Luxus für Auge und Gaumen: der 44°N aus Grasse

Luxus für Auge und Gaumen: der 44°N aus Grasse (Foto: © Ginneslust)

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Gin: Zwischen Handwerk und Hightech

Ob Kneipe oder Restaurant, Bar oder Club – eine Auswahl exzellenter Gins ist heute Pflicht. Neue Marken, aber auch neue Richtungen machen die Auswahl immer schwerer. Ein Blick auf die Trends.

Machen wir eine Zeitreise und bestellen einen Gin Tonic. 1990 war die Antwort nur: "Hier, bitte!" 2010 kam schon die Nachfrage "Bombay Sapphire oder Gordon’s?" Heute könnte die Antwort so klingen: "Ich empfehle Monkey 47 mit Thomas Henry Tonic und Preiselbeeren, alternativ Hendrick’s mit 1724 Tonic und Gurke oder einen erfrischenden Gin de Cologne Orange mit Fever-Tree Mediterranean Tonic plus Orangenscheibe." Kurz gesagt: Gin ist hip und Hype zugleich, Massenware und Genusskult.

Unumstritten ist: Der Markt wird immer dichter. "Gerade in der Preisklasse 20 bis 45 Euro gibt es eine gewisse Sättigung", hat Benjamin van Nes Ziegler, Geschäftsführer des Importunternehmens Ginneslust, festgestellt. Fast täglich tauchen neue Marken für eine etablierte Kundschaft auf, die Anteile am Kuchen werden kleiner. Einsteiger haben es schwer, sich neu am Markt zu positionieren, wenn sie den Schritt vom lokalen Einzugsgebiet in die Bundesliga schaffen wollen.

Gin aus Hopfen: Gin 8 aus der Eifel

Gin 8 aus Hopfen Foto: © Gin 8Gin 8 aus Hopfen Foto: © Gin 8

"Sie brauchen ein erstklassiges Produkt und eine authentische Geschichte", sagt Andreas Dick, Hopfenbauer und Biersommelier aus Holsthum in der Eifel, der für seinen Gin 8 Eifel Hop Gin auf Hopfen setzt. Er konzentrierte sich zunächst auf die Qualität: Rund 50 Hopfen-Brände dauerte es, bis sein Hopfen-Gin flaschenreif war. 14 Botanicals sind drin, Dick kreuzt seinen Hopfen mit Zitronengras und Lavendel, um florale Noten als Gegenspieler zum bitteren Hopfen zu gewinnen.

Nach einer schonenden Mazeration und Destillation in der Eifelbrennerei Zender reift sein Gin für vier Monate, eher er den Gin mit Eifelwasser auf trinkbare Stärke (43 %) bringt und nach weiteren zehn Tagen Ruhezeit abfüllt. Sein Vorteil: Als Hopfenbauer arbeitet er für Bitburger. So kann er nicht nur mit dem Bitburger Siegelhopfen werben, sondern auch vom Marketing-Know-how seines Kooperationspartners profitieren, um den Sprung über die Eifelgrenze zu schaffen.

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Luxus im Trend

Einen anderen Weg geht van Nes Ziegler. Er setzt mit seinem neuesten Importhit 44°N bewusst auf Luxus: "Ich glaube, dass im Hochpreissegment noch viel Potenzial steckt." Der Edel-Gin kommt aus der französischen Parfum-Hauptstadt Grasse an der Côte d’Azur. Was Dick traditionell herstellt, wird in Grasse mit Hightech aus der Parfumbranche erledigt: Eine Ultraschall-Mazeration, um die Aromen schneller und besser aus den Botanicals herauszuholen, eine schonendere Vakuumdestillation und eine CO2-Extraktion der ätherischen Öle aus den 22 Botanicals.

Diese sind exotisch: Alexandrinerklee, Meerfenchel, Grapefruit und Strohblumen, aber auch Rosa centifolia (Hundertblättrige Rose), Mimose, Jasmin und Lavendel aus der Region. "Wenn Licht ein Geschmack wäre und Erleuchtung ein Duft, dann würde es so schmecken und duften", umreißt der Import- und Handelsprofi poetisch den Gin, der in einer edlen, an Parfumflakons erinnernden Flasche daherkommt. Per eingearbeitetem Chip und eigener App können sich Interessenten über die Details der Herstellung und den Destillateur informieren.

