BMW M3 Competition: Darf's etwas mehr sein?
Der BMW M3 Competition will mit noch mehr Leistung und einer geschärften Performance jene begeistern, denen ein herkömmlicher M3 zu profan ist. Hat sich der Aufwand gelohnt? Wir haben den Praxistest mit der Hochleistungs-Limousine gemacht.
Bereits ein BMW M3 gilt mit 480 PS nicht gerade als schwächlich und schiebt die Sportlimousine gewaltig voran. Doch die Konkurrenz hat längst aufgerüstet. Eine Alfa Romeo Giulia Quadrifoglio leistet 505 PS, ein Mercedes-AMG C63 S bringt es auf 510 PS, und lediglich der Audi RS5 Sportback fällt im Leistungs-Ranking mit "nur" 450 PS etwas nach unten ab. So ist es nur logisch, dass BMW beim Kampf um die Performance-Krone nicht tatenlos zusehen wollte. Daher haben sie den M3 mit einer neuen Topversion namens M3 Competition nachgeschärft.
Mit einem Einstiegspreis von 75.210 Euro (alle Preise netto) ist der M3 Competition um fast 6.000 Euro teurer als der reguläre M3. Dafür wird dem solventen Käufer aber auch einiges Exklusives geboten. So rollt der Competition mit einem leichten Kohlefaserdach und vielen weiteren Carbon-Anbauteilen an. Außerdem wurde die Karosserie zugunsten eines agileren Handlings nochmals versteift. An die Frontpartie mit ihrer rahmenlosen sowie breiten Niere muss man sich allerdings noch gewöhnen. Das markante Erkennungszeichen des M-Sportlers trifft nicht unbedingt jedermanns Geschmack, die dicken Backen rund um die Radhäuser allerdings schon.
Bis zu 290 km/h schnell
Der M3 Competition beschleunigt in nur 3,9 Sekunden auf Tempo 100. Foto: © BMWUnter der Haube des M3 Competition gibt es Technik vom Feinsten. Der Dreiliter-Reihensechszylinder mit doppelter Turboaufladung liefert satte 510 PS und wurde gegenüber dem regulären M3 um 30 PS gesteigert. Damit prescht der M3 Competition in nur 3,9 Sekunden auf Tempo 100 und ist drei Zehntel schneller als der Basis-M3. Serienmäßig ist die Höchstgeschwindigkeit ist auf 250 km/h begrenzt. In Verbindung mit dem optionalen M Driver's Package stürmt der Competition sogar auf bis zu 290 km/h.
Zugegeben, auf dem Papier fällt das Leistungsplus gegenüber dem M3 nicht üppig aus, doch wurde das maximale Drehmoment um stolze 650 Newtonmeter erhöht – immerhin sind das 100 Nm mehr als beim M3. Und genau diese 650 Newtonmeter sind entscheidender als schiere Zahlen. Sie katapultieren den M3 Competition unerbittlich nach vorn. Man muss das hohe Potential des gierig klingenden Competition einfach auf der Straße erleben, um die Unterschiede wirklich zu spüren. Der R6-Biturbo entfaltet seine Kraft vehement und wenn es sein muss auch brutal über ein breites Band von 2750 bis 5500 U/min.
Die hohe Drehfreude des Sechszylinders ist enorm und der schier nie endende Vorwärtsdrang zieht einem mit Begeisterung die Mundwinkel ganz weit nach oben. Dabei spielt es keine Rolle, ob gerade der dritte, vierte oder fünfte Gang an den Schaltwippen gezogen wird. Kraftreserven besitzt der M3 im Überfluss. Ganz gleich ob das Auto im manuellen oder im Automatik-Modus bewegt wird. Dann wird es aber nichts aus dem versprochenen Normverbrauch von 10,2 Litern Super Plus: Der lässt sich nur mit gemäßigtem Gasfuß einhalten. In der Praxis und im Eiltempo werden daraus schon mal leicht 15 Liter – allerdings auch inklusive jeder Menge Glücksgefühle.
