"Bürokratiebelastung ist alarmierend"
Einer aktuellen ZDH-Umfrage zufolge ist Bürokratie für mehr als drei Viertel der Handwerksbetriebe der größte Belastungsfaktor. Der Verband spricht von "dringend notwendigen Erleichterungen für Handwerksbetriebe".
Dieser Artikel gehört zum Themen-Special Bürokratiewahnsinn im Handwerk
Die bürokratische Belastung hat laut Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) ein Niveau erreicht, das die Handwerksbetriebe an ihre Grenzen bringt. Zu oft seien die entsprechenden Pflichten mit nicht unerheblichem Zeit- und auch finanziellem Aufwand verbunden.
Wo liegen Entlastungspotenziale?
Um Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie die Belastungssituation aktuell aussieht, hat der ZDH gemeinsam mit den 53 Handwerkskammern im Frühjahr eine Umfrage zur Bürokratiebelastung im Handwerk durchgeführt. Gefragt wurde nach der Einschätzung der Handwerksbetriebe, worin die Zunahme des Bürokratieaufwands resultiert und wo Entlastungspotenziale liegen. 10.630 Betriebe haben sich an der Umfrage beteiligt.
Kernerkenntnisse der Umfrage:
- Für 74 Prozent der teilnehmenden Handwerksbetriebe ist der Bürokratieaufwand in den letzten fünf Jahren gestiegen.
- Ständige Anpassungen an neue gesetzliche Regelungen sind für 76 Prozent der Handwerksbetriebe der größte Belastungsfaktor, gefolgt vom Aufwand zur Erfüllung von Nachweis- und Dokumentationspflichten (54 Prozent).
- 58 Prozent der Betriebe geben an, dass die Selbständigkeit im Handwerk infolge der Bürokratiebelastung zunehmend unattraktiv ist. Von 68 Prozent der Handwerksbetriebe, die digital mit Behörden kommunizieren, wird der digitale Austausch als Entlastung empfunden.
- 35 Prozent der Betriebe kommunizieren mit Behörden jedoch nicht digital. Maßgeblicher Grund: Es fehlt an digitalen Kommunikationskanälen der Behörden.
UmfrageergebnisseHier finden Sie alle Ergebnisse der Umfrage des ZDH."Die Ergebnisse der ZDH-Umfrage sind ein deutlicher Notruf an den Gesetzgeber", betont ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke. "Die erreichte Menge an Dokumentations-, Nachweis- und Informationspflichten würgt die wirtschaftliche Entwicklung von Handwerksbetrieben in ohnehin schwierigen Zeiten regelrecht ab. Angesichts dieser sich zuspitzenden Situation kann es nicht verwundern, dass viele junge Menschen gerade wegen der immensen Bürokratie den Schritt in die Selbstständigkeit scheuen."
Schnell und entschlossen handeln
Die Politik müsse erkennen, dass es nicht so weitergehen kann. "Das angekündigte Bürokratieentlastungsgesetz ist wichtig, kann aber nur ein Baustein von vielen sein, um die dringend notwendigen Erleichterungen für Handwerksbetriebe in der Praxis tatsächlich zu erreichen. Erforderlich ist ein breiter Ansatz, der der bestehende Lasten konsequent abbaut, systematisch neue Bürokratie vermeidet und die effiziente und digitale Verwaltung vor Ort umfasst." Die Bundesregierung müsse schnell und entschlossen handeln, damit Bürokratie nicht als Transformationsbremse wirkt.
Quelle: ZDH
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Text:
Lars Otten /
handwerksblatt.de
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