Lust auf mehr Gin? Foto: © Verlagsanstalt Handwerk GmbHFoto: © Verlagsanstalt Handwerk GmbHIn unserer Sonderveröffentlichung "ARTIFEX - Das Magazin für Handwerker, Genießer und Entdecker" finden Sie Geschichten und Reportagen über Gin. Darüber hinaus stellen wir Ihnen 50 Gins vor.
Unten einige Themen aus Artifex:
"Comte de Grasse: Die Aromenflüsterin"
"Schray's Distillery: Nur nichts verschwenden"
"Gin de Cologne: Bleib bei deinen Leisten"
"Thomas Henry: Die besten Mixer"
"Tastillery: Schlechtem keine Chance geben"
"Glocal Gin: Global kaufen, lokal genießen"
"GiNFAMILY: Der Natur etwas zurückgeben"

Farben und Fasslagerung

Abbass Khatami, Geschäftsführer von Gin de Cologne Foto: © Gin de CologneAbbass Khatami, Geschäftsführer von Gin de Cologne Foto: © Gin de Cologne

Neben der Etablierung neuer Marken gibt es aber auch zwei Geschmacks-Trends im Markt. Der eine setzt auf "farbige" Gins, was oft als "Pink Gin" umschrieben wird. Hier hinterlassen die Botanicals ihre Farbspuren und bieten etwas fürs Auge. Abbass Khatami, Marketing-Profi und kreativer Kopf hinter dem Gin de Cologne, hat bereits mit einem Gin de Cologne Rosé und erst kürzlich mit einem Gin de Cologne Orange reagiert.

Sein Motto des "everybody’s darling" hat er bei beiden Gins konsequent umgesetzt und zielt so auf ein möglichst breites Publikum. Im Rosé kommen Farbe und Geschmack von Himbeeren, Blaubeeren und Erdbeeren, bei Orange – Überraschung – von Orangen, die er als zusätzliche Botanicals auf seinen klassischen London Dry Gin aufsattelt. "Entscheidend ist, dass die Gins zwar diese Aromen auf der Zunge spiegeln, aber immer noch nach Wacholder schmecken", erklärt Gin de Cologne-Chef Khatami. Beide erweisen sich als herrlich frischer Sommer-Drink.

Lagerung im Holzfass

Kunstwerk Gin Foto: © KunstwerkKunstwerk Gin Foto: © Kunstwerk

Ein weiterer Trend ist die Veredlung des Originalprodukts durch eine Fasslagerung über mehrere Wochen oder Monate. Der Gin nimmt so die Aromen des Holzes, aber auch die der eventuell vorher darin gelagerten Spirituosen auf und erhält eine bräunliche Färbung. So macht es zum Beispiel Marcus Ritter, Schreiner und Architekt aus Rösrath bei Köln, der – typisch für viele Marktneulinge – aus der Ginbegeisterung heraus einen eigenen kreierte. Mit seinem 2020 entstandenen KUNSTWERK London Dry Gin räumte Ritter bereits mehrere internationale Preise ab, jetzt veredelt er ihn durch eine dreimonatige Fasslagerung in einem Eichenfass.

Er setzt auf ein extra angefertigtes Fass aus französischer Limousin-Eiche. "Ich wollte, dass keine fremden Aromen aus vorbelegten Fässern meinen Gin verändern", begründet Ritter sein Vorgehen. Auch bei ihm nimmt der Gin eine typisch goldene, whiskeyähnliche Farbe und eben Aromen wie Vanille und Holz auf, die Ritter als KUNSTWERK Barrel Aged Gin verkauft. Dieser Gin hat eines mit den anderen hier vorgestellten gemeinsam: Sie alle brauchen kein Tonic für besten Genuss!

Genuss pur! Tasting Gin ist nicht gleich Gin. Wer genauer in die Geschmacksanalyse einsteigen möchte, sollte ihn immer pur verkosten, ohne Eis. Welche Farbe hat er? Dabei kreisen lassen. Dann eine Geruchsprobe. Vor allem im direkten Vergleich zeigen sich Unterschiede. Dann gilt es, einen Schluck zu nehmen und zwar so viel, dass man den Gin im Mundraum herumwandern lassen kann. Wo entwickeln sich welche Geschmacksaromen? Nach dem Herunterschlucken den Gin wirken lassen und den Aromen und dem Alkohol nachspüren. So lässt sich nach und nach erschmecken, wie ein Gin komponiert ist.
Weitere Infos einfach-gin.de
Instagram talk_about_gin
Bezugsquellen Gin 8 Eifel Hop Gin, 36,90 Euro, gin-8.de; 44°N Gin, 75 Euro ginneslust.com;Gin de Cologne, 29,90 Euro, gin-de-cologne.shop; KUNSTWERK Barrel Aged Gin, 59,90 Euro, kunstwerkgin.com.

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Text: / handwerksblatt.de

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