NRW startet Fachkräfteoffensive
Die Landesregierung hat ihre "Fachkräfteoffensive NRW" vorgestellt. Bei der ressortübergreifenden Initiative will sie Wirtschaftsorganisationen, darunter der WHKT, bei der Fachkräftesicherung noch stärker einbinden.
"Der Mangel an Fachkräften gehört zu den größten Herausforderungen unserer Zeit", sagte Nordhrein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) bei der Auftaktveranstaltung zur Fachkräfteoffensive der Landesregierung in Düsseldorf. "Wir brauchen gute, kompetente und motivierte Menschen für den Klimaschutz, in Erziehung, Pflege, für die Digitalisierung oder die Erneuerung unserer Infrastruktur. Nur mit qualifizierten Fachkräften werden wir unser Land moderner, digitaler und nachhaltiger machen."
Die Offensive bündelt verschiedene Maßnahmen der Regierung und hat das Ziel, das Beschäftigungspotenzial kurzfristig, aber auch auf lange Sicht zu erhöhen. Dazu gehört für Schulabgänger ein verbesserter Übergang von der Schule in den Beruf. Niemand dürfe hier verloren gehen. Neu ist das Programm "Ausbildungswege NRW", mit dem jungen Menschen ein individuelles Ausbildungsangebot erhalten sollen. Das Programm startet Anfang Juli. Es ergänzt bestehende Programme wie die "Berufseinstiegsbegleitung" und wird eingebettet in das landesweite Übergangsystem "Kein Abschluss ohne Anschluss".
Bildungszentren modernisieren
Über ein zusätzliches Beratungsangebot sollen etwa 130 Coaches 10.000 Schüler gezielt mit Betrieben zusammenbringen. 50 Millionen Euro will die Landesregierung für diese Programme bereitstellen. Beruflich ausgebildete Fachkräfte seien entscheidend für die Umsetzung der Energiewende. Hier will das Land mit gut ausgestatteten Bildungszentren punkten und junge Menschen für eine duale Ausbildung begeistern. Dazu will es in den nächsten Jahren auch die überbetrieblichen Bildungszentren des Handwerks modernisieren.
Ab diesem Sommer sollen Absolventen einer Meisterausbildung im Handwerk Prämie in Höhe von 2.500 Euro für die erfolgreich abgelegte Meisterprüfung erhalten. Um die Attraktivität der beruflichen Bildung zusätzlich zu stärken, plant die Landesregierung zudem die gesetzliche Verankerung der Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung in NRW. Bereits gestartet ist die Initiative "Chancenperspektive", die sich an langzeitarbeitslose Menschen richtet.
Potenziale im In- und Ausland erschließen
Ansetzen will die Regierung auch bei Frauen, die bessere Beschäftigungsmöglichkeiten erhalten sollen, besonders wenn sie familiär bedingt, keiner oder nur einer geringfügigen Beschäftigung nachgehen. Die Landesregierung will auch verstärkt für die Einstellung von Menschen mit Beeinträchtigungen werben. "Etwa die Hälfte der arbeitslos gemeldeten Schwerbehinderten hat eine abgeschlossene Berufsausbildung oder eine akademische Ausbildung", so die Regierung. Die Integration dieser Zielgruppe in den Arbeitsmarkt sei eine Chance für die Wirtschaft.
Neben den inländischen Potenzialen soll es aber auch um Fachkräftezuwanderung aus dem Ausland gehen: Die Einwanderung von Fachkräften und die Anerkennung ihrer Qualifikationen soll schneller und unbürokratischer funktionieren. Menschen, die bereits in Deutschland sind, sollen schnellstmöglich in Arbeit kommen. "Bemühungen und Ansätze der Wirtschaft zur Erschließung von ausländischen Arbeitsmarktpotenzialen und zur erfolgreichen Integration von Fachkräften in den Arbeitsmarkt wird die Landesregierung unterstützen und fördern."
Handwerksbetriebe nicht überfordern
Die Landesregierung sucht bei ihrer Offensive den Schulterschluss mit den Organisationen der Wirtschaft. Dazu gehört auch der Westdeutsche Handwerkskammertag (WHKT). Es sei auch ihre Aufgabe, die Maßnahmen mitzugestalten. WHKT-Präsident Berthold Schröder setzt hier vor allem für eine "echte Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Bildung" und eine "ergebnisoffene" Berufsorientierung ein. Besonders an höheren Schulen sei es noch oft so, dass Karrierechancen im Handwerk keine große Rolle spielen.
Er mahnt eine mittelstandsfreundlichere Fachkräfteeinwanderung an und kritisiert die "Überforderung des Handwerks durch Bürokratie". Innerhalb des Übergangssystems sei die Sogwirkung der Berufskollegs immer noch zu groß. "Um junge Menschen für die vielfältigen Ausbildungs- und Karrierewege des dualen Systems zu interessieren, ist weiterhin das Praktikum die bewährteste Form, jungen Menschen einen persönlichen Eindruck zu vermitteln. Hierfür wollen die Wirtschaftsorganisationen noch stärker bei Betrieben sowie allen Schulformen werben."
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Text:
Lars Otten /
handwerksblatt.de
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