Nationaltrainer Matthias List (2.v.r.) im (Halb-)Kreise des sechsköpfigen Nationalteams. Dazu gehören (v.l.nr.): Hauke Max Eder, Jessica Jörges, Jaqueline Kuhn (verdeckt), Mustafa Mohamed Hamdo, Raphael Stöckl und Vivien Deichmeier.

Nationaltrainer Matthias List (2.v.r.) im (Halb-)Kreise des sechsköpfigen Nationalteams. Dazu gehören (v.l.nr.): Hauke Max Eder, Jessica Jörges, Jaqueline Kuhn (verdeckt), Mustafa Mohamed Hamdo, Raphael Stöckl und Vivien Deichmeier. (Foto: © Bundesverband Farbe)

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EuroSkills 2020: Hauke Max Eder setzt sich gegen die Favoritin durch

International haben junge Frauen das Nationalteam der Maler zuletzt bestens vertreten. Bei den EuroSkills 2020 in Graz tritt jedoch ein junger Mann an. Nationaltrainer Matthias List wird Hauke Max Eder den letzten Schliff verpassen.

Die Miniserie ist gerissen. Zuletzt hatten mit Antje Harz und Jessica Jörges zwei junge Frauen das deutsche Maler- und Lackiererhandwerk international vertreten. Zu den EuroSkills nach Graz (Österreich) wird nun aber ein 21-jähriger Thüringer fahren. Hauke Max Eder hat sich im zweitägigen Auswahlverfahren der Nationalmannschaft mit einem hauchdünnem Vorsprung gegen fünf Konkurrenten durchgesetzt und dabei auch die heimliche Favoritin hinter sich gelassen. "Ich habe damit gerechnet, dass es ein Spaziergang für Jessica Jörges wird, weil sie schon Fünfte bei den WorldSkills geworden ist und dort eine Exzellenauszeichnung geholt hat, aber ich wurde eines Besseren belehrt", fasst Nationaltrainer Matthias List den Ausgang des Wettkampfes bei der MEGA eG in Hamburg zusammen. Immerhin konnten die Frauen einen kleinen Triumph feiern: Neben Jessica Jörges komplettierte Vivien Deichmeier als Drittplatzierte das Podium.  

Intensivtraining für Graz wird ausgebaut

Mit einem hauchdünnen Vorsprung hat sich Hauke Max Eder durchgesetzt und vertritt nun die deutschen Farben bei den EuroSkills 2020. Foto: © Bundesverband FarbeMit einem hauchdünnen Vorsprung hat sich Hauke Max Eder durchgesetzt und vertritt nun die deutschen Farben bei den EuroSkills 2020. Foto: © Bundesverband Farbe

"Hauke hatte ein gutes Zeitmanagement und hat sehr kreativ gearbeitet", hebt Matthias List die Stärken des jungen Thüringers hervor. Nun können die Vorbereitungen auf die EuroSkills beginnen. Das ganze Nationalteam – bestehend aus sechs Gesellinnen und Gesellen des Maler- und Lackiererhandwerks, die in der Regel aus den drei Erstplatzierten von zwei Jahrgängen des Praktischen Leistungswettbewerbs rekrutiert werden – wird Seminare verschiedener Sponsoren wie Caparol oder Wagner besuchen. Darüber hinaus ist für Hauke Max Eder ein Intensivtraining vorgesehen. "Bislang waren es nur zwei Wochen. Nun wollen wir es auf fünf bis sechs Wochen erweitern", hat sich der Nationaltrainer vorgenommen. An den Standorten Fulda und Chemnitz sollen verschiedene Techniken perfektioniert werden. Der letzte Feinschliff ist für München geplant. "Wenn Hauke im Sommer zu mir kommt, möchte ich mit ihm einen Probedurchlauf des Wettbewerbs machen."

