Unfall nach Medikamenteneinnahme – bin ich versichert?
Sie haben Medikamente genommen und einen Autounfall verursacht: Sind Sie jetzt versichert? Die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) warnt: Wer durch die Einnahme von Medikamenten einen Arbeits- oder Verkehrsunfall verursacht, kann seinen gesetzlichen Versicherungsschutz verlieren.
Dies gilt vor allem bei der sehr verbreiteten Selbstmedikation. Nach Angaben der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände hat rund ein Fünftel aller Medikamente, die sich auf dem Markt befinden, Einfluss auf das Reaktionsvermögen. Jeder vierte Unfall ist direkt oder indirekt auf die Einnahme von Tabletten, Tropfen oder Zäpfchen zurückzuführen. Dies kann erhebliche Auswirkungen auf den gesetzlichen Unfallversicherungsschutz haben, der normalerweise bei Arbeitsunfällen, bei beruflich bedingten Fahrten und auf dem Arbeitsweg gilt.
"Wenn die Wirkung eines Medikaments die wesentliche Ursache für den Unfall ist, dann erlischt in aller Regel der Versicherungsschutz", erläutert Sozialrechtsexperte Michael Woltjen von der BGW. Ausnahmen können höchstens bestehen, wenn jemand ärztlich verordnet Medikamente einnehmen muss, zum Beispiel um überhaupt arbeiten zu können. Hier müsse jedoch immer der Einzelfall betrachtet und rechtlich bewertet werden.
Viele gängige rezeptfreie Präparate sind gefährlich
Medikamente mit erheblichen Auswirkungen auf das Reaktionsvermögen und die Fahrtüchtigkeit sind zum Beispiel Schmerzmittel, Schlaf- und Beruhigungsmittel, Antidepressiva und Diabetes-Medikamente, aber auch Hustenblocker, Allergiemittel, Rheumamittel sowie Augentropfen und -salben. Einige haben Einfluss auf die Reaktionszeit und das Sehvermögen, machen müde und benommen, andere wiederum erhöhen die Risikobereitschaft.
Insbesondere zu Beginn einer Behandlung, bei hohen Dosierungen oder auch nach dem Absetzen einer Arznei können gefährliche Wirkungen entstehen. Sie werden in Kombination mit anderen Medikamenten oder mit Alkohol oft noch potenziert. Viele gängige rezeptfreie Präparate wie Erkältungs- und Grippemittel sind allein deshalb gefährlich, weil sie Alkohol enthalten. Angesichts der weit verbreiteten Selbstmedikation mit Gefahr von Überdosierungen und Wechselwirkungen sowie vor dem Hintergrund der Zahl von bis zu 1,9 Millionen medikamentenabhängigen Menschen in Deutschland wird die Unfallgefahr durch Arzneimittel allgemein unterschätzt, so die BGW.
Text:
Rainer Fröhlich /
handwerksblatt.de
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