2021 feiert der Schaumweinproduzent im Loiretal sein 170. Jubiläum. Im Interview: Geschäftsführerin Juliette Monmousseau, die das familiengeführte Unternehmen in der fünften Generation weiterführt.
Seit Ende des 19. Jahrhunderts produziert Bouvet Ladubay einen Crémant de Loire im sogenannten "Garten Frankreichs". Heute gehört das Weingut zu den größten Exporteuren der Region. Zuerst in der Touraine gegründet, später in der Stadt Saumur tätig, führt Geschäftsführerin Juliette Monmousseau in der fünften Generation das familiengeführte Unternehmen weiter. Ihr Ziel: Traditionen bewahren und nachhaltig handeln.
DHB: Die Geschichte von Bouvet Ladubay beginnt 1851. Können Sie uns ein wenig über die Anfänge erzählen? Monmousseau: Die Gründung unseres Hauses ist sehr romantisch und beginnt mit einer Liebesgeschichte zwischen Etienne Bouvet und Celestine Ladubay. Die Familie von Celestine besaß eine Mühle. Damals ein wichtiges Handwerk bei der Erstellung von Nahrungsmitteln in unserer Region. Zudem besaß die Familie ein Weinkellergewölbe. Es ist ein Tuffsteinkeller, der ehemals von den Mönchen von Saint-Florent angelegt wurde. Mit der Heirat von Etienne brachte sie die Kellerei mit in die Ehe. Der acht Kilometer lange Keller ist heute noch das Herzstück unseres Unternehmens. 2002 haben Künstler hier Fresken und Skulpturen aus dem Stein herausgearbeitet. Daher heißt der Keller auch "die versunkene Kathedrale".
DHB: Inzwischen haben Sie in der 5. Generation die Geschäftsführung von Ihrem Vater Patrice Monmousseau übernommen. Welche Philosophie Ihres Vaters werden Sie übernehmen und welche Visionen haben Sie für die Zukunft? Monmousseau: Es ist eine große Ehre für mich, das Haus in der fünften Generation weiterzuführen und Schaumweine von Bouvet Ladubay herzustellen. Ich habe die Motivation, auch in Zukunft die gewohnt guten Produkte auf den Markt zu bringen. Der Fokus liegt auf dem Export. Wir haben im Jahr 2020 mehr als sechs Millionen Flaschen verkauft. Mein Ziel ist es daher nicht, die Tradition des Hauses zu verändern. Unsere Werte, das sind vor allem unsere Mitarbeiter und unsere Produkte, werde ich schützen, dabei aber moderne Technologien in der Weinproduktion nicht aus dem Auge verlieren. Für mich ist es eine wunderbare Arbeit, gehören doch Schaumweine zu jedem Fest dazu.
DHB: Wo sehen Sie das Haus im Jahr 2030? Monmousseau: Für uns ist das überhaupt keine ferne Zukunft. Für uns ist es schon morgen. Ein Schwerpunkt liegt ganz klar auf dem schonenden Umgang mit der Umwelt. Für mich ein ganz wichtiges Ziel in den kommenden Jahren. Wir selbst besitzen keine eigenen Weinberge. Wir beziehen die Trauben von rund 100 Winzern aus dem Tal der Loire. Einer Region, die auf der ganzen Welt auch als "Garten Frankreichs" bekannt ist. Gemeinsam mit unseren Partnern bin ich dabei, ein ökologisches, nachhaltiges Konzept aufzubauen.
DHB: Welche Schritte haben Sie bereits unternommen? Monmousseau: Für manche klingt es immer etwas seltsam, wenn wir sagen, wir als Schaumweinproduzent besitzen keine eigenen Weinberge. Es ist aber durchaus üblich, auch für andere Produzenten, keine eigenen Weinberge zu betreiben. Daher war das Thema Nachhaltigkeit für uns lange Zeit nicht so aktuell. Doch das hat sich inzwischen komplett verändert. Nachhaltigkeit ist für uns sehr wichtig. Wir konnten unsere Winzer davon überzeugen, beim Weinanbau wesentlich klimafreundlicher und ökologisch verantwortlich vorzugehen. Viele der Betriebe haben ein Zertifikat, das bescheinigt, dass ihr Betrieb umweltfreundlich agiert. Der Nachhaltigkeitsgedanke geht aber auch über die Weinberge hinaus. In unserer Region gibt es viele Waldflächen. Bouvet Ladubay macht sich dafür stark, die Wälder zu schützen. Zum Beispiel durch Neupflanzungen. Wir binden Schulen in diese wichtigen Projekte seit Jahren mit ein und sensibilisieren die Jugend auf diese Weise für die Thematik. Wir wünschen uns, dass wir damit die Grundlage legen, dass auch kommende Generationen behutsam mit der Umwelt umgehen.