Nationaltrainer – ein zeitintensives Amt

Foto: © EuroSkills 2020 GmbHFoto: © EuroSkills 2020 GmbH

Vor rund 13 Jahren hat Matthias List damit begonnen, junge Fachkräfte auf internationale Wettkämpfe vorzubereiten. 2008 war er zum ersten Mal als Coach bei den EuroSkills in Rotterdam (Niederlande) dabei. "Die Nationalmannschaft gab es da noch nicht. Sie wurde erst nach den WorldSkills in Leipzig gegründet", erinnert er sich. Bis vor drei Jahren hat der selbstständige Maler- und Lackierermeister die deutschen Teilnehmer sowohl fit für die Welt- als auch für die Europameisterschaften gemacht. Doch Nationaltrainer zu sein, ist ein zeitintensives Amt. In einem Wettbewerbsjahr begleitet er die Nationalmannschaft rund 350 Stunden und investiert auch viele Stunden seiner Freizeit dafür. "Jedes Jahr auf einen Wettkampf zu gehen, sprengt den Rahmen", hat er nach den WorldSkills 2015 gemerkt und nach Entlastung gesucht. Gefunden hat er sie in einem guten Freund und Kollegen. Gregor Botzet betreut nun die Teilnehmer der WorldSkills.

Mal wieder auf dem Treppchen stehen

Nationaltrainer Matthias List inspiziert die Arbeiten beim Auswahlverfahren der Maler-Nationalmannschaft. Im Vordergrund: Jessica Jörges. Foto: © Bundesverband FarbeNationaltrainer Matthias List inspiziert die Arbeiten beim Auswahlverfahren der Maler-Nationalmannschaft. Im Vordergrund: Jessica Jörges. Foto: © Bundesverband Farbe

Für die EuroSkills ruft der Nationaltrainer als Minimalziel eine Platzierung im oberen Drittel des Teilnehmerfeldes aus. Die müsste für eine Exzellenzauszeichnung reichen. Dass dies ein realistisches Ziel ist, zeigen die Ergebnisse der Vorjahre. Seitdem Matthias List das deutsche Team trainiert, konnte er sich über fünf Auszeichnungen für herausragende Leistungen freuen. "Wir würden aber auch gerne mal wieder auf dem Treppchen stehen." Das war ihm gleich bei seiner EuroSkills-Premiere gelungen. 2008 holte Frank Bertsch in Rotterdam Gold. Aufgrund des erweiterten Trainingsprogramms hofft er in Graz auf eine Platzierung unter den ersten drei Plätzen. Für ihn ist das Gastgeberland klarer Favorit. "Die Österreicher stellen ihren Teilnehmer bezahlt frei und können 900 Stunden trainieren. Ich wäre schon froh, wenn wir auf ein Viertel davon kämen."  

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Junge Frauen überdurchschnittlich erfolgreich

Das Nationalteam der Maler auf FacebookBei so starker Konkurrenz wäre es wahrscheinlich auch für Jessica Jörges ein harter Wettkampf gewesen. Fest steht aber: Junge Frauen sind im Maler- und Lackiererhandwerk überdurchschnittlich erfolgreich. Sie machen nur 15 Prozent der Auszubildenden aus, stellten zuletzt aber zwei Drittel aller Landessieger beim Praktischen Leistungswettbewerb und mit Jacqueline Kuhn die spätere Bundessiegerin. Dies schlägt sich auch in der Nationalmannschaft nieder. In den letzten zehn Jahren haben fünf Malerinnen und Lackiererinnen die deutschen Farben bei Euro- oder WorldSkills vertreten.

Matthias List kann sich dies nicht erklären. "Vielleicht haben sie das feinere Händchen, bringen mehr Geduld mit oder können sich besser konzentrieren", spekuliert er. Für die EuroSkills 2020 muss er sich darüber keine weiteren Gedanken machen. "In Graz schicken wir mit Hauke Max Eder wieder einen jungen Mann an die vorderste Front."

EuroSkills erneut verschobenUrsprünglich sollte die EuroSkills 2020 im September 2020 stattfinden. Sie wurden wegen der Corona-Pandemie aber auf den 6. bis 10. Januar 2021 umdatiert. Nun haben sich WorldSkills Europe und EuroSkills Graz 2020 aufgrund der sich verschärfenden Corona-Lage erneut dafür entschieden, die Europameisterschaft der Berufe zu verschieben – dieses Mal auf unbestimmte Zeit. Es soll aber eine Lösung gefunden werden, "die es uns erlaubt, die EM der Berufe so durchzuführen, wie wir es uns alle gemeinsam vorgestellt haben – oder dieses internationale Highlight in einem neuen, aber der Idee entsprechenden Format zu entwickeln", so die Geschäftsführerin der EuroSkill 2020 GmbH, Angelika Ledineg. 

Text: / handwerksblatt.de

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