Handwerk fordert mehr Priorität für Berufsbildung
Seit Mitte 2019 gibt es in Deutschland die Nationale Weiterbildungsstrategie. Nun zieht die Bundesregierung eine Bilanz über den Stand der Umsetzung. Angesichts der Ergebnisse im Bereich der Berufsbildung müssten die berufliche Aus- und Weiterbildung dringend gestärkt werden, fordert der ZDH.
Die Nationale Weiterbildungsstrategie (NWS) wurde im Juni 2019 von der Bundesregierung gemeinsam mit Sozialpartnern und Wirtschaftsorganisationen verabschiedet. Ziel ist die "Stärkung der Weiterbildungskultur" durch entsprechende Maßnahmen innerhalb von zehn Handlungsfeldern zur Verbesserung des Weiterbildungssystems.
Nach dem ersten Umsetzungsbericht gilt seit 2022 das Updatepapier "Nationale Weiterbildungsstrategie: Fortführung und Weiterentwicklung". Nun veröffentlichen die NWS-Partner den zweiten Umsetzungsbericht. Der beschleunigte Strukturwandel führe zu Weiterbildungsbedarfen auf allen Qualifikationsebenen und bei fast allen Erwerbstätigen, so ihre Analyse.
Grundbildung auf die Bedarfe der Betriebe ausrichten
UmsetzungsberichtHier finden Sie den aktuellen Umsetzungsbericht der Nationalen Weiterbildungsstrategie.Am stärksten betroffen seien die Helfer- und Fachkraftberufe. Der Umbau hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft habe mittlerweile spürbare Auswirkungen: "Beispielsweise ergeben sich in vielen Berufen Qualifizierungsbedarfe durch veränderte Tätigkeiten. So benötigen zum Beispiel Dachdeckerinnen und Dachdecker für die Installation einer Solaranlage andere Kompetenzen als für das Eindecken eines Dachs."
Der Strukturwandel müsse dauerhaft und nachhaltig durch weiterbildungspolitische Maßnahmen begleitet und gestaltet werden, empfehlen die NWS-Partner. Die Angebote der arbeitsorientierten Grundbildung seien stärker auf die Bedarfe der Unternehmen auszurichten. Sogenannte Zukunftskompetenzen sollten sowohl in Angeboten der beruflichen als auch der allgemeinen Weiterbildung stärker berücksichtigt werden.
Berufsbezogene Weiterbildung stärken
"Es braucht die berufsbezogene Weiterbildung, um die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe und unseres Landes zu erhalten und auszubauen. Berufliche und berufsbezogene sowie allgemeine Weiterbildung bleiben entscheidende Zukunftsfaktoren für die wirtschaftliche Stabilität und den gesellschaftlichen Zusammenhalt in unserem Land."
Ziel der NWS solle es auch weiterhin sein, insbesondere die berufsbezogene Weiterbildung zu stärken, um Menschen und Betriebe bei der Bewältigung individueller und betrieblicher Herausforderungen bedarfsgerecht unterstützen zu können. Eine starke Weiterbildungskultur sei eine wichtige Grundlage für die Sicherung der Fachkräftebasis in Deutschland.
Aufstiegs-BAföG ausbauen
Holger Schwannecke Foto: © ZDH / Schuering"Gerade die Betriebe des Handwerks müssen ihre Fachkräfte und künftigen Betriebsinhaberinnen und -inhaber kontinuierlich beruflich weiterbilden, um nachhaltiges Bauen, die Gesundheitsvorsorge in einer alternden Gesellschaft oder die Energiewende meistern zu können", betont Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverbands des Deutschen Handwerks.
Auch er sagt: Die berufliche Aus- und Weiterbildung müsse dringend ausgebaut werden, um gesellschaftliche und wirtschaftliche Transformationsprozesse zu bewältigen. "Die künftige Bundesregierung muss daher unverzüglich die berufliche Aus- und Weiterbildung stärken." Ein Ausbau des Aufstiegs-BAföG könne dazu beitragen, die in den nächsten Jahren anstehenden 125.000 Unternehmensnachfolgen zu gewährleisten. "Insbesondere sollte die Förderung einer zweiten Fortbildung auf der gleichen Fortbildungsstufe ermöglicht werden, um den Bedürfnissen der Betriebe und Fortzubildenden gerecht zu werden."
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Text:
Lars Otten /
handwerksblatt.de
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