Schlichtung gescheitert: Kein neuer Tarifvertrag für Maler und Lackierer
Im Tarifstreit im Maler- und Lackiererhandwerk ist kein Ende in Sicht. Nach drei Verhandlungs- und zwei Schlichtungsrunden gibt es immer noch keine Einigung für die 115.000 Beschäftigten. Wie geht es weiter?
Ende September 2024 war der alte Tarifvertrag im Maler und Lackiererhandwerk für rund 115.000 Beschäftigte in 21.700 Betrieben ausgelaufen. Noch konnten sich Arbeitgeber und Gewerkschaft auf keinen neuen Tarifvertrag einigen. Bis März sollte er stehen.
Nach drei erfolglosen Verhandlungs- und zwei Schlichtungsrunden hätten die Arbeitgeber am 6. März 2025 ihr letztes Angebot vorgelegt, berichtet die IG BAU: Eine Erhöhung der Löhne zum 1. April 2025 um 2,9 Prozent und in einem weiteren Schritt ab 1. Juli 2026 um weitere drei Prozent bei einer Gesamtlaufzeit von drei Jahren bis zum 30. September 2027. Der Tariflohn lag zuletzt im Tarifgebiet West bei 18,87 Euro und im Tarifgebiet Ost bei 18,44 Euro.
Dieses Angebot lehnt die Gewerkschaft IG BAU jedoch ab. Begründung: Die Malerinnen und Maler würden selbst bei einer niedrig erwarteten Inflationsrate von zwei Prozent noch nicht einmal einen Ausgleich bekommen. "In den ersten sechs Monaten würden sie nach diesem Vorschlag komplett leer ausgehen", so die Gewerkschaft, die ein Lohn-Plus von acht Prozent oder 1,50 Euro mehr pro Stunde fordert.
Der Verhandlungsführer des Bundesverbandes Farbe, Gestaltung, Bautenschutz, Markus Heineke, betont hingegen, der Verband habe in der 14-stündigen Nachtsitzung in Fulda weitreichende Zugeständnisse gemacht und alle wesentlichen Bedingungen der Gewerkschaft akzeptiert. Vollzeit-Beschäftigte hätten mit dem vorgelegten Angebot monatlich fast 200 Euro mehr als heute bekommen. "Das wäre ein echter Fortschritt gewesen. Wir wissen selbst am besten, was wir unseren qualifizierten Gesellinnen und Gesellen und den Auszubildenden schuldig sind. Dass ausgerechnet die Gewerkschaft höhere Löhne verhindert, ist zynisch", so Markus Heineke. Die Arbeitnehmer hätten aber auf ihrer Forderung von acht Prozent mehr beharrt.
IG BAU fordert Inflationsausgleich
Robert Feiger, Bundesvorsitzender der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) und Verhandlungsführer, sieht das ganz anders und macht seinem Ärger in einem Pressestatement nach der langen Verhandlung Luft: "Ich bin mir nicht sicher, ob die Arbeitgeber im Maler- und Lackiererhandwerk auch mal in die Zeitung schauen oder Fernsehen gucken. Da ist von einem immensen Sanierungsstau in Deutschland die Rede, da wird ein staatliches Sondervermögen in Höhe von 500 Milliarden Euro zur Behebung der Infrastruktur-Defizite ins Spiel gebracht sowie von Anpacken und Aufbruchsstimmung gesprochen. Und die Malerfirmen sind nicht einmal bereit, ihren Beschäftigten einen höheren Lohn zu zahlen, der zumindest die Inflation ausgleicht. Dann wird aber lamentiert, dass es keine Fachkräfte und keinen Nachwuchs in der Branche gibt. Da passt was überhaupt nicht zusammen."
Die Auftragsbücher im Maler- und Lackierhandwerk seien gut gefüllt, der Umsatz in der Branche sei in den letzten Jahren stetig nach oben gegangen, argumentiert Feiger. "Deshalb hat das Arbeitgeberangebot mit Respekt vor den Beschäftigten in einer Branche, in der nicht gerade Managergehälter gezahlt werden, rein gar nichts zu tun", sagt Feiger.
Neue Verträge ab 1. April zum gesetzliche Mindestlohn
Nach dem Scheitern der Verhandlungen laufen auch die Tarifverträge für die Auszubildenden und den Branchenmindestlohn aus. Bei Neuverträgen ab 1. April muss dann nur noch der gesetzliche Mindestlohn von 12,82 Euro gezahlt werden.
Die Baugewerkschaft sagt, sie habe vorgeschlagen, einen unabhängigen Schlichter zu berufen. Das hätten die Arbeitgeber aber abgelehnt. "Verantwortung übernehmen sieht für mich anders aus. Hier müssen die Arbeitgeber aufpassen, nicht komplett abgehängt zu werden", sagt IG BAU-Chef Feiger.
Wie geht es weiter?
Laut Arbeitgeberverband dauert die Schlichtung theoretisch bis 8. März 2025 an. Die IG BAU könnte einen Kompromissvorschlag vorlegen, heißt es. Ende die Schlichtung ohne Kompromiss, könnte im beiderseitigen Einvernehmen auch eine neue Schlichtungsrunde einberufen werden.
Denkbar sei jetzt aber auch eine einseitige Tarifempfehlung der Arbeitgeber an die Betriebe zu Ecklohn und Ausbildungsvergütung. "Der Vorteil wäre ein schnelles Lohnplus für die Beschäftigten. Auf einen neuen, allgemein verbindlichen Mindestlohn müsste die Branche dann allerdings verzichten", so der Verhandlungsführer für die Arbeitgeberseite, Markus Heineke.
Quelle: IG BAU; farbe.de
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Text:
Kirsten Freund /
handwerksblatt.de
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