Emissionsarm mit 2 PS zum Kunden
Geht doch! Etwas Hafer, ein Möhrchen, dazu ein paar Streicheleinheiten. Schon kommen Nancy und Carry in Fahrt. Vom Dieselfahrverbot lassen sich die Pferde nicht ausbremsen!
Zurück in die Zukunft. Die Lärmbelästigung und die Feinstaubbelastung erfordern von Handwerksbetrieben in Sachen Mobilität neue und ungewöhnliche Ideen. Auf dem Weg, weniger Stickstoffoxide zu erzeugen, sind E-Autos oder E-Bikes eine Möglichkeit. Aber E-Autos gibt es noch zu wenige. E-Bikes sind wegen ihrer Reichweite und der begrenzten Transportmöglichkeiten nicht immer eine gute Alternative.
Die Anfänge der Mobilität
Malermeister Michael Huschens aus Düsseldorf besinnt sich auf die Anfänge der Mobilität. "Im Februar 1876 fahren die ersten drei Linien einer Pferdebahn durch die Stadt", erinnert der Handwerksmeister an die damalige Fortbewegungsmöglichkeit. Die Bahnen stellten für jedermann eine Verbindung zwischen den Bahnhöfen, dem Rathaus und der Tonhalle her. Im Jahr 1869 wird die erste elektrifizierte Bahn in Betrieb genommen. 2018: Die Mobilität gerät ins Wanken.
Wohin mit den Dieselfahrzeugen?
"Einige Düsseldorfer Unternehmer, wie die Bäckerei Schüren, sind Vorreiter, was das emissionsarme Fahren angeht", weiß Michael Huschens. Dieser Betrieb hat inzwischen seinen Fuhrpark ganz oder teilweise umgestellt. "Aber was macht ein Unternehmer wie ich, der vor drei Jahren auf die Euro-5-Norm gesetzt hat?", fragt der Malermeister verärgert. Für diese Fahrzeuge wird es so gut wie sicher ein Fahrverbot in den Innenstädten geben. Außerdem ist der Fuhrpark noch nicht abbezahlt und der Wiederverkaufswert daher gering. Ein neuer Fuhrpark kommt nicht in Frage. Die Situation für das Malerunternehmen und viele andere Handwerksbetriebe ist angespannt. "Wir wissen nicht, wie wir unsere Fahrten durch die Stadt demnächst gestalten sollen", sagt der Düsseldorfer Handwerker. Bei dem Wort "angespannt" hat Michael Huschens plötzlich eine Idee. Es beginnt ein spannendes Experiment.
Zurück in die Zukunft?
Foto: © Malerbetrieb Michael Huschens"Ich habe den Begriff wörtlich genommen und angespannt, nämlich unsere Pferde Nancy und Carry." Mit zwei PS fuhren seine Mitarbeiter mit einem beladenen Hänger in den Düsseldorfer Norden. "Ich habe einfach mal die Euro-7-Norm erfunden", sagt Huschens. Der Auftrag: eine Renovierungsarbeit einer Teilfassade des Tennisclubs TC 13. Einige Fragen beschäftigt das Team Huschens im Vorfeld: Wie lange dauert die Fahrt? Zahlt der Kunde überhaupt die zusätzliche Zeit für An- und Abfahrt? Aber ganz wichtig: Sind Pferdekutschen wirklich eine denkbare Alternative?
Spaß mit Augenzwinkern
Das Fazit von Michael Huschens: "Es war spaßig und erfahrungsreich“, sagt der Ideenschmied. Aber natürlich ist eine Pferdekutsche in der heutigen Zeit nicht denkbar. Die Arbeitszeit der Mitarbeiter würde sich verlängern. Die Anfahrtszeit ebenso. "Kein Kunde ist bereit, das zu bezahlen“, weiß der Handwerksmeister. Mal ganz vom Pflegeaufwand und den Parkmöglichkeiten für die Pferde abgesehen. Das Positive an dem Experiment: "Es war eine Aktion mit einem Augenzwinkern und einem leisen Protest, die für Aufmerksamkeit sorgte."
Wie sieht die mobile Zukunft aus?
Wie die mobile Zukunft des Malerbetriebs Michael Huschens aussehen wird, weiß der Firmeninhaber noch nicht. "Wahrscheinlich“, sagt er, "werde ich Kunden in den gesperrten Zonen nicht mehr bedienen oder ich muss mir einen Leihwagen nehmen.“ Ein Lastenfahrrad oder ein E-Auto ist für Huschens keine Alternative. Alleine beim Transport des Materials müssten die Mitarbeiter mit einem Lastenrad mehrmals zwischen Betrieb und Kunde pendeln. "Und das bei Wind und Wetter, Schnee und Eis.“
Sicher ist, dass er keine Fahrzeuge mehr kaufen, sondern nur noch leasen wird. Die Lage bleibt also angespannt. Michael Huschens: "Ich werde abwarten müssen, wo die gesperrten Zonen in Düsseldorf hinkommen.“
Text:
Brigitte Klefisch /
handwerksblatt.de
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