Eine Hammer-Idee
Heinz Hoenig hat eine Handwerkerausbildung. Einem breiten Publikum wurde der Schauspieler mit dem Film "Das Boot" bekannt. Seit vielen Jahren engagiert er sich karitativ.
Heinz Hoenig ist Schauspieler aus Leidenschaft. Den Boden zur Realität hat der beliebte Schauspieler in der Welt des Glamours dennoch nicht verloren. In gemeinnützigen Aktionen setzt sich der 67-Jährige seit vielen Jahren für Menschen in Not ein. Vor allem der Beruf des Betriebsschlossers hilft, psychisch traumatisierten Kindern in Workshops und Feriencamps mit handwerklichen Tätigkeiten den Lebensmut zurückzugeben.
DHB: Herr Hoenig, einem großen Publikum sind Sie spätestens durch Wolfgang Petersens "Das Boot" oder die Fernsehserie "Der große Bellheim" bekannt geworden. Vor der großen Schauspielkarriere stand eine Ausbildung zum Betriebsschlosser. In einem Interview haben Sie einmal gesagt, wieder verstärkt in Ihrem alten Lehrberuf tätig werden zu wollen. Wobei das Schmieden Ihnen besonders am Herzen liegt. Also eine Rückkehr zu den handwerklichen Wurzeln?
Hoenig: Ich bin Schauspieler und werde es auch immer bleiben, solange ich lebe. Aber ich habe den Beruf des Betriebsschlossers gelernt. Das Schmieden ist ein Teil dieser Ausbildung. Und das ist so ähnlich wie Knutschen oder Fahrradfahren. Das Schmieden verlernt man nicht.
DHB: In vielen Rollen zeigen Sie einen starken Charakter und festen Willen. Hat die Handwerkerausbildung Ihnen geholfen, dies zu entwickeln?
Hoenig: Ja, klar, sonst müsste ich jetzt lügen (lacht).
DHB: Vor drei Jahren haben Sie den Meisterschmied Alfred Bullermann kennengelernt und mit ihm gemeinsam das Projekt "Schmieden für den Frieden" ins Leben gerufen. Was hat es damit auf sich?
Hoenig: Ein Schmiedefreund von Alfred Bullermann verlor durch ein Bombardement in der Ukraine seine Schmiede. Zum Glück war der Schmied selber nicht in der Werkstatt. Alfred Bullermann, Tom Carstens und ich haben den Hilferuf aufgenommen und die Idee für dieses weltumspannende Projekt ins Leben gerufen. Dafür steht ein Tag im Jahr ganz symbolisch.
DHB: Bei der Aktion schwingen Sie gerne selbst den Hammer und bearbeiten das heiße Metall auf dem Amboss. Was genau passiert an dem Tag?
Hoenig: Die Schmiede auf der ganzen Welt sind aufgerufen, am 8. Mai, also am Tag der Befreiung, einen Friedensnagel für einen guten Zweck zu schmieden. Im Kopf des Nagels ist eine Friedenstaube eingeprägt. Die Taube ist inzwischen ein Erkennungszeichen aller beteiligten Schmiedewerkstätten. Ein Teil des Erlöses der Friedensnägel wandert auf ein Kinderkonto, wir unterstützen gemeinnützige Institutionen oder in Not geratene Menschen. Außerdem ist es etwas Tolles, wenn viele Schmiede zusammenkommen. In dem Moment ist es egal, wer was kann. Wir fühlen uns alle gleich verbunden. Wir sind einfach eine Familie.
DHB: Seit vielen Jahren setzen Sie sich für psychisch traumatisierte Kinder ein. Eines Ihrer Hauptthemen ist das Mobbing gegenüber Kindern und Jugendlichen. Dafür haben Sie sogar die gemeinnützige Heinz-Hoenig-Schmiede gegründet. Unter anderem sollen handwerkliche Arbeiten das Selbstwertgefühl der jungen Menschen stärken.
Hoenig: In den Schulen wird viel gemobbt. Die Kinder leiden sehr. Das Handwerk soll mit vermitteln, was Mut bedeutet, dass man auch zueinandersteht. Die Kinder sollen wieder sagen können, Menschenskinder, das traue ich mir zu.
DHB: Stichwort Scheune 86 im Berliner Umland: Das ist Ihr neuestes Projekt für in Not geratene Menschen. Wird Handwerk auch dort wieder eine wichtige Rolle spielen?
Hoenig: Die Scheune 86 soll eine Theater- und Handwerksstätte für Menschen von 6 bis 86 werden. Unterstützt werde ich von Pädagogen und Handwerksmeistern. Ein Herzstück wird sicherlich die Schmiede sein. Besonders bei den Mädchen haben wir in der Vergangenheit ein großes Interesse am Schmieden festgestellt. Sie haben mehr Geduld als die Jungs (lacht). Handwerk ist – obwohl es ja leider oft negativ bewertet wird – etwas Schönes, was man den Kindern nachhaltig beibringen kann. So können sie vor allem die Angst vor dem Handwerk verlieren. Ohne Handwerk kämen wir alle nicht zurecht. Dass alles nur noch digital funktioniert, so weit sind wir Gott sei Dank noch lange nicht.
DHB: Auf dem Gelände der ehemaligen Mönchmühle wird es also kein WiFi, kein Smartphone und keine Tablets geben?
Hoenig: Die Scheune 86 soll auch einen Kontrapunkt zu den vielen Internetspielen setzen. Es gibt gute und lehrreiche Spiele, bei denen Kinder viel lernen können. Vieles lässt die Kinder aber auch verdummen. In unserer Scheune wird es natürlich einen Raum mit Internetanschluss und einer begrenzten Nutzungsmöglichkeit geben. Wir möchten aber vor allem zeigen, was man Gutes mit einem Handwerk machen kann. Die Kinder sollen im wahrsten Sinne des Wortes wieder begreifen. Ob der Schwerpunkt auf dem Schmieden liegt oder sie eine andere handwerkliche Arbeit ausüben, das entscheiden die Kinder. Wir bereiten einfach alles dafür vor.
DHB: Thema Fachkräftemangel. Welche Empfehlung können Sie Jugendlichen geben, eine Ausbildung im Handwerk zu beginnen?
Hoenig: Als Erstes würde ich die Lehrer anders briefen. Wer von denen kann mit einem Werkzeug umgehen? Die Lehrer müssen verstehen lernen, was mit der Hand produziert werden kann. Es muss nicht jeder in einer Bank arbeiten oder studieren. Ich empfehle allen Lehrern, in eine Werkstatt, in ein Bildungszentrum zu gehen und zu lernen, was Handwerk eigentlich bedeutet.
DHB: Was wünschen Sie sich für 2019?
Hoenig: Dass die Scheune 86 bald in Betrieb genommen werden kann. Es müssen einige Sanierungsmaßnahmen erfolgen. Die Handwerker stehen in den Startlöchern. Was uns jetzt noch fehlt, ist Kohle.
Das Interview führten Brigitte Klefisch und Michael Block
Text:
Brigitte Klefisch /
handwerksblatt.de
Kommentar schreiben