Foto: © Alexander Sell/MWVLW RLP
HWK Koblenz | Dezember 2024
Die meisten "Landesbesten" kommen von der HwK Koblenz
Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt zeichnete jahrgangsbeste Absolventen von Meister- und Fortbildungsprüfungen aus.
Durch KI-Unterstützung haben Mitarbeiter in Zukunft wieder mehr Zeit fürs Kerngeschäft. (Foto: © andreysuslov/123RF.com)
Vorlesen:
Digitales Handwerk - Themen-Specials
März 2024
Handwerk 4.0: Künstliche Intelligenz (KI) steht zwar noch am Anfang, doch schon heute können Handwerker von der digitalen Unterstützung profitieren. Welche konkreten gewinnbringenden Einsatzmöglichkeiten gibt es für den Betrieb?
Der Einsatz künstlicher Intelligenz wird die Arbeitswelt in den nächsten Jahren deutlich verändern. Auch Handwerker können durch den Einsatz von KI profitieren – zum Beispiel in den Bereichen Büroarbeit und Buchhaltung, Produktion, betriebliche Abläufe sowie im Kundenservice. Durch KI-Unterstützung erzielen Betriebe vor allem optimierte Prozesse, eine höhere Effizienz und eine bessere Wettbewerbsfähigkeit.
Diese Vorteile wollen in Zukunft viele Unternehmen nutzen: Laut einer repräsentativen Umfrage des Digitalverbands Bitkom von September 2023 bewerten über zwei Drittel aller Unternehmen mit mehr als 20 Mitarbeitern KI als wichtigste Zukunftstechnologie. Zwar setzen erst 15 Prozent der Unternehmen künstliche Intelligenz produktiv ein, doch die Zuwachsraten steigen stetig. Zum Vergleich: Vor einem Jahr waren es erst neun Prozent.
Laut einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom bewerten über zwei Drittel aller Unternehmen mit mehr als 20 Mitarbeitern KI als wichtigste Zukunftstechnologie.
Doch was ist künstliche Intelligenz – und wie funktioniert sie? KI ist die Fähigkeit von Systemen, menschliche Intelligenz nachzubilden. Das bedeutet, KI kann aus Erfahrungen lernen, indem sie Muster erkennt und dadurch flexibel auf neue Situationen reagiert. Zum maschinellen Lernen braucht KI vor allem Algorithmen und möglichst viele Daten, die sie auswertet und miteinander verknüpft. Eines der bekanntesten Tools mit künstlicher Intelligenz ist ChatGPT (Generative Pretrained Transformer): Diesen Chatbot setzen bereits viele Unternehmen im Betriebsalltag ein, vor allem zum Schreiben, Kürzen, Korrigieren oder Übersetzen geschäftlicher Texte.
Andere KI-Systeme sagen typisches Kundenverhalten voraus oder analysieren Prozesse und Abläufe. Ein Beispiel ist BäckerAI: Die Software zieht über 150 verschiedene Faktoren heran, um die ideale Bestellmenge von Rohstoffen und Waren individuell für jede Filiale zu ermitteln. Zu den Einflussfaktoren zählen unter anderem das Wetter, der Wochentag, Ferienzeiten sowie bisherige Absatzzahlen. Auf diese Weise werden Rohstoffe, Energie und der Zeitaufwand für operative Planungen in Bäckereien reduziert – bei einer optimalen Warenverfügbarkeit.
Es gibt aber auch Anbieter im Bereich Lagerhaltung, die für Betriebe eine Art "Learning Warehouse" realisieren. Dabei analysiert eine KI neben dem Bestellverhalten von Kunden auch die Auslastung von Maschinen und den Ressourcenverbrauch, um automatisierte Entscheidungen zu treffen. So wird die Ressourcenplanung ständig optimiert, und das Auftragsaufkommen ist besser planbar.
Die Einsatzmöglichkeiten von künstlicher Intelligenz sind aber noch weit vielfältiger: Auch die Buchhaltung sowie das Angebots- und Rechnungswesen lassen sich mit Hilfe von KI weitgehend automatisieren. Ein weiterer Bereich ist die Überwachung von Maschinenzuständen durch KI, um Störungen in der Produktion zu vermeiden. Auch am Ende der Produktionskette ist KI einsetzbar – zum Beispiel bei der Qualitätskontrolle. Anhand von vorgegebenen Merkmalen kann sie hier zuverlässig Produktionsfehler entdecken und bei Bedarf korrigieren. Mittlerweile fast selbstverständlich bei vielen Unternehmen sind KI-Chatbots auf eigenen Internetseiten, um Mitarbeiter im Kundenservice zu entlasten.
