Thomas Hölscher (l.) bildet  seinen ­Neffen, Henrik ­Langebröker, als nächste Generation im ­Seilerhandwerk aus.

Thomas Hölscher (l.) bildet seinen ­Neffen, Henrik ­Langebröker, als nächste Generation im ­Seilerhandwerk aus. (Foto: © Peter Leßmann)

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Uraltes Handwerk mit neuen Ideen verflochten

Die Seilerei Hölscher profitiert von der Globalisierung, von Innovationen und der Digitalisierung. Der gute Ruf des 1889 gegründeten Unternehmens reicht bis Amerika und Asien.

Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft liegen bei der Seilerei Josef Hölscher in Horstmar zum Greifen nah beieinander – uraltes Handwerk, ursprüngliche Materialien, synthetische Fäden, traditioneller Familienbetrieb, lokale Verwurzelung, digitale Techniken, innovative Produkte und der weltweite Markt gehen Hand in Hand.

Immer auf der Suche nach Geschäftsfeldern

Thomas Hölscher (47) leitet das Unternehmen, das sein Ururgroßvater 1889 im Münsterland gründete und sich seit 130 Jahren durchweg in Familienbesitz befindet. Wie überlebt ein Betrieb in einem der ältesten Gewerke unserer Zeit in einer entwickelten Volkswirtschaft, in einer Gegend ohne Seilbahnen, kaum Segelbooten und automatisierten Landmaschinen? "Man sucht sich immer wieder neue Geschäftsfelder, die nicht so schnell aus Fernost kommen können, in denen Genauigkeit und Sicherheit zählen", verrät der Seilermeister und Chef von 76 Mitarbeitern

Mehr zum Gewerk des Seilers finden Sie in unserem BerufsCheck: Verdienst. Dauer. Anforderungen. 

"Wenn ich das ganze Traditionelle noch machte, wäre ich gar nicht mehr da. Wir mussten uns ständig neu erfinden." Voraussetzung dafür seien kreative Köpfe. Jeder im Team könne seine Ideen frei kundtun. Manchmal seien fünf Ideen da und tatsächlich eine davon umsetzbar.

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Kreative Ideen aus dem Team

Alle Hölscher-Generationen knüpf­ten mit ständigen Neuerungen an die Leistungen ihrer Vorgänger an. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts lebte der Betrieb von der Herstellung von Seilen in einer überdachten Reeperbahn und von Halftern für Arbeitspferde in einer zusätzlich errichteten Flechterei. 1960 löste die Ausrichtung auf den Reitsport die Erzeugnisse für die Landwirtschaft ab.

Auch heute steht Hölscher auf zwei Beinen. Als handwerklicher Hersteller hochwertiger Seile jeglicher Art – vom Drahtseil für Aufzüge bis hin zu Speziallösungen – und als etablierter Ausrüster individueller und hochwertiger Pferde- und Hundeausstattung findet das Unternehmen anspruchsvolle Kunden im In- und Ausland. Der gute Ruf reicht bis Amerika und Asien. 2005 wurde die Marke EQuest by Hölscher für die Vierbeiner-Produkte ins Leben gerufen. "Hölscher Ropes" produziert und vertreibt diese auftragsbezogen an einem zweiten Standort.

Das Innovationstempo habe ebenso wie die internationale Verflechtung massiv zugenommen. Vor 30 Jahren sei China weit weg gewesen, heute stammten die Vorprodukte von dort, weil Textilien in Deutschland nicht mehr in dem Maße hergestellt würden, erzählt Hölscher. Käufer fragen Seile aus Naturfasern wie Jute aus Bangladesch oder Hanf aus Ägypten ebenso nach wie aus Kunststoffen, die Hölscher aus Europa bezieht.

Artikel aus Naturstoffen und Kunstfasern

Die traditionellen Naturfasern verarbeitet die Seilerei vor allem für Dekokordeln, Schiffstaue, Katzenkratzbäume und Turnseile. Polypropylen, Polyamid, Polyester und Polyethylen eröffnen ständig erweiterte Möglichkeiten. "Neulich haben wir ein Probeseil für 50.000 Euro an einen Kunden in Übersee geliefert. Über die Rückmeldung, dass er sehr, sehr zufrieden sei, haben wir uns gefreut."

Traditionelle Techniken kommen ebenso zum Einsatz wie modernste Maschinen. Gerade eben hat Hölscher in nagelneue Seil-, eine Flecht- und Reißprüfmaschinen investiert. Der Digitalisierungsgrad ist sehr hoch. Ohne gehe es bei der globalen Konkurrenz nicht mehr, betont Hölscher.

Eigentlich hatte er seine berufliche Zukunft im Reitsport gesehen, aber als der Vater 1990 plötzlich starb, musste er in der Geschäftsleitung einspringen. Viele Reisen zu Kunden und Lieferanten weltweit und die Pferdeprodukte söhnten ihn mit seinem Beruf aus. Die Familienbande nimmt der Unternehmer ernst. Seine Geschwister sind auch im Betrieb tätig; alle ziehen an einem Strang.

Text: / handwerksblatt.de

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