HandwerkHandwerksmeister Michael Pitack bei der Bestandsaufnahme für sein Abschlussprojekt in Raesfeld. Der Mauerwerks-Torbogen aus dem Jahre 1831 aus Riedener Tuff steht in Rieden.

Handwerksmeister Michael Pitack bei der Bestandsaufnahme für sein Abschlussprojekt in Raesfeld. Der Mauerwerks-Torbogen aus dem Jahre 1831 aus Riedener Tuff steht in Rieden. (Foto: © Oliver Starke)

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Vom Fachexperten zum Denkmalpfleger

Panorama

Wer seinen Meisterbrief erworben hat, ist exzellent ausgebildet. Um Aufgaben in der Denkmalpflege auszuführen, braucht es zusätzliche Kenntnisse und ein erweitertes Bewusstsein für historische Werte.

Die Meisterprüfung mit Auszeichnung bestanden hat Steinmetz Michael Pitack aus dem rheinland-pfälzischen Rieden im Jahr 2013. Er baut Treppen und Mauern aus Naturstein, schafft Bodenbeläge, Küchenarbeitsplatten und Wandverkleidungen, verkleidet Kamine und richtet Bäder ein. Reicht aber solch meisterliches Können, um sich auch denkmalpflegerischen Aufgaben zu widmen, um zu pflegen, zu konservieren, zu restaurieren oder gar zu rekonstruieren – mit dem "angebrachten Respekt gegenüber Bauwerken als lebendige Zeitzeugen"? Nein, er müsse noch seinen Horizont erweitern, empfand der Handwerker. Und entschied sich, die Fortbildung zum Restaurator im Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk auf Schloss Raesfeld zu absolvieren. "Es wird dort in hohem Maße Sensibilität für historische Bausubstanz und den verantwortungsvollen Umgang mit Denkmälern und erhaltungswürdigen Objekten geschult", formuliert er es heute.

Die Handwerksordnung verlangt eine solche Weiterbildung zwar nicht. Die Berufsbezeichnung "Restaurator" ist in Deutschland rechtlich nicht geschützt. Jeder könne als sogenannter Restaurator tätig werden – ohne jegliche Qualitätskontrolle, ist aus Fachkreisen zu hören. Als Nachweise von Fähigkeiten können aber ein akademisches Studium der Restaurierungswissenschaften an einer Hochschule dienen sowie die Qualifizierung zum Restaurator im Handwerk, aufbauend auf einem Meisterabschluss, wie sie die Akademie des Handwerks Schloss Raesfeld anbietet.

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Fortbildungs-Nachweise sind Voraussetzung

HandwerkDie Öffentliche Hand verlange inzwischen mehr und mehr den Nachweis der Fortbildung, berichtet Pitack. "Auf Rahmenverträge, die Städte und Gemeinden vergeben, möchte ich mich jetzt auch bewerben", plant er. Bis jetzt sind es einzelne Aufträge, die er, seit Anfang 2016 selbstständig, bekommt. So restaurierte er etwa das Mosaik der Städtepartnerschaft Bonn-Oxford im Bonner Stadthaus oder den historischen Giebel von 1730 einer Schule im baden-württembergischen Wehr. "Bei den Restaurierungen an dem St. Sebastianuskreuz in Königswinter aus Sandstein und Drachenfelser Trachit habe ich direkt anwenden können, was ich in Raesfeld gelernt habe", geht der Restaurator im Steinmetzhandwerk ins Detail. Ein neues Gitter um das Kreuz sollte wieder durch das alte, historische ersetzt werden, und dafür sollten nun nicht mehr notwendige Löcher zur Befestigung im Drachenfelser Trachit geschlossen werden, der nicht mehr abgebaut wird – möglichst unsichtbar. "Ich habe eine Eigenmischung aus Mörteln und kleinen Steinchen hergestellt: Die Steinergänzungen sind tatsächlich nicht zu sehen."
Inzwischen erarbeitet Pitack 40 Prozent seines Umsatzes mit der Denkmalpflege. "Ich schätze diese Arbeit über alles", betont er, "die Sorgfalt, mit der ich da vorgehen muss und auch die überzeugenden Ergebnisse."

Karsten Jüng aus Hagen, der als Steinmetzmeister seinen Familienbetrieb in der dritten Generation führt, bestreitet noch einen nur kleinen Teil seiner Arbeit mit Restaurierungsaufgaben. "Mit der Fortbildung in Raesfeld, die ich 2015 abgeschlossen habe, wollte ich mir ein weiteres Standbein schaffen", erzählt er. Das Netzwerk aus seelenverwandten Kollegen, das aus Raesfeld erwachsen ist, hilft ihm. "Eine Türlaibung der Burg Altena, in Altena im Sauerland, habe ich gemeinsam mit Restauratoren aus dem Schlosser- und aus dem Tischlerhandwerk restauriert", erzählt er. Der neue Blickwinkel für eine solche Arbeit wurde mir in Raesfeld vermittelt. "Vorher war ich der Meinung, nach einer Instandsetzung solle alles neu und schön aussehen." Ganz falsch sei das, lacht er heute. Gut nachvollziehbar werde die denkmalpflegerische Sehweise an einer von ihm restaurierten Treppe aus Ruhr-Sandstein am Hagener Krematorium. "Der städtische Bauherr wollte die Treppe wie neu aussehen lassen, aber die Denkmalbehörde hat ihr Veto eingelegt", erinnert sich Jüng. "Ich habe dann einige Stufen erhalten können, an anderen Vierungen eingesetzt und nur ganz marode erneuert", erklärt er. "Eine knifflige Aufgabe – aber das Ergebnis kann sich sehen lassen."

Fotos: Oliver Stark

Text: / handwerksblatt.de

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