Die Basis erlebt nun eine zweite Auflage als Gladiator – und es ist seit fast drei Jahrzehnten wieder der erste Pick-up, den Jeep ins Gelände schickt. Und er bleibt seinen legendären Werten wie guten Geländefähigkeiten und authentischem Design treu.
Ganz klar, der 5,54 Meter lange Gladiator mit seiner 1,53 Metern langen Ladefläche hinter dem viertürigen Fahrerhaus profitiert von den Genen des Wranglers und dessen berühmten "go anywhere, do anything"-Eigenschaften. Mit dem Gladiator hat Jeep so etwas wie ein vielseitiges Alltags-Fahrzeug mit gutem Fahrkomfort und überzeugenden Fahreigenschaften auf und abseits der Straße auf die Räder gestellt. Und: Aktuell ist der Gladiator der einzige auf dem deutschen Markt verfügbare Pick-Up mit einem V6-Diesel, drei Liter Hubraum und Emissionsnorm Euro 6D Final.
Für den Einsatz abseits des Asphalts ist er gut gerüstet. Etwa mit dem aktiven, vollautomatischen Vierradantriebs-System Command-Trac und Dana-44-Achsen der dritten Generation sowie einem Trac-Lok Differenzial mit Schlupfbegrenzung. Drei Ausstattungsvarianten sind lieferbar: Sport, Overland und, wie im Testwagen, 80th Anniversary. Allen gemeinsam sind die klassischen optischen Erkennungszeichen: Die runden Hauptscheinwerfer neben dem Kühlergrill mit seinen sieben Lüftungsöffnungen (seven-slot Grill), die sichtbaren Scharniere für Türen und Haube sowie die klappbare Frontscheibe, der Überrollbügel, die abnehmbaren Türen und die "Open-Air"-Konfigurationen.
Denn darin liegt ein weiteres Alleinstellungsmerkmal des Gladiators, der als einziger ziviler 4x4 Pick-Up mit vielfältigen Dach-, Tür- und Fensterkombinationen aufwarten kann. So gibt es zwei Dach-Optionen, etwa mit dem Sunrider-Softtop oder einem aus drei abnehmbaren Teilen bestehenden Hardtop. Die beiden vorderen Hardtop-Teile werden in einer gepolsterten Ablagetasche im Gepäckraum untergebracht. Die zum Klappen der Scheibe und zum Abnehmen von Türen und Hardtop notwendigen Werkzeuge liegen in einer zentralen Werkzeugbox bei.
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Die beleuchtete Ladefläche des Gladiators (Ladebreite zwischen den Radkästen 1.137 mm, maximale Breite 1.442 mm) ist 1.531 mm lang und durch vier Querträgern verstärkt und mit Verzurrösen zur Ladungssicherung ausgestattet. Eine rutschfeste Beschichtung sowie verschiedene Abdeckungen stehen zur Wahl. Die gedämpfte Heckklappe ist in drei Positionen arretierbar und elektrisch verriegelbar. Ein Haken am Gladiator in der 80th Anniversary-Ausführung ist seine mit maximal 430 Kilogramm doch eher verdammt knapp bemessene Zuladung. Leer wiegt der Allrad-Pick-Up bereits 2.485 kg, das zulässige Gesamtgewicht liegt bei 2.925 kg. Da bleibt, besetzt mit zwei oder drei Passagieren (bei einem "Normgewicht" von je 75 Kilo pro Person sind das 150 bzw. 225 Kilo), nicht mehr wirklich viel Zuladung übrig. Auch die Anhängelast liegt mit 2.721 Kilo deutlich unter dem, was die Wettbewerber in dieser Klasse bieten. Für den harten Arbeitseinsatz taugt der Gladiator also eher weniger, besser geeignet ist er als Freizeit-"Laster" für den täglichen Einsatz auf der Fahrt zum Arbeitsplatz, zum Einkauf oder zum Transport von Sportgerät.
Dazu passt dann auch die Ausstattung. Mit an Bord des Jeeps sind Sicherheits- und Infotainment-Features wie etwa LED-Scheinwerfer, Front- und Rückfahrkamera (hilfreich etwa bei Hindernissen im Gelände wie auch beim Einparken), ein Audiosystem von Alpine mit einem tragbaren, kabellosen Lautsprecher für den Außeneinsatz, ein Toter-Winkel-Warner, die hintere Querbewegungserkennung oder die Aufprallwarnung mit automatischer Bremsung und Adaptive Cruise Control.
Unter den Rücksitzen gibt es ein unterteiltes und – mit dem Schlüssel für Handschuhfach und Mittelkonsole – abschließbares Staufach. Zwei unterschiedlich große Klappen entsprechen der Teilung der Rücksitzbank im Verhältnis 60 : 40, mit Unterteilungen lassen sich bis zu fünf Fächer gestalten. Die Lehnen der Rücksitze können flach nach vorn umgeklappt werden, geben so den Zugang zum Stauraum frei oder schaffen eine Ladefläche für größere Gegenstände. Weitere Ablagemöglichkeiten bieten zwei Staunetze an der Rückwand der Kabine.