Die Beispiele zeigen das hohe Potenzial von künstlicher Intelligenz in Handwerksbetrieben. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels kann KI zu einem entscheidenden Faktor für den Erhalt der eigenen Wettbewerbsfähigkeit werden – denn durch KI-Unterstützung haben Mitarbeiter in Zukunft wieder mehr Zeit fürs Kerngeschäft.
Wenn Handwerker KI-gestützte Tools und Prozesse im eigenen Betrieb einsetzen wollen, sollte am Anfang eine detaillierte Analyse stehen, wie und in welchen Bereichen das eigene Unternehmen von künstlicher Intelligenz profitiert. Eine wichtige Voraussetzung ist dabei der bisherige Digitalisierungsgrad des Betriebs – denn bei zu vielen analogen Prozessen sind KI-Systeme wenig sinnvoll. Vor der Einführung empfiehlt sich die Beratung durch einen erfahrenen KI-Experten.
Eine gute Anlaufstelle sind neben den Handwerkskammern die deutschlandweiten Mittelstand-Digital-Zentren (mittelstand-digital.de), die Betriebsinhaber kostenfrei und anbieterneutral unterstützen.
Ziele definieren
Warum soll KI im Unternehmen zum Einsatz kommen? Z. B. Fachkräftemangel kompensieren, Prozesse optimieren, Unterstützung bei Büroaufgaben, Steigerung der Effizienz oder Entlastung der Mitarbeiter im Kundenservice?
Mitarbeiter involvieren
Welche Wünsche haben Mitarbeiter an KI-Lösungen? Welche immer wiederkehrenden Aufgaben sind Zeitfresser? Wo wünschen sich einzelne Teammitglieder konkrete Unterstützung durch KI?
Voraussetzungen prüfen
Ist der eigene Betrieb digital gut aufgestellt und somit bereit für die Einführung von KI-Technologien? Dazu zählen u. a.: Datenverfügbarkeit, IT-Infrastruktur, Datenschutz und -sicherheit, Qualifikationen der Mitarbeiter und die Unternehmenskultur.
Strategie ausarbeiten
In welchen Bereichen des eigenen Betriebs sind KI-Lösungen unter den gegebenen Voraussetzungen sinnvoll? Wie und mit welchen Mitteln lassen sich gewünschte Ziele erreichen? Welche Ressourcen und Investitionen sind dafür notwendig? Lässt sich eine vorhandene KI-Lösung am Markt nutzen oder muss eine individuelle Lösung entwickelt werden? In welcher Relation stehen Kosten, Nutzen und Risiken? Wer soll das KI-Projekt leiten und realisieren?
Projekt umsetzen
Nach der Entwicklung und/oder Integration der KI-Lösung in bestehende Systeme und Prozesse sollten Funktionalität, Zuverlässigkeit und Sicherheit ausführlich getestet und bei Bedarf optimiert werden – am besten zunächst in einer Testumgebung. Danach erfolgt die Integration in den laufenden Betrieb.
Mitarbeiter schulen
Das gesamte Team sollte über Ziele, Vorteile und Herausforderungen der KI-Nutzung informiert werden. Mit Trainings lassen sich Mitarbeiter gezielt schulen, damit sie KI-Lösungen bedienen und überwachen können. Je nach KI-Lösungen müssen bisherige Arbeitsabläufe eventuell geändert oder anpasst werden. Dazu brauchen Mitarbeiter genügend Eingewöhnungszeit.
Ergebnisse auswerten
Durch regelmäßige Analysen lässt sich feststellen, ob der Betrieb die gewünschten Ziele durch KI-Lösungen wirklich erreicht. Bei Bedarf sollte eine Optimierung erfolgen, um die Effizienz weiter zu verbessern oder neue Anforderungen zu definieren.
DHB jetzt auch digital!Einfach hier klicken und für das digitale Deutsche Handwerksblatt (DHB) registrieren!
Kommentar schreiben