Mal eben schnell geliefert...
Klein, praktisch, gut – wer flott zum Kunden will und stets auf einen Parkplatz im innerstädtischen Bereich angewiesen ist, kommt um Stadtlieferwagen nicht herum.
Die Idee war ebenso einfach wie bestechend: Man nehme die Fläche eines Golfs, platziere den Fahrer aber höher und gibt ihm gleichzeitig noch viel Freiraum nach oben. Das war 1996, der französische Autokonzern Citroën hatte diese Idee mit seinem Berlingo realisiert und zusammen mit dem natürlich baugleichen Peugeot Partner der Fach- und Autowelt vorgestellt. Es war die Geburtsstunde des Hochdachkombis und gleichzeitig in der verblechten Variante die des Stadtlieferwagens. Den Namen leiteten seine Erfinder übrigens von Berlingot ab, das im Französischen eine Kutsche bezeichnet.
Kostenloser Download Hier klicken und das PDF Stadtlieferwagen kostenfrei herunterladen!Gleichzeitig steht der Berlingo auch in der Kooperationstradition der Nutzfahrzeugbranche. Schließlich entwickelten die Franzosen das Modell mit der Schwestermarke Peugeot. Der Vorteil dieser gemeinsamen Sache: Die Beteiligten können sich die immensen Entwicklungskosten für ein Fahrzeug teilen, auch wenn es im Wettbewerb auf dem Markt hinterher heißt: Jeder gegen jeden.
Kooperationen sind etabliert
Foto: © Stefan BuhrenDie Kooperation zwischen den beiden Franzosen – sie gehören ja dem PSA-Konzern an – gilt immer noch und hat sich durch weitere, neue Konzernmarken ausgedehnt. Heute gehört auch Opel mit zum Konzern, weshalb es nicht überrascht, dass auch die Rüsselsheimer über einen Hochdachkombi verfügen. Heute ist es das Gemeinschaftsmodell, das Opel als Combo verkauft. Das Vorgängermodell bei Opel kam übrigens noch von Fiat und war nichts anderes als der Doblò mit einem Blitz-Logo.
Der Doblò ist wiederum mit Blick auf Varianten, Motorisierungen und Antriebe eines der vielseitigsten Modelle im Segment der Stadtlieferwagen. Er gehört neben dem VW Caddy zu den Modellen, die sich auch mit Erdgas betreiben lassen. Außerdem kann man den Wagen als Pritschenwagen bestellen: Der Fiat Doblò Cargo Work Up schafft eine Tonne Nutzlast. Man darf auf die Nachfolge des italienischen Hochdachkombis gespannt sein, ist doch Fiat als Teil der FCA-Gruppe nun auch Teil des PSA-Konzerns.
Caddy kommt noch 2020 neu
Neues Modell in 2020: der VW Caddy, hier als Maxi Foto: © VW NfzDer einzig neue Wagen in dem Segment kommt erst im Herbst auf die Straßen: Es handelt sich um den VW Caddy. Der hatte seine Weltpremiere zwar schon im Februar diesen Jahres erlebt, die ersten Modelle werden der Fachwelt aber erst im Oktober vorgestellt – und gehen dann auch in den Verkauf. Die technischen Daten und die Preise in der Tabelle links beziehen sich aber noch auf das aktuelle, nicht das kommende Modell. Die Eckdaten werden zusammen mit der Vorstellung des neuen VW Caddy nachgereicht. Fest steht, dass sich der Wagen noch einmal deutlich verbessert und mit vielen neuen Assistenzsystemen aufwartet. Volkswagen, der mit seinem Caddy ohnehin auf dem deutschen Markt der unangefochtene Marktführer ist, will seinen Wettbewerbern noch weitere Anteile abjagen.
Citan-Nachfolger kommt 2021
Auch bei der Sternmarke kündigt sich die Nachfolge des Mercedes-Benz Citan an. Sie ist für das kommende Jahr vorgesehen. „Der neue Citan wird eine vollumfängliche Neuentwicklung und schon beim ersten Hinsehen ein klar als Mercedes-Benz erkennbares Fahrzeug sein“, so Marcus Breitschwerdt, Leiter Mercedes-Benz Vans. „Wir werden dem Nachfolgemodell unseres Small Vans eine markentypische Identität mit auf den Weg geben.“ Die wortgewaltige Ankündigung kommt nicht von ungefähr. Schließlich ist der Citan nichts anderes als ein mit dem Mercedes-Stern versehener Renault Kangoo – also auch ein Kooperationsprojekt. Die soll weiter am Leben bleiben: Mit dem Nachfolger des Citan führen die Daimler AG und Renault-Nissan-Mitsubishi ihre seit neun Jahren bestehende strategische Kooperation fort.
Der Fiat Doblò Cargo Work Up - ein Modell mit besonders viel Varianten Foto: © Fiat ProfessionalZudem ergänzte Mercedes-Benz seine Ankündigung mit dem Hinweis, dass es auch eine rein elektrische Variante geben wird. Die gibt es in dem Segment übrigens schon lange bei Nissan mit dem NV200. Wer dieses Modell in der Übersicht vermisst, muss sich auf die Marktübersicht mit den E-Nutzfahrzeugen im nächsten DHB gedulden. Nissan hat die Verbrennerversion aus dem Programm genommen und bietet den NV200 ausschließlich als Stromer an.
Zu den neuen, aber auch doch schon bekannten Modellen zählt der Proace City von Toyota. Er feierte seine Premiere am 25. April diesen Jahres. Das neue Modell im Toyota-Katalog stammt aus dem PSA-Konzern und fährt auch als Opel, Peugeot und Citroën über die Straßen. Allerdings lässt sich vor allem an der Pkw-Version ablesen, wie sehr die Konzerne um eine eigenständige Positionierung bemüht sind – trotz technisch gleicher Daten. Er gehört zu den wenigen Modellen, die es gleich viermal auf deutschen Straßen gibt, wenn auch jedes Mal mit einem anderen Logo.
Interessant sind auch die ganz kleinen Stadtlieferwagen, der Fiat Fiorino als auch der Ford Transit Courier. Beide Hersteller sind die einzigen, die gleich zwei Modelle in diesem Segment platziert haben. Der Fiorino ist der Überlebende aus dem baugleichen Dreigestirn, zu dem auch der Peugeot Bipper und der Citroën Nemo zählten. Dass es in dieser Klasse nur diese beiden Anbieter gibt, ist nicht überraschend. Für die kleinen Lieferwagen gibt es nur wenige spezielle Anwendungen – und Kunden haben dann doch eine Nummer größer gekauft.
Text:
Stefan Buhren /
handwerksblatt.de
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