Klimawandel: Mit E-Autos dagegen steuern
E-Autos sind zwar da, doch kaum einer fährt sie. Für fast jeden Einsatz bietet die Autoindustrie das passende Fahrzeug. Doch die Umstellung vom Verbrenner auf E-Mobilität ist schwierig.
Reden wir über das Klima. Doch sobald es um den Klimawandel und die Rettung unserer Umwelt geht, übernehmen schnell Emotionen und Ideologien das Zepter. Ein Beispiel ist die Diskussion um den CO2-Schadstoffausstoß. Die ideologische Rechnung sieht so aus: Von den 0,0038 Prozent sind 96 Prozent natürlich entstanden. Der Mensch verantwortet daher nur einen Anteil von 0,00152 Prozent.
Der deutsche Anteil daran liegt bei 3,1 Prozent, also beeinflussen wir gerade mal 0,0004712 Prozent. Die Schlussfolgerung: Was für ein Quatsch. Die wissenschaftliche Seite entgegnet: Die Natur wandelt CO2 etwa durch Photosynthese wieder um und gleicht seinen Anteil aus – der Mensch nicht. Vor allem aber ist es ein Trugschluss, dass minimalste Werte keinen Einfluss haben können.
Sanktionen bei zuviel CO2-Ausstoß
Ein plattes Gegenbeispiel: 100 Nanogramm (0,0000001 Gramm) Botox töten einen 100 Kilogramm schweren Menschen. CO2 als Treibhausgas sorgt grob vereinfacht dafür, dass die Wärmeeinstrahlung der Sonne nicht sofort wieder zurück ins All geht. Minimale Erhöhungen sorgen für einen Temperaturanstieg. Die Fakten dazu: Seit dem industrialisierten Wirken der Menschen ist der CO2-Anteil um 0,0028 auf mittlerweile 0,004 gestiegen, die Durchschnittstemperatur auf der Erde legt um ein Grad Celsius zu – und 2015 bis 2018 waren die wärmsten Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.
Fest steht: Es muss etwas passieren – und ein Ansatz ist, mit Hilfe emissionsfreier Antriebe die Luft sauberer zu halten und den CO2-Gehalt zu senken. Der Gesetzgeber hat dafür klare Vorgaben gemacht und schreibt den Herstellern ab 2021 vor, wie viel CO2 ihre verkauften Fahrzeuge ausstoßen dürfen. Bei Verstößen drohen saftige Geldstrafen.
Emissionsfrei unterwegs
Eine der politisch gewollten Lösungen ist das E-Auto. Es fährt emissionsfrei von A nach B, vorausgesetzt, es wird mit Strom aus regenerativen Energien angetrieben. Allerorten entstehen Ladepunkte, um die immer noch schwächelnde Infrastruktur mit Stromtankstellen zu verbessern. Gleichzeitig bieten die Autohersteller eine immer breitere Palette an Modellen an, die auch noch erheblich höhere Reichweiten bieten als noch vor wenigen Jahren – und zwar im Nutzfahrzeug- und im Pkw-Bereich. Hinzu kommen neue Player, die für einzelne Bereiche oder Nischen interessante Lösungen bieten.
Für Betriebsinhaber aus dem Handwerk bietet die Autoindustrie mittlerweile passende Lösungen an, schaffen die modernsten E-Transporter längst eine Tonne Nutzlast. Praxistests von Handwerkern für das Deutsche Handwerksblatt haben gezeigt, dass selbst bei widrigen Umständen, im Winter, wenn ein E-Auto temperaturbedingt mehr verbraucht, die Reichweite vollbeladen mit einer Tonne Nutzlast zwischen 80 und 90 Kilometern beträgt.
Verbrauch und Rekuperation selbst beinflussen
In der Regel ist das die durchschnittliche Kilometerleistung, die ein Gewerbetreibender pro Tag absolviert, solange er nicht im Kurier-, Express- und Paketdienst (KEP) unterwegs ist. Natürlich gelten für Handwerker im ländlichen Raum andere Regeln als im innerstädtischen Verkehr – und selbst die topographischen Bedingungen spielen eine Rolle, ganz zu schweigen von der Fahrweise.
Mit geschicktem Brems- und Gaspedalumgang beeinflussen die Fahrer den Verbrauch und die Rekuperation und können per Fußgefühl Reichweiten verkürzen oder verlängern. Im Stadtverkehr mit vielen Ampeln wird häufiger gebremst und damit die Bremsenergie rekuperiert, Abfahrten am Hügel können auch mit geschicktem Pedalumgang die Rekuperationsleistung erhöhen. Wer mit der Anschaffung eines E-Autos liebäugelt, sollte daher das bisherige Fahrverhalten seiner Fahrzeugflotte genau analysieren.
Starkstromanschluss kann ausreichen
Die Kernfrage lautet dann: Passen die Reichweiten? Und wenn nein – wie sieht die Ladeinfrastruktur in meiner Region aus? Grundsätzlich sollte jeder Betrieb seine eigene Ladestation haben. Manchmal reicht dafür sogar schon ein Starkstromanschluss, wenn man das richtige Ladekabel hat. Dann kann sich der Betrieb sogar eine Wallbox sparen und sich stattdessen – die preiswertere Lösung – nur einen Starkstromanschluss legen lassen.
Diese Lademöglichkeit sollte der Betrieb auch beim Kunden oder bei Baustellen im Hinterkopf haben. Besteht die Chance nicht, auf der Baustelle Strom zu ziehen, reicht ein Blick ins Internet oder eine der zahlreichen Apps, die die Ladepunkte für jeden beliebigen Ort anzeigen. Wichtig ist auch die Art der Ladestation: Von Vorteil ist immer, wenn der Ladepunkt schnellladen kann – also die Batterie mit einer höheren Ladekapazität versorgt. Denn sonst arbeiten die klassischen Säulen nicht effizienter als eine normale Haushaltssteckdose.
Nicht nur Anschaffungskosten sehen
Ein entscheidender Punkt sind noch immer die Kosten. Noch immer sind die Anschaffungskosten für einen E-Transporter verglichen mit dem Verbrenner hoch. Aber Betriebsinhaber sollten hier mit spitzem Bleistift rechnen und sich intensiv mit der Förderung auseinandersetzen, die den Kaufpreis drückt. Dabei geht es nicht nur um die Umweltprämie (sofern der Anschaffungspreis unter 60.000 Euro liegt), sondern auch um weitere Zuschüsse von Bund, Ländern, Kommunen oder Energieversorgern.
Am bekanntesten dürften der halbierte Steuersatz für Dienstfahrzeuge, das Erlassen der Kfz-Steuer und das für Arbeitnehmer steuerfreie Stromtanken beim Arbeitgeber sein, wobei die letzten beiden Maßnahmen bis Ende 2020 befristet sind. Letztlich läuft es auf eine Gesamtbetrachtung hinaus, die TCO (Total Cost of Ownership).
Abhängig von der Jahreskilometerleistung und den Strompreisen rechnen sich auch die E-Fahrzeuge im Vergleich zu Verbrennern. Die Stromer haben zudem den Vorteil, dass Fahrverbote sie nicht treffen – und noch haben Betriebe einen Imagebonus, wenn sie emissionsfrei beim Kunden vorfahren. Es muss auch nicht immer ein E-Transporter sein. Mit Lastenbikes gibt es zumindest innerstädtisch eine interessante Alternative.
Text:
Stefan Buhren /
handwerksblatt.de
Kommentar schreiben