Jeder Gin ist einzigartig
Fruchtig, kräuterig, würzig oder floral – Gins schmecken völlig unterschiedlich. Wir werfen einen Blick auf die "großen" Geschmacksrichtungen.
Manchen Gins sieht man es schon an: Sie schmecken nach Orange oder Erdbeer, weil es die Farbe signalisiert. Da lohnt manchmal ein genauerer Blick auf das Etikett, denn oft zaubern die Brennmeister die Farbe nachträglich mit Farbstoff hinzu. Schließlich tropft aus dem Destillierkolben in der Regel eine klare Flüssigkeit.
Die unterscheiden sich aber kräftig, abhängig von den eingesetzten Botanicals. Die Menge des jeweiligen Botanicals ist unterschiedlich, auch das Verhältnis einzelner Botanicals zueinander wirken sich natürlich aus, ebenso, ob die Zutaten frisch oder getrocknet hineinkommen oder wie lange sie tatsächlich mazeriert, also eingelegt, werden. Das erklärt, warum jeder Gin anders schmeckt.
Exotische Gins und ihre besonderen Merkmale
Fünf grobe Richtungen haben sich in der Gemeinschaft der Gin-Enthusiasten durchgesetzt: wacholdrig, fruchtig, floral, würzig (oft auch "crispe" genannt) und kräuterig. Manche haben noch die Kategorie "extravagant" eingeführt, um auf selten genutzte oder exotische Botanicals hinzuweisen. Das macht sich oft im Preis bemerkbar, aber tatsächlich lassen sich auch diese Gins einer der fünf groben Richtungen zuordnen. Klassisches Beispiel ist der Bulldog Gin, der auf die Drachenfrucht setzt, aber damit auch eindeutig fruchtig ist.
Auch der Alkohol spielt eine wichtige Rolle, denn auch dessen Ursprung nimmt einen entscheidenden Einfluss auf den späteren Geschmack. So nutzen viele Hersteller als Basis natürlich Getreide, wobei Roggen, Gersten oder Weizen schon für leichte Unterschiede sorgen. Auch Kartoffeln, eigentlich klassisch Vodka-Basis, kommen zum Einsatz ebenso wie Alkohol aus Weintrauben. Der französische G-Vine etwa nutzt das, aber auch der exotische Cruxland Gin aus Südafrika, der dank Kalahari-Trüffel auch ein Beispiel für einen exotischen Gin ist. Wird es richtig exotisch wie zum Beispiel beim Five Fingers Gin oder dem Iron Balls, hat man auch noch exotische Früchte als Lieferant für den Alkohol. In dem Fall die Ananas beim Iron Balls aus Thailand oder die Sternfrucht beim karibischen Five Fingers Gin – wobei Five Fingers auch der lokale Name für die Sternfrucht ist.
Wacholderbetonte Gins
Klar regiert hier der Wacholder! Alle weiteren Botanicals dienen nur dazu, den Geschmack der Beere abzurunden. Tatsächlich gibt es auch Gins, die ausschließlich auf die Wacholderbeere setzen. Dazu zählen etwa der R(h)ein Gin oder der Aiteal Gin aus Irland, die natürlich auch klassischer Wacholderschnaps durchgehen würden. Ob sie sich dann Gin nennen dürfen, hängt von dem Alkoholgehalt ab (37,5 Prozent ist als Minimum vorgeschrieben). Wacholder betonte Gins gibt es in der Regel als London Dry Gin oder als Distilled Gins – und sind natürlich besonders nahe an der Ursprungsidee.
Fruchtige Gins
Der Name sagt es schon: In diesen Gins kommen besonders die fruchtigen Botanicals zum Ausdruck. Am beliebtesten sind Zitronen oder Zitronenschalen, die für echte Frische sorgen. Aber auch die weiteren Südfrüchte wie Orangen und sämtliche Spielarten von Orange und Zitrone – zum Beispiel Bergamotte, Limette, Kaffirlimette, Yuzu, Kalamansi – kommen gerne zum Einsatz. Seltener wird es schon bei Apfel, Kirsche, Pflaume und anderen Obstsorten, während Erdbeeren, Brombeeren, Blaubeeren und Johannisbeeren gerne in farbigen Gins zu finden sind.
Florale Gins
Diese Gin-Sorten setzen auf die Kraft der Blüten, die mit ihren sanften Geschmacksnoten den Wacholder milde stimmen. Die beliebtesten floralen Noten sind Lavendel, Holunderblüten und Rosen. Sie entfernen sich aber oft deutlich vom klassischen Gin, weshalb die Macher ihnen gerne auch das Etikett "New Western Gin" anhängen. Denn gerade sie erfüllen oft nicht das von der Europäischen Union vorgeschriebene Muss, "vorwiegend nach Wacholder" schmecken zu müssen.
Würzige Gins
Sie leben durch den Einsatz von Gewürzen – und hier sind es an erster Stelle Pfefferkörner. Allerdings kommen in vielen Gins grundsätzlich Pfeffer, Ingwer, Muskat oder Koriander zum Einsatz, weil sie den Geschmack wirklich schön abrunden. Aber sie unterstützen den Wacholder nur, während in würzigen Gins die Gewürze tatsächlich deutlich hervorstechen. So gibt es interessante Variationen, die beispielsweise auf die Stoffe unterschiedlichster Pfefferarten setzen. Schon Köche wissen, dass einen großen Unterschied machen kann, ob man einen Kubeben- oder ein Szechuan-Pfeffer einsetzt.
Kräuterige Gins
Ein klarer Fall für die Kräuterfraktion, denn hier betonten die klassischen Küchenkräuter den Geschmack. Dazu zählen Rosmarin, Basilikum oder Thymian, die sich auf den Geschmacksknospen deutlich bemerkbar machen Ein berühmter kräuteriger Gin ist der Gin Mare, der durch den Einsatz der klassischen Mittelmeerkräuter inklusive Oliven tatsächlich einen mediterranen Charakter auf der Zunge entwickelt.
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Genuss pur! Tasting Gin ist nicht gleich Gin. Wer genauer in die Geschmacksanalyse einsteigen möchte, sollte ihn immer pur verkosten, ohne Eis. Welche Farbe hat er? Dabei kreisen lassen. Dann eine Geruchsprobe. Vor allem im direkten Vergleich zeigen sich Unterschiede. Dann gilt es, einen Schluck zu nehmen, und zwar so viel, dass man den Gin im Mundraum herumwandern lassen kann. Wo entwickeln sich welche Geschmacksaromen? Nach dem Herunterschlucken den Gin wirken lassen und den Aromen und dem Alkohol nachspüren. So lässt sich nach und nach erschmecken, wie ein Gin komponiert ist.
Weitere Infos einfach-gin.de
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Text:
Stefan Buhren /
handwerksblatt.de
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