Das TFT-Display im Cockpit erlaubt verschiedene Anzeige-Konfigurationen und zeigt etwa den aktuell gespielten Musiktitel, den Reifen-Luftdruck oder die Geschwindigkeit, die Verbrauchswerte oder die verbleibende Reichweite. Mit den Tasten des - optional beheizbaren - Multifunktions-Lenkrades lassen sich Audio-, Sprachbefehl- und Cruise Control-Funktionen steuern. Beim Modell 80th Anniversary dient der 8,4 Zoll große Touchscreen als Bedienoberfläche für das UconnectTM-System der vierten Generation. Unterhalb des Touchscreens liegen die Schalter für Funktionen wie Klimaregelung oder Lautstärke und Media-Anschlüsse.
Der sechszylindrige Turbodiesel erfüllt die Emissionsnorm Euro 6D Final. Er bringt es auf 194 kW / 264 PS Leistung und satte 600 Newtonmeter Drehmoment. Die von ZF gemeinsam mit Jeep entwickelte achtstufige Automatikgetriebe schaltet weich und rasch. Landstraßentempo erreicht der Jeep in weniger als neun Sekunden, die Spitze liegt bei 177 km/h. Im Test kam der Gladiator auf einen Verbrauch von 10,7 Liter, bei schneller Autobahnfahrt zieht er sich auch mal 14 Liter für 100 Kilometer Fahrstrecke weg. Seine Qualitäten liegen aber ganz eindeutig anderswo als bei schnellen Autobahnetappen. Nämlich im Einsatz abseits befestigter Straßen.
Für den Geländebetrieb verfügt der Gladiator nicht nur über robuste Dana 44 Achsen vorne und hinten, sondern auch den Command-Trac Vierradantrieb des Wrangler mit zweistufigem und vollautomatischem Selec-Trac Verteilergetriebe für die ständige Überwachung des Antriebsdrehmoments für die Vorder- und Hinterräder. Bis zu einer Geschwindigkeit von 72 km/h kann man zwischen Hinterrad- (2H) und Vierradantrieb (4H Part-Time) hin und her schalten. Die Umschaltung von 4H Part-Time (zuschaltbarer permanenter Allradantrieb mit Straßenübersetzung) in 4H Auto (vollautomatischer, aktiver Vierradantrieb mit Straßenübersetzung) ist bei jeder Geschwindigkeit möglich. Wenn es mal ganz dicke kommt, bietet Command-Trac noch den 4L-Modus, also permanenten Vierradantrieb mit zusätzlicher Geländeuntersetzung. Für den Alltag und normale Fahrbedingungen hat man die Wahl zwischen Hinterradantrieb (2H) oder automatischem Vierradantrieb (4H Auto). Eine Lamellenkupplung regelt vollautomatisch die Drehmomentverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse. Mit der Selec-Speed-Control lässt sich im 4L-Betrieb eine konstante Geschwindigkeit bis zu acht km/h, ohne Betätigung von Gas- oder Bremspedal, halten.
Jeder Gladiator trägt die "Trail Rated"-Plakette für geprüfte 4x4 Fähigkeiten etwa in den Disziplinen Traktion, Wasserdurchfahrt, Manövrierbarkeit, Achsverschränkung oder Bodenfreiheit. Das Siegel steht auch für den Command-Trac Allradantrieb mit Kriech-Übersetzung im Selec-Trac Verteilergetriebe von 2,72, für den Unterfahrschutz und hintere Schlepphaken sowie Böschungswinkel von 42 Grad vorne und 25 Grad hinten sowie einen Rampenwinkel von 18,5 Grad. Die Bodenfreiheit liegt bei mehr als 25 Zentimetern, die Wat-Tiefe bei bis zu 76 Zentimeter (bei einer Geschwindigkeit von bis zu acht km/h).
Den Vorgänger des Gladiators, den Scrambler, bewarb Jeep in den 1980-er Jahren als Lifestyle-Mobil. Die bunten Werbebroschüren zeigten den Allradler mit Skiern, Motocross-Maschinen oder Wakeboards auf der Ladefläche. So muss man wohl auch den Gladiator sehen, denn vor allem in der 80th Anniversary-Version fehlt es ihm im professionellen Einsatz gegenüber dem Wettbewerb an Zuladung und Anhängelast. Netto kostet der Testwagen mit einigen Extras immerhin 67.352,94 Euro, der Basispreis liegt bei 59.243,70 Euro. Doch der vergleichsweise hohe Preis scheint die Fans des Pick-Ups nicht wirklich abzuschrecken.
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