"Das Beste und Sinnvollste, was ich bisher in meinem Leben gemacht habe"
Tief beeindruckt sind die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Handwerker-Reise nach Ruanda heimgekehrt.
Zehn Tage waren sie vor Ort, um dort persönliche Eindrücke zu sammeln, vor allem aber, um dort mit ihrem handwerklichen Know-how bei dem Ausbau eines Kinder- und Jugendzentrums im Rahmen der EuRwanda Handcraft Foundation e. V. Hilfe zu leisten. Es waren für alle Beteiligten unvergessliche Tage.
Bewegende Einblicke im Kigali Genocide Memorial
Raumausstatter Joscha Eggert mit ruandischen Berufsschülern bei der Herstellung von Sitzbänken für das Kinder- und Jugendzentrum. Foto: © Verlagsanstalt Handwerk/ Felicitas WinkelsDie Reise begann in der Hauptstadt Kigali mit einem Besuch des Kigali Genocide Memorial, einer Gedenkstätte für den Völkermord von 1994. Blutige Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Völkerstämmen hinterließen Hunderttausende Tote. Die Reisegruppe war tief beeindruckt von den Schilderungen einer Überlebenden, die dem Grauen entkommen konnte. "Es ist unvorstellbar, welches Leid der Bevölkerung angetan wurde und es ist wichtig, dass es Zeitzeugen gibt, die davon berichten", betont Maren Kogge, Malermeisterin aus Amerang.
"Landbevölkerung unvorstellbar arm"
Zwei Macherinnen für die gute Sache: Tischlermeisterin Jule Rombey, Miss Handwerk 2020, und Kirchenmalermeisterin Maren Kogge, Miss Handwerk 2023. Von Kigali aus ging es weitere aufs Land nach Musanze, wo das Ausbauprojekt auf die Reisenden wartete. Joscha Eggert, Raumausstatter aus Köln, erinnert sich: "Nach den ersten Eindrücken in Kigali, einer völlig anderen Kultur, anderen Eindrücken und Gerüchen, war die Weiterfahrt nach Musanze noch einmal ein weiterer Kulturschock. Ist das Straßennetz in Kigali relativ gut ausgebaut, kommt man hier auf Geröllwege und sieht einfachste Hütten, in denen die Menschen leben." Und er fügt hinzu: "Die Armut der Landbevölkerung lässt einen schlucken."
Gemeinsam für ein Kinder- und Jugendzentrum
Das Projekt, das die deutschen Helfer im Vorfeld ausgewählt hatten, konzentrierte sich auf ein Kinder- und Jugendzentrum in Musanze. Das Ziel: einen Ort der Begegnung schaffen, Bildung vermitteln und damit langfristig die Armut mindern. Um nachhaltige Hilfe zu gewährleisten, arbeiteten die Deutschen Seite an Seite mit Buddies aus Ruanda, jungen Berufsschülern. "Die Zusammenarbeit hat wunderbar geklappt", resümiert Maren Kogge. "Wir haben wir uns auf Englisch und mit Händen und Füßen, manchmal auch auf Französisch verständigt. Die Buddies waren hochmotiviert und haben richtig angepackt."
Herausforderungen vor Ort und kreative Lösungen
Improvisation war angesagt: Aus Mangel an Akkuschraubern musste alles genagelt werden. Foto: © Verlagsanstalt Handwerk/ Felicitas WinkelsTrotz guter Vorbereitungen stießen die Handwerker auf viele Herausforderungen. Die Baustelle erforderte kreative Lösungen und Improvisation. Jule Rombey, Tischlermeisterin aus Heinsberg, sieht das als Chance und persönliche Bereicherung: "Manche Pläne haben sich ganz anders herausgestellt, aber ich habe durch diese Herausforderungen sehr viel gelernt." Die Verwendung von sägefrischem, sich verziehendem Holz war eine besondere Herausforderung für Rombey, die normalerweise mit gelagertem Holz arbeitet. Joscha Eggert, der sich gemeinsam mit deutschen und ruandischen Kollegen angesichts des akuten Mangels an Bänken und Betten auf deren Herstellung konzentrierte, erlebte ähnliche Situationen. Die eigentlich für den Bau erforderlichen Nägel wurden durch andere ersetzt, die auf dem örtlichen Handwerkermarkt verfügbar waren. Eine Notlösung, die dennoch erfolgreich war.
Nachhaltiger Erfolg und Zukunftsperspektiven
Der Erfolg der Aktion ist unübersehbar. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Reise berichten einhellig, dass die Arbeit mit den Buddies auf Augenhöhe verlief. Auch sie haben durch andere Herangehensweisen und Denkansätze sehr viel dazu gelernt. "Wir sind sehr froh über das, was wir erleben durften und darüber, dass die Buddies die Projekte selbstständig weiterführen können, um so der Ungerechtigkeit nachhaltig entgegenzuwirken", resümiert Maren Kogge. Für sie war die Reise eine tiefgreifende Erfahrung, die sie nicht missen möchte: "Es ist das Beste und Sinnvollste, was ich bisher in meinem Leben gemacht habe."
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Text:
Claudia Stemick /
handwerksblatt.de
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