So radeln Frauen bequem und chic durchs ganze Jahr
Eine Fagottistin, die mit dem Fahrrad zum Konzert fährt, dürfte zu den perfekten Kundinnen von Maxi Lasheras zählen. Für Musiker fertigt sie maßgeschneiderte Kleidung an. Über "RadRobe" bietet die Unternehmerin bequeme und schicke Röcke mit viel Beinfreiheit an.
Ihre Nische hat Maxi Lasheras gefunden. Eigentlich sind es sogar zwei. Vor rund dreieinhalb Jahren hat sie sich in Leipzig mit dem Maßatelier "Marillon" selbstständig gemacht. In ihrem Atelier entwirft und fertigt sie maßgeschneiderte Konzertkleidung für einzelne Musiker oder ganze Ensembles.
Funktionalität in Verbindung mit klassisch-eleganter Optik
"Eine Fagottistin hat andere Ansprüche an ein Oberteil als eine Geigerin", erklärt die 36-Jährige. Während es für die eine entscheidend sei, wie lang ein Blazer oder Gehrock ist, damit sich der Saum nicht in den Klappen verfängt, brauche die andere vor allem viel Elastizität im Rückenbereich, um sich beim Musizieren wohl zu fühlen.
Gemeinsam mit den Künstlerinnen und Künstlern tüftelt sie an den Details und entwickelt textile Lösungen, die ganz individuell auf die einzelnen Musiker abgestimmt sind. Neben der Funktionalität braucht es vor allem die klassisch-elegante Optik für den Auftritt im Rampenlicht, und die Kunst ist beides zu vereinen.
Schick und praktisch
Maxi Lasheras hat ihre Radröcke erst über ihr Maßatelier Marillon verkauft. Anfang 2020 hat sie RadRobe mit einem eigenen Onlineshop gegründet. Foto: © RadRobe/Johannes WinterDoch nicht nur Musiker wollen sich bequem und schick anziehen. Das weiß Maxi Lasheras aus ihrem "ersten Leben". Als sie noch Lehrerin für Musik und Geschichte war, ist sie in Dresden jeden Morgen mit dem Fahrrad acht Kilometer an der Elbe entlang zum Gymnasium geradelt und musste sich vor dem Unterrichtsbeginn umziehen.
Daraus ist ihre zweite Geschäftsidee entstanden: schicke und praktische Röcke für Radfahrerinnen im Berufsalltag. Bis Ende 2019 hat die handwerkliche Autodidaktin, die das Nähen von ihrer Großmutter gelernt und später durch Kurse komplettiert hat, ihre Radröcke ganz anlog über das Maßatelier "Marillon" verkauft. Anfang dieses Jahres hat sie "RadRobe" mit einem eigenen Onlineshop gegründet, wo nun die unterschiedlichen Radrock-Modelle bequem von zu Hause aus bestellt werden können.
Viel Beinfreiheit
Dank dem Zipp-Effekt lässt sich der Radrock so auffächern, dass die Radfahrerinnen kräftig und mit ausreichend Beinfreiheit in die Pedale treten können. Foto: © RadRobe/Philip KnollDen Clou macht der Zipp-Effekt aus. Mit einem Reißverschluss an der Seite oder über dem Bein lässt sich der Rock so auffächern, dass die Radfahrerinnen kräftig und mit ausreichend Beinfreiheit in die Pedale treten können. Dabei schützt eine eingearbeitete Erweiterungsfalte vor neugierigen Blicken sowie den Wetterkapriolen. Selbst bei Wind, Regen oder Kälte können sich passionierte Radlerinnen in den Sattel schwingen.
"Im November haben wir das Modell #LOOM herausgebracht. Das ist der Herbstrock schlechthin", preist Maxi Lasheras ihr Produkt an. Innen sei der Rock mit einem warmen Fleece gefüttert. Von außen schütze eine wasserabweisende Nylonfaser. Zudem werde das Licht reflektiert. Neben #LOOM taugen auch die Modelle #CUT und #VELOU für einen Radtrip in der dunklen Jahreszeit, da das Wildlederimitat wasserabweisend und sehr robust sei. "Für das Frühjahr und den Sommer haben wir natürlich auch einen Schönwetterrock im Sortiment", ergänzt die umtriebige Unternehmerin, die neben ihrem Webshop auch auf Instagram und Facebook präsent ist.
Materialien aus der Region
Maxi Lasheras legt viel Wert auf Nachhaltigkeit. "Als Fahrradfahrerin unterstütze ich die grüne Mobilität. Wie sähe es denn aus, wenn ich meine Röcke containerweise in Übersee produzieren lassen und 40 Prozent der unverkauften Ware wegschmeiße?" Viele Stoffe und die Reißverschlüsse sind nach dem Oeko-Tex Standard 100 oder dem Global Organic Textile Standard (GOTS) zertifiziert.
Zudem achtet sie darauf, dass die Materialien möglichst keine weiten Wege zurücklegen. Die Futterstoffe stammen beispielsweise aus dem nahegelegenen Tschechien. Die Reißverschlüsse bezieht sie aus Thüringen. Die genaue Herkunft und Zertifizierung der einzelnen Materialien werden für jedes Produkt separat ausgewiesen, sodass sich jede Kundin informieren kann, was woher kommt. Produziert wird in Leipzig und nur auf Bestellung. Wer beim Maßnehmen Hilfe braucht, findet aufschlussreiche Tutorials auf den Shopseiten oder kann direkt ein Zoom-Meeting mit der Schneiderin persönlich vereinbaren. Bei der Fertigung der Röcke unterstützt sie ein Netzwerk von festen Freien.
Viele neue Ideen
Viele Kundinnen sind begeistert und bestellen häufig noch einen zweiten oder dritten Rock. Foto: © RadRobe/Maxi LasherasDie Röcke kommen bei den Kundinnen gut an. "Die meisten sind total begeistert und bestellen dann oft einen zweiten oder dritten." Dazu gehören längst nicht nur passionierte Radfahrerinnen. "Jede Frau, die ins Auto steigt oder die mit einem kurzen Sprint noch den Zug erwischen will, weiß das Mehr an Beinfreiheit zu schätzen", sagt Maxi Lasheras. Inzwischen weckt die Kombination aus funktional und schick sogar das Interesse der Männer. "Ich kenne viele Anwälte, die gerne mit dem Fahrrad ins Büro fahren würden, sich dort aber nicht noch umziehen möchten."
Im Hinterkopf der Designerin dreht sich das Rad der Innovationen deshalb schon weiter. Für Herren würde sie gerne ein Sakko aus einem elastischen und wasserabweisenden Material sowie schweißdurchlässige Hemden entwerfen. Bei den Damen fehlt zum Rock noch die passende Jacke. Doch bei allem unternehmerischen Elan muss sich die Soloselbstständige auch selbst ein bisschen bremsen. "Ich habe noch viele Ideen, aber die kann ich nur Schritt für Schritt umsetzen, um mit Ruhe und in meinem Tempo zu wachsen."
Text:
Bernd Lorenz /
handwerksblatt.de
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