der BIG Digital gut geeignet. Wir haben zum Beispiel die Dachbleche 24 GmbH aus Wriezen begleitet, die das Förderinstrument schon dreimal genutzt hat. Im ersten Schritt ging es um die Einführung einer Branchensoftware mit ERP-Elementen. Dann wurde ein echtes ERP-System eingeführt. Und im dritten Schritt kommt jetzt perspektivisch die Nutzung von Künstlicher Intelligenz dazu.

Ein größeres Problem in Deutschland entsteht oft bei der Markteinführung, bei der Finanzierung von innovativen Produkten oder Verfahren. Was bräuchte es, um das anzukurbeln?

Sebastian Saule: Ich glaube, dass gerade die Brandenburger Innovationsgutscheine, kurz BIG, da die passende Unterstützung anbieten. Eine Innovation muss ja erst einmal per se marktgängig sein, das unterscheidet sie von einer reinen Erfindung. Und für Projekte, die eher grundlagenorientiert und noch relativ weit weg von der Markteinführung beginnen, gibt es in Brandenburg das Programm »ProFIT«, eine Kombination aus Zuschuss und Darlehen. Ich halte das für den richtigen Mittelweg. Alles, was zu lange und zu weit gefördert wird, läuft Gefahr, nicht marktfähig zu sein oder vom Markt wieder zu verschwinden.

Das bedeutet, dass das Auslaufen der Elektroautoförderung richtig war?

Sebastian Saule:
Falsch war auf alle Fälle die Abruptheit des Förderendes. Wirtschaft und Verbraucher brauchen Planbarkeit und Verlässlichkeit, auch bei der Umstellung auf Elektromobilität. Gleichzeitig glaube ich, dass gerade europäische und amerikanische Autohersteller noch Nachholbedarf haben, was günstige Elektrofahrzeuge angeht. Das wäre für den Erfolg der Mobilitätswende auch sehr wichtig.

Was gut in Brandenburg läuft, ist der Ausbau der ­Ladeinfrastruktur…

Sebastian Saule:
Richtig. Wir als WFBB betreiben die Stabsstelle für die Anwendung der Elektro- und Wasserstoffmobilität. Die Kollegen informieren, beraten und vernetzen Unternehmen und Kommunen, um das Thema voranzubringen. Bei der Lade­infrastruktur entwickelt sich Brandenburg überdurchschnittlich gut. Am 1. Januar 2023 gab es 1.805 öffentliche Ladepunkte im Land, am 1. Januar 2024 waren es schon 3.126 – ein Zuwachs um 73,2 Prozent. Im Bundesdurchschnitt lag der Zuwachs nur bei 39,8 Prozent. Auch für das Laden von E-Lkws werden Möglichkeiten geschaffen: Zurzeit laufen Ausschreibungen des Bundes, mit denen 25 Rastplätze in Brandenburg mit hyperschnellen ­Ladepunkten ausgestattet werden sollen.

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Text: / handwerksblatt.de

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