Neue Automatik arbeitet blitzschnell
Die Wandler-Automatik glänzt mit schnellen Schaltzeiten. Foto: © BMWEingefleischte M3-Fans mögen vielleicht die Nasen rümpfen, wenn sie erfahren, dass BMW das Doppelkupplungsgetriebe beim M3 Competition gegen eine Achtstufen-Automatik getauscht haben. Jedoch ist die Befürchtung völlig unbegründet. Die Automatik-Box agiert in nur Sekundenbruchteilen und so schnell, dass man den Unterschied überhaupt nicht bemerkt. Außerdem lassen sich die Schaltzeiten per Knopfdruck am Wählhebel von schnell bis ultra-schnell einstellen. Trotzdem erfolgen die Wechsel selbst in der schärfsten Stufe noch so überraschend weich, ohne dass es gleich im Gebälk kracht und einen mächtig durchschüttelt.
Neben den Schaltzeiten bietet der M3 Competition seinem Piloten außerdem unzählige Einstellungsmöglichkeiten, mit denen er die Lenkung oder das adaptive Fahrwerk auf das eigene Fahrkönnen abstimmen kann. Selbst das Ansprechverhalten der Bremsanlage lässt sich im Sport-Modus nochmals schärfen, gleiches gilt für die zehnstufig regelbare Traktionskontrolle. Als Schnellzugriff können die vorkonfigurierten Fahrprogramme jederzeit auch über die beiden roten M-Tasten am Sportlenkrad abgerufen werden. Doch sollten die massenhaft einstellbaren Parameter in ihrer Tiefe bitte nur von Profis oder auf abgesperrten Strecken vorgenommen werden. Sind nämlich alle elektronischen Helfer aktiviert, wird aus der viertürigen Limousine schnell ein driftender Rennwagen mit Straßenzulassung, der gerne schwarze Streifen auf den Asphalt malt und Fahrfehler nur selten verzeiht.
Noch mehr Carbon, Leder und Keramik auf Wunsch
Der BMW lässt sich vielfältig individualisieren, selbst mit orangefarbenem Leder. Foto: © BMWWer auf der Jagd nach Rundenzeiten sich so richtig austoben will, dem empfehlen wir das M Race-Track-Paket. Gegen Zuzahlung von knapp 12.000 Euro rollt der M3 Competition mit Keramik-Bremsen und mit Kohlefaser-Schalensitzen an. Außerdem ist weiteres Carbon für das Exterieur und Interieur bis hin zum Head-up-Display oder leichteren Schmiedefelgen samt 19 und 20 Zoll großer Mischbereifung im Paketpreis enthalten. Darüber hinaus reduziert sich mit dem Race-Track Paket das Fahrzeuggewicht des 1,8 Tonnen schweren M3 Competition um 25 Kilogramm.
Das feine Race-Paket ist aber keine Pflicht, denn schon in der Grundabstimmung erweist sich athletische Bayer als überraschend neutral. Die direkte Lenkung agiert messerscharf und macht ihn handlich, beim kräftigen Herausbeschleunigen aus dem Scheitelpunkt schwänzelt der M3 Competition dagegen auch schon mal mit seinem Heck. Vor allem bei Nässe benötigt der M3 Competition daher eine kundige Hand. Die Regelsysteme arbeiten zwar fein und zuverlässig, doch selbst bei einem Autobahnspurt können im vierten Gang auch schon mal die 285-er Hinterräder kurz durchdrehen. Aus diesem Grund sollte die gewaltige Power auf feuchten Straßen immer mit Bedacht eingesetzt werden oder gleich zur neu eingeführten Allradvariante greifen. Die gibt es erstmals in der M3-Geschichte und soll mit einer heckbetonten M-Auslegung den Fahrspaß nicht schmälern. Kostenpunkt: 3.400 Euro, gemessen am hohen Grundpreis allerdings fast schon ein Schnäppchen.
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Text:
Guido Borck /
handwerksblatt.de
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