Eigenes Bauministerium: Baugewerbe begrüßt Koalitionsvertrag
Die Ampelkoalition hat sich auf ein neues Bundesministerium für Bauen geeinigt. Ziel ist außerdem der Bau von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr. Lesen Sie, was der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes dazu sagt.
Der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB), Spitzenverband für rund mittelständische 35.000 Bauunternehmen, hatte in der Vergangenheit immer wieder ein eigenes Bauministerium gefordert. Nun hat die Ampelkoalition ein solches Bundesministerium für Bauen angekündigt, unter der Leitung der SPD. Wer das wichtige Ressort übernehmen wird ist noch nicht bekannt.
Das Baugewerbe begrüßt das neue Ministerium. "Egal ob Leitungsinfrastruktur, der Ausbau der Windenergie oder die energetische Gebäudesanierung – bei der Klimawende ist die Bauwirtschaft mit ihrem Knowhow gefragt", erklärte ZDB-Hauptgeschäftsführer Felix Pakleppa nach der Vorstellung des Koalitionsvertrags.
Das Ziel, 400.000 Wohnungen jährlich zu bauen, davon 100.000 öffentlich geförderte Wohnungen, wie es im Koalitionsvertrag angekündigt ist, hält Pakleppa für ambitioniert. "Richtig ist aber auch, dass gegen Wohnungsnot nur neu Bauen hilft", so der Verbandschef.
Die Bauwirtschaft habe ihre Kapazitäten in der Vergangenheit deutlich ausgeweitet und sie werde das im Vertrauen auf die anstehenden Investitionen auch weiterhin tun. In den vergangenen Jahren hätten die Unternehmen rund 300.000 neue Wohnungen pro Jahr errichtet.
Die Geschichte des Bauministeriums Von 1949 bis 1998 gab es ein eigenes Bauministerium. 1998 war es mit dem Bundesverkehrsministerium zum Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen fusioniert. Von 2013 bis 2018 war der Baubereich dem Bundesumweltministerium angegliedert, seit 2018 gehört der Baubereich dem Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat an. Quelle: Wikipedia
Erhöhung der linearen Afa "längst überfällig"
Dass die Koalition die lineare Afa von zwei Prozent auf drei Prozent erhöhen will, sei lange überfällig und werde Investitionen in den Mietwohnungsbau anregen.
Das Bekenntnis der Koalition zu höheren und langfristig abgesicherten Investitionen in die Infrastruktur sei für den Wirtschaftsstandort Deutschland von großer Bedeutung, so Pakleppa weiter. "Dazu gehören auch Investitionen in die Erhaltung der Infrastruktur. Hier wurde lange Zeit zu wenig getan. Das betrifft ebenso die Ingenieurbauwerke, wozu auch die vielen Tausend Brücken zählen, die vielfach in einem maroden Zustand sind."
Insgesamt hält der Verband die im Koalitionsvertrag enthaltenen Aussagen zur Digitalisierung, zur Entbürokratisierung sowie zur Standardisierung für richtig. Pakleppa: "Deutschland braucht besonders bei der Digitalisierung und der Entbürokratisierung eine große Kraftanstrengung, damit das Land fit für die Zukunft wird. Die Ampelparteien wollen sowohl im Wohnungsbau als auch für die Verkehrsinfrastruktur Dialogprozesse mit den verschiedenen Akteuren in Gang setzen."
Baukonjunktur: Wirtschaftsbau zieht kräftig an
Die Nachfrage im Baugewerbe ist gerade überdurchschnittlich gut, besonders die Aufträge aus der Wirtschaft brummen. "Die Auftragseingänge haben sowohl im Wirtschaftshochbau mit plus 37 Prozent als auch Wirtschaftstiefbau mit plus 26 Prozent im September gegenüber dem Vorjahresmonat wieder deutlich zugelegt", meldet der Verband. Eine regionale Großprojekt haben Einfluss auf die Zahlen. Insgesamt würde die Nachfrage bis September im Wohnungsbau und im Wirtschaftsbau um etwa 13 Prozent über dem Vorjahresniveau liegen.
Die Baugenehmigungen für Büro-, Fabrik- und Lagergebäude seien zuletzt deutlich gestiegen. Dieses habe sich nun bei den Auftragseingängen niedergeschlagen. "Real liegen die Zuwachsraten im Wohnungsbau und Wirtschaftsbau mit plus sechs Prozent bis September allerdings nur etwa halb so hoch", berichtet Hauptgeschäftsführer Pakleppa.
Der Peak für Einkaufspreise scheint überschritten
Die hohen Preise beim Materialeinkauf könnten die Bauunternehmen zum Teil an den Markt weitergeben, heißt es in einer Pressemitteilung des Verbandes. "Der Peak scheint insbesondere bei den Einkaufspreisen für Stahl- und Holzprodukte überschritten."
Der Index für Erzeugerpreise bei Holzprodukten habe zum Vormonat um etwa zehn Prozent nachgegeben. Im Vergleich zum letzten Jahr sei er aber noch immer doppelt so hoch.
Angezogen habe die Order der öffentlichen Hand. "Wir hoffen, dass sich dieser Trend in den kommenden Monaten fortsetzt. Kumuliert reichen die Auftragseingänge noch nicht an das Vorjahresniveau heran. Mit Blick auf die vierte Corona-Welle, bleibt es wichtig, die kommunalen Investitionsentscheidungen zu stützen", so Pakleppa weiter.
Positiver Trend bei der Umsatzentwicklung
Die Umsätze im Wohnungsbau, seit Juli auch im Wirtschaftsbau, entwickeln sich laut ZDB positiv. Im Wohnungsbau erreichten die Umsätze in den Unternehmen mit 20 und mehr Beschäftigten etwa 17,5 Milliarden Euro, zirka 2,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Wirtschaftsbau stieg der Umsatz leicht um ein Prozent auf 28,6 Milliarden Euro.
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Text:
Kirsten Freund /
handwerksblatt.de
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