DHB: Das Haus Bouvet Ladubay ist auch in Kunstkreisen sehr geschätzt. Sie haben die "versunkene Kathedrale" bereits erwähnt. Inwieweit engagiert sich das Unternehmen in der Kunstszene? Monmousseau: Das geht auf meinen Vater zurück. Als er jung war, hatte er in einem Atelier eines bekannten Künstlers gearbeitet und sich unter anderem auf die Kunst des Gravierens spezialisiert. Das bildete die Grundlage, dass die Kunst bis heute einen festen Platz in unserem Leben einnimmt. Neben den Produktionsstätten wurden damals Wohnungen und sogar ein Theater für die Mitarbeiter erbaut. Heute nutzen wir das Theater für Events, Konzerte, aber nach wie vor auch für Theateraufführungen. Dann gibt es noch das Kunstzentrum "Bouvet Ladubay Art concept", das in einem ehemaligen Großkraftwerk untergebracht ist. Hier stellen wir Werke zeitgenössischer Künstler aus. Wir haben sogar einen Cuvée mit dem Namen Saphir. Jeder Künstler, der bei uns ausstellt, gestaltet für uns ein "Muselet", also den Deckel. Ich betrachte es als zeitgenössische Kunstausstellung auf einer Flasche.
DHB: Das Haus Bouvet Ladubay hat in Saumur auch den Grundstein für den Weintourismus gelegt? Monmousseau: Ja. Vor vierzig Jahren öffnete mein Vater die Türen unserer Weinkellerei für Touristen. Vor Corona konnten wir bis zu 40.000 Besucher im Jahr begrüßen. Sein Ziel war es, unsere Kunden näher zu den Produkten zu führen. Das war ihm sehr, sehr wichtig. Gäste können das Kellergewölbe besichtigen. Wer möchte, kann sogar mit dem Fahrrad die Gewölbe erkunden. Wir wollen den Menschen zeigen, wie ein Crémant de Loire entsteht. Unsere Schaumweine brauchen nämlich viel Zeit. Von der Weinlese bis zur Abfüllung in die Flasche vergehen circa zwei Jahre. Aber auf unserem Weingut finden normalerweise auch viele andere Events statt. Das ist zurzeit leider nicht möglich.
DHB: Was wünschen Sie sich persönlich und was wünschen Sie sich für Bouvet Ladubay für die nächsten 170 Jahre? Monmousseau: Wie ich schon sagte, mein größtes Ziel ist es, die Traditionen des Hauses Bouvet Ladubay fortzuführen und dabei stets die Weiterentwicklung im Auge zu behalten. Ein gutes Beispiel ist für mich das Handwerk. Wir hatten 2020 eine Keramikerin, eine Goldschmiedin und eine Möbeldesignerin eingeladen, ihre Handwerkskunst auf unserem Weingut zu präsentieren. Leider mussten wir wegen der Pandemie die Veranstaltung auf Ende 2021 verschieben. Aber es ist und bleibt für mich der nächste Schritt hin zu noch mehr Partnerschaften. Gerade in den Zeiten, wie wir sie gerade erleben, ist es wichtiger denn je, mit Partnern zusammenzuarbeiten. Keiner kann heute mehr allein in einer Ecke für sich agieren. Und zu einem guten Crémant-de-Loire-Schaumwein gehören eben auch ein Holztisch, eine Tischdecke, ein schönes Glas. Das möchte ich zukünftig noch mehr zusammenführen. Das ist mein Ziel.
Die Fragen stellte Brgitte Klefisch.
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Bouvet Ladubay – das perlt!
Bei Bouvet Ladubay können Sie an sieben Tagen in der Woche das ganze Jahr über die Keller besichtigen und die Cuvées verkosten. Dabei lernen Sie die "méthode traditionelle" von der ersten Gärung bis zur Etikettierung der Flaschen kennen. Geöffnet 7 Tage die Woche 10 –18 Uhr Führungen finden täglich (nach vorheriger Reservierung unter der Telefonnummer 0033 2 41 83 83 83 oder per E-Mail: accueil@bouvet-ladubay.fr) in Französisch, Englisch, Deutsch oder Spanisch statt, 5 Euro pro Person.
VERKOSTUNGSSCHULE "Endlich habe ich die Wörter gefunden, um die Feinheit seiner Tränen und die Eleganz seines Kleides zu beschreiben, und nie wieder wird ein Wein genauso angesehen, gespürt und verkostet werden ...", Jean Bellard, der Gründer der Schule und Ex-Redakteur des Weinführers "Guide Hachette des Vins". Verkostungen nach Vereinbarung an sieben Tagen in der Woche.
PROGRAMM Kellerbesichtigung mit allen Etappen der Herstellung der Brut de Loire. Verkostungslabor (maximale Kapazität: 30 Personen). Sensorische Analyse des Weines (Auge, Nase, Mund). Einführung in die Weinverkostung mit den Gläsern der "Collection château Baccarat". Die Aromen des Weines mit "Die Nase des Weins" von Jean Lenoir. Einführung in die Sabrage von Bouvet Brut. 5 Euro pro Person
AUSSTELLUNG Vom 2. Juli bis 2. Oktober 2021 findet eine Ausstellung von Agnés Thurnauer im Bouvet Ladubay Contemporay Art Center statt. Weitere Informationen wie Einhaltung der aktuellen Corona-Regeln im Internet. bouvet-ladubay.fr
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