Nissan Qashqai: Pionier auf Sparflamme
Nissan präsentiert den Qashqai in Neuauflage und setzt auf milde Hybride für den Antrieb. Was die dritte Generation des einstigen Segmentbegründers so alles kann, klärt der Fahrbericht.
Längst bevölkern SUVs unser Straßenbild, was aber wohl nur die Wenigsten dabei wissen: Als 2007 der erste Nissan Qashqai auf den Markt kam, zählte er noch zu einem der ersten seiner Gattung. Kompakte SUVs insbesonders Crossover-Modelle, waren damals noch höchst selten. Mittlerweile hat sich die Marktnische von einst längst zu einem vollwertigen Segment entwickelt. Rund 30 Wettbewerber sind hier vertreten und buhlen um die Gunst der Kunden. Nissans Pionier hat also ordentlich Konkurrenz bekommen. Wie sich die Zeiten doch ändern. Dennoch: Für Nissan ist der Qashqai inzwischen zu einem Bestseller geworden und gleichzeitig auch zum wichtigsten Auto überhaupt. Allein bei uns verkauften die Japaner mehr als 300.000 Fahrzeuge von ihrem Trendsetter.
Nun soll die dritte Generation die Erfolgstory fortsetzen. Auf den ersten Blick wirkt der mit scharfen Linien gezeichnete Qashqai schon mal sympathisch. Auch die extrem schlanken LED-Scheinwerfer mit dem darüberliegenden Tagfahrlicht unterstreichen den sportlichen Auftritt. Ab der Ausstattungsstufe Tekna zählt sogar Matrix-Licht zur Serie. Und wie bei den ersten beiden Generationen, ist der Qashqai wieder ein waschechter Europäer. Er wurde in England entwickelt und designt und rollt er im britischen Sunderland vom Band.
Der Qashqai bleibt kompakt
Die dritte Generation ist nicht gewachsen, sie bleibt weiterhin schön kompakt. Foto: © NissanDen Trend, dass SUVs immer fetter werden, macht Nissan nicht mit. Mit 4,43 Metern bleibt der Qashqai weiterhin schön kompakt und ist in der Länge kaum gewachsen, auch der Radstand legte nur geringfügig zu. Daher bleibt das kompakte Crossover schön handlich im Großstadt-Dschungel, während das Platzangebot besser als beim Vorgänger ausfällt. Vorne geht es im Nissan luftig zu und die gut konturierten Sitze sind bequem. Auf Wunsch gibt es für die Polster feines Nappaleder oder eine Massagefunktion, damit sich Handwerker auf dem Weg zum Kunden vorher noch einmal schnell entspannen können.
Auf das komfortable Feature müssen die hinten mitreisenden Kollegen zwar verzichten, doch entern sie den Fond über weit öffnende Türen mühelos. Großgewachsene freuen sich über allerhand Kniefreiheit, wenn auch der Dachhimmel ihren Köpfen schon recht nahekommt. Doch unterm Strich ist das Raumangebot in Ordnung. Gleiches gilt für das Gepäckabteil mit 504 bis maximal 1.447 Litern, welches unter dem zweigeteilten Ladeboden Platz für allerhand Kleinkram bietet.
Google und Amazon fahren im Nissan mit
Lobenswert: Im Innenraum gibt es noch reichlich klassische Schalter. Foto: © NissanDas Cockpit gefällt. Es präsentiert sich als eine Mischung aus Klassik und Moderne. Der Fahrer blickt auf klar gegliederte digitale Kombiinstrumente. Auch in Sachen Funktionalität gibt´s nicht zu meckern. Im Gegenteil, sie ist sogar richtig lobenswert: Während sich andere Hersteller inzwischen von etlichen klassischen Schaltern verabschiedet haben, bietet der Qashqai-Innenraum davon noch allerhand. Trotzdem erweist sich die Bedienung als durchdacht und gestaltet sich so einfach, dass selbst Nissan-Neulinge sofort mit ihr klarkommen.
Griffgünstig und in guter Reichweite wurde das Infotainment platziert. Der Multimedia-Touchscreen verbindet sich mit Smartphones, außerdem gibt es einen Wlan-Hotspot für bis zu sieben Geräte und selbst Sprachassistenten wie Google Assistant oder Amazon Alexa lassen sich problemlos ins System einbinden. Auch das Head-up-Display ist im Qashqai keine Billiglösung. Anstelle einer einfachen Plastikscheibe, werden alle Informationen direkt auf die Windschutzscheibe projiziert. Hinzu kommen viele Assistenten, wie ein adaptiver Tempomat oder der Querverkehrswarner hinten, der Hindernisse beim Ausparken erkennt und aktiv bremst. Die elektronischen Helfer zählen schon bei der Basisversion Visia zum serienmäßigen Lieferumfang.
Zwei Mild-Hybride zum Verkaufsstart
Den komfortablen Qashqai gibt es auf Wunsch auch mit stufenloser-Automatik und Allrad. Foto: © NissanRecht übersichtlich fällt dagegen die Antriebspalette aus. Zwei 1,3-Liter-Benziner mit 140 und 158 PS müssen erstmal reichen, doch sind beide als Mild-Hybrid elektrifiziert. Damit wird der Qashqai zwar nicht zum Teilzeit-Stromer, doch gibt es beim Beschleunigen einen kleinen Boost und spart noch etwas Sprit. Bei der gefahrene Topmotorisierung sollen es 5,6 Liter laut Norm sein, das schafften wir jedoch nicht ganz. Exakt 6,5 Liter waren es dagegen bei uns.
Doch spricht der Motor schon aus niedrigen Drehzahlen munter an und sorgt für flotte Fahrleistungen. Aber selbst, wenn der Sport-Fahrmodus gewählt wurde, entfaltet der Benziner seine Kraft nur recht zäh. Dafür fährt sich der Nissan um einiges handlicher als sein Vorgänger. Die Lenkung spricht spürbar direkter an und das weiche Fahrwerk lässt die Karosserie zwar wanken, verfügt aber dafür auch über genügend Komfort. Das Sechsganggetriebe lässt sich allerdings nur etwas knochig schalten. Alternativ gibt es für die 158 PS-Variante eine stufenlose Automatik oder auch Allradantrieb, den Nissan im Spätsommer noch nachreicht. Vom Diesel haben sich die Japaner dagegen verabschiedet, weil die Kundenakzeptanz zu gering ist. Dafür wird es im nächsten Jahr einen sparsamen Vollhybriden geben, der als einer der ersten die Euro 7-Abgasnorm erfüllt. Bei dem seriellen Hybrid mit der Bezeichnung e-Power dient ein Dreizylinder-Benziner mit variabler Kompression zur Stromerzeugung, während ein Elektromotor den eigentlichen Antrieb übernimmt. Einen Plug-in-Hybriden oder einen reinen Stromer wird es hingegen nicht für den Qashqai geben.
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Text:
Guido Borck /
handwerksblatt.de
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