Der Bundesadler hat eine besondere Bedeutung für Josef Trendelkamp. Auch das Original im Deutschen Bundestag in Berlin wurde 1998 in seinem Handwerksbetrieb in Nordwalde gefertigt.

Der Bundesadler hat eine besondere Bedeutung für Josef Trendelkamp. Auch das Original im Deutschen Bundestag in Berlin wurde 1998 in seinem Handwerksbetrieb in Nordwalde gefertigt. (Foto: © Teamfoto Marquardt)

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"Sich Zeit nehmen, neu zu denken"

Josef Trendelkamp aus Nordwalde wurde von der Vollversammlung der Handwerkskammer Münster zum Vizepräsidenten der Arbeitgebervertreter gewählt.

Der Feinwerkmechanikermeister, Luft- und Raumfahrtingenieur und Master of Business Administration Josef Trendelkamp aus Nordwalde ist im Dezember von der Vollversammlung der Handwerkskammer Münster zum Vizepräsidenten seitens der Arbeitgebervertreter gewählt worden. Er will durch sein Wirken in dieser ehrenamtlichen Funktion dazu beitragen, Tradition und Innovation im Handwerk besser aneinander zu koppeln.

DHB: Herr Trendelkamp, Ihren Namen kennen viele in der Handwerksorganisation schon beziehungsweise noch: Ihr gleichnamiger Vater war von 2014 bis 2019 ebenfalls Vizepräsident und fast zwei Jahrzehnte in der Vollversammlung und im Vorstand der HWK Münster aktiv. Welchen Einfluss hat sein Engagement auf Ihre Kandidatur für diese Ehrenämter genommen?

Trendelkamp: Mit dem Selbstverständnis des ehrenamtlichen Engagements für das Handwerk bin ich aufgewachsen. Mein Vater hat mir dessen Wichtigkeit vorgelebt. Ich kannte es nicht anders. Auch wenn wir den gleichen Namen haben, bin ich doch eine andere Person. Ich möchte inhaltlich eine eigene Form und Tiefe in meinem Handeln hinterlassen.

DHB: Was bedeutet für Sie »Ehrenamt«? 

Trendelkamp: Ich schätze es sehr, wenn Menschen sich ehrenamtlich engagieren. Ehrenamt bedeutet für mich, sich zusätzlich zum Arbeits- und Familienalltag für eine Sache einzusetzen, sich zu engagieren. Ehrenamt, sei es für Soziales oder auch für die Selbstverwaltung einer Wirtschaftsgruppe, ist in einer Gesellschaft notwendig. 

DHB: Welchen Tipp geben Sie Handwerkerinnen und Handwerkern, die überlegen, ob sie sich über ihren Beruf hinaus, auch ehrenamtlich engagieren könnten?

Trendelkamp: Bei Interesse an einem Ehrenamt, gilt es zunächst den für sich passenden Bereich ehrenamtlichen Handelns zu finden. Ich würde raten, sich zu fragen: »Was ist relevant?« Beruflich kann man täglich einhundert Prozent geben, aber vielleicht stellt man sich auch die Frage, ob es noch etwas anderes gibt. Es ist zudem nicht leicht, Prioritäten zu setzen, aber es ist ein tolles Gefühl, anderen zu helfen oder etwas zu bewegen. Ein Ehrenamt belohnt an sich, wenn man jemandem etwas Gutes tut. Und manchmal findet einen auch das Ehrenamt. Im Handwerk gibt es viele Möglichkeiten sich einzubringen, in anderen Bereichen natürlich auch. 

DHB: Was treibt Sie bei Ihrem Einsatz an?

Trendelkamp: Wir als Gesellschaft müssen die Ärmel hochkrempeln und mehr tun. Wenn wir unseren hohen Lebensstandard behalten und nachhaltiges Wirtschaften weiter voranbringen wollen, müssen wir genau jetzt daran arbeiten. Ich meine, es könnte im Ehrenamt innerhalb der Handwerksorganisation, aber auch außerhalb davon mehr sein.

DHB: Haben Sie einen Grundsatz, der Sie leitet?

Trendelkamp: Für mich ist es wichtig, unvoreingenommen zu sein, Dinge kritisch zu betrachten und die Gegebenheiten nicht einfach hinzunehmen. Meine Haltung ist grundsätzlich: Es muss doch eine Lösung geben! Auch wenn sie manchmal vielleicht nicht einfach ist. Es lohnt, sich die Zeit zu nehmen, um neu zu denken.

DHB: Sie haben sowohl einen Meistertitel als auch zwei Hochschulabschlüsse erworben. Das Handwerk fordert die politische Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung. Wie verhalten sich diese beiden Wege in Ihrem Alltag als Geschäftsführer eines international tätigen Handwerksunternehmens zueinander?

Trendelkamp: Gleichwertigkeit ist wichtig. Akademische und berufliche Bildung werden häufig als Gegensätze gegenübergestellt. Ich erlebe aber, dass sie sich sinnvoll ergänzen. Unsere Probleme müssen im Schulterschluss von akademischem und handwerklichem Wissen und Können gelöst werden. Mit Blick auf den beruflichen Alltag stellt sich die Frage, wo hört die Theorie auf und fängt die Praxis an? Gerade in kleinen und mittleren Unternehmen verschmelzen die Grenzen oftmals. 

DHB: Welche Anliegen sind Ihnen als Jüngster im Vorstand der HWK für die nachfolgenden Generationen besonders wichtig?

Trendelkamp: Alter spielt für mich keine Rolle. Aber sicher bringen Jüngere und Ältere unterschiedliche Sichtweisen und Stärken mit. Ich bin auch Mitglied im Verein Junioren des Handwerks Kammerbezirk Münster. Die relevanten Themen aus dem Blickwinkel der dort vereinten jüngeren Unternehmerinnen und Unternehmer sowie Führungskräfte will ich in den HWK-Vorstand einbringen. Unseren Planeten lebenswert zu erhalten, steht bei der nachfolgenden Generation sicher ganz oben auf der Liste. Aus meiner Sicht geht es darum, gute Traditionen im Handwerk zu erhalten, diese aber auch mit Innovationen zu koppeln – wobei Innovationskraft natürlich traditionell auch zum Handwerk gehört. Für die anstehende Transformation müssen wir neue Wege gehen. Das betrifft Unternehmen, aber auch die Handwerkskammer. Für diesen Fokus interessiere ich mich, und ich will ihn auch gern einbringen.

DHB: Ihre Amtszeit wird bis Dezember 2029 dauern. Was wäre dann idealerweise anders als jetzt?

Trendelkamp: Noch arbeite ich mich in viele Themen ein. Wichtig ist mir eine Stärkung der Kommunikation und der Mut, Altes und Neues zu verbinden. Die großen Herausforderungen für unsere Handwerksunternehmen sind im Wesentlichen bekannt. Ich arbeite daran, etwas zu deren Meisterung beitragen zu können. 

DHB: Was wünschen Sie sich von der Politik?

Trendelkamp: Das Handwerk ist politisch gut vernetzt. Ich wünsche mir dennoch mehr offene Ohren für die Themen des Handwerks und seiner Kammer in der Politik. Auch bei Politikerinnen und Politikern wäre mehr Mut gut, die wichtigen Themen für die Wirtschaft kraftvoller anzugehen. Es müsste auch noch mehr erkannt werden, dass das Handwerk und die kleinen und mittleren Unternehmen insgesamt das Rückgrat der Wirtschaft sind.

 


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Text: / handwerksblatt